Gesellschaft
37°: Immer auf der Hut
Wanderschäferinnen und Wanderschäfer – kaum Freizeit, wenig Geld, immer auf Achse. Uta bangt um ihre Existenz, Klaus kämpft gegen neue Wolfsrudel, und Marthe will ihren Meister machen.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 14.03.2026
- Ton
- UT
- AD
Mit 24 ist sie die jüngste Wanderschäferin Deutschlands. Uta (50) hofft, dass sie mit ihren Schafen auf Sylt bleiben darf. Klaus (62) bildet Hunde aus, um seine Herden vor Wolfsrudeln zu schützen: Drei Generationen von Wanderschäfern kämpfen für ihre Zukunft.
Uta Wree (50) ist seit 2015 die einzige Wanderschäferin auf Sylt. Im Sommerhalbjahr zieht die gelernte Tierärztin mit 530 Schafen über Deutschlands beliebteste Ferieninsel. Doch alle drei Jahre schreiben die zuständigen Behörden ihren Job neu aus. Uta kämpft mit Bürokratie, Dumpinganbietern und permanenter Ungewissheit. "Wenn ich diesen neuen Vertrag nicht bald bekomme, geht eine ganze Herde in die Wurst!"
Zwischen Romantik und Existenzangst: Auf der einen Seite sind Uta und ihre Herde beliebte Aushängeschilder von Sylt, drehten dort schon Werbespots mit Fußball-Kulttrainer Jürgen Klopp. Auf der anderen Seite findet die Schleswigerin kaum geeignetes Personal. Sie arbeitet rund um die Uhr – und weit unter Mindestlohn.
Das Durchschnittsalter in der Branche beträgt knapp 60 Jahre. Marthe Lohse (24) ist die jüngste Wanderschäferin Deutschlands. Die Schwerinerin gilt als Exotin in dieser Männerdomäne. Mit ihren rund 1000 Tieren wandert Marthe bis zu 20 Kilometer pro Tag. Zudem wuchtet sie täglich schwere Wassertröge, zieht kilometerlange Zäune und ist eigentlich immer für ihre Schafe da. Und nun will sie neben ihrer Arbeit noch ihren Meister machen, um irgendwann einmal einen eigenen Betrieb führen zu können.
In den vergangenen 20 Jahren schmissen geschätzt rund 70 Prozent der verbliebenen Wanderschäferinnen und Wanderschäfer hin. Marthe hingegen will jetzt erst recht durchstarten. Bereits zu Schulzeiten stand für sie fest, dass sie eine Herde anführen will: "Ich bin schon immer ganz froh, wenn ich – weit weg von der Stadt – mit den Tieren alleine sein kann." Der Sommer ist für die festangestellte Schäferin die "stressigste Zeit". Dann kommen Hunderte Lämmer auf die Welt und halten sie und ihren Chef Klaus Seebürger (62) auf Trab.
Dieser fühlt sich manchmal mehr als Manager denn als Wanderschäfer. Der Hildesheimer führt im niedersächsischen Preten eine der größten Schäfereien des Landes. Er ist nicht nur für fast 7000 Tiere verantwortlich, sondern auch für seine Mitarbeitenden. Die Budgets werden knapper, die behördlichen Auflagen immer größer. Und nun siedeln auch noch immer mehr Wölfe in Klaus' Revier an: "Der Wolf war mein edelster Feind, hat sich mittlerweile zu einer echten Plage entwickelt und wird, wenn wir nicht aufpassen, bald für uns Schäfer zu einer regelrechten Pest."
44 Wolfsrudel sind mittlerweile wieder in Niedersachsen ansässig. Hirten beklagen beinahe täglich einen Schafsriss. Deshalb bildet Klaus nun auf seinem Hof junge Herdenschutzhunde aus. Diese leben Tag und Nacht mit den Schafen zusammen und sollen umherstreunende Wölfe von der Herde fernhalten.
Einer der ältesten Berufe der Welt ist vom Aussterben bedroht. Nach aktuellen Schätzungen gibt es hierzulande nur noch etwa 60 Wanderschäferinnen und Wanderschäfer.
Ein "37°"-Film über Menschen, die leidenschaftlich für den Erhalt ihres Traumberufs kämpfen.