Gesellschaft
37°: Nur Haut und Knochen
Essstörungen gelten als Frauenkrankheit. Doch mindestens jeder zehnte Betroffene ist ein Mann. Elija (19) und Markus (32) wollen aus ihrer Magersucht heraus. Gelingt ihnen das?
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2020
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 21.01.2025
- Ton
- AD
Magersucht bei Männern: Das gibt es eigentlich nicht. Das haben 14-jährige Mädchen, die aussehen wollen wie Heidi Klum. Meist bricht die Magersucht in der Pubertät aus, aber auch Erwachsene sind betroffen. Markus war 26, als es mit dem gefährlichen Hungern losging.
Er studierte in Münster, wollte Lehrer werden, als er mit Ausdauersport begann, um muskulöser auszusehen. Parallel dazu wollte er sich gesünder ernähren. Was als Hobby begann, wurde in kürzester Zeit zu einem Zwang. Er konnte nicht mehr aufhören zu hungern, zu joggen. Alles drehte sich nur ums Nichtessen. Markus magerte auf 38 Kilogramm ab, bei einer Größe von 1,94 Meter, und wäre fast gestorben.
Entgegen aller Prognosen der Ärzte hat er überlebt. Nach seinem letzten langen Krankenhausaufenthalt in der Uniklinik Bochum und einem Jahr intensiver Therapie in einer Wohngemeinschaft darf er in eine Therapiewohnung umziehen. Dort muss er sich selbst versorgen und das Alleine-Leben üben, ist aber in engem Kontakt mit einem Ernährungsbetreuer und Therapeuten. Der 32-Jährige will sein Leben zurück, weiter zunehmen, wieder reisen, Freunde treffen, irgendwann auch wieder arbeiten. Wird er allein klarkommen?
Warum manche Menschen an einer Essstörung erkranken und andere nicht, kann bis heute nicht vollständig beantwortet werden. Inzwischen weiß man zumindest, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen: Gene, Hormone, psychische Probleme und gesellschaftliche Einflüsse.
Der 19-jährige Elija aus der Nähe von Siegen war 16, als er Instagram und YouTube für sich entdeckte. Heute weiß er, dass die Fotos und Videos ein Idealbild entworfen haben, das für ihn als sportlichen, aber kräftig gebauten Jungen eigentlich nicht zu erreichen war: "Ich hatte vorher kein Schönheitsideal von Männern oder Jungen. Das fing erst an, sich zu entwickeln. Und für mich war es dann 'muskulös und dünn'. Und beim nächsten Essen, beim nächsten Gang ins Fitnessstudio übernimmt man das, und dann merkt man nach einiger Zeit, oh, es funktioniert echt."
Elija trainiert jeden Abend im Fitnessstudio, später auch noch morgens vor der Schule und manchmal sogar in den Freistunden. Parallel dazu isst er immer weniger, wird immer schwächer. Und macht dennoch weiter, quält sich an den Maschinen im Studio. Bis er bei einem Sportfest in der Schule, auf das er sich sehr gefreut hat, merkt, dass er gar keine Kraft mehr hat. Das bringt die Wende.
"37°" begleitete Elija und Markus ein Dreivierteljahr bei ihrem Versuch, wieder gesund zu werden.