Gesellschaft

37°: Die Ich-Vermesser

Höher, schneller, weiter: gesünder essen, den Tag optimal nutzen, dabei die Leistungsfähigkeit von Körper und Geist im Blick. So lieben es die Selbstoptimierer.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 25.04.2025
Ton
UT
AD

Der Trend zur Optimierung des "Ich" ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, Trendforscher bezeichnen das 21. Jahrhundert als "Zeitalter der Selbstoptimierung". Schon 2016 fühlte sich ein Drittel der Deutschen als Selbstoptimierer.

Heute geht das Optimierungsbestreben weiter – achtsamer, glücklicher, besser erholt soll man sein. Aber ist alles, was "mich" besser macht, auch gut? "37°" begleitet Menschen, die sich und ihr Leben optimieren. Was treibt sie an? Wo liegen die Gefahren der Selbstoptimierung?

Dass die Optimierung des Berufs- und Privatlebens nicht immer positiv, sondern auch ein Kampf mit drastischen Folgen sein kann, weiß Sophia Thiel (26). Sie ist Fitness-Influencerin, gefeierter Star ihrer Branche. Auf Instagram, YouTube und Facebook folgen ihr jeweils rund eine Million Menschen. 2012 begann Sophia mit Diäten, sie nahm 30 Kilogramm ab, entdeckte das Bodybuilding für sich und ließ die Öffentlichkeit über die sozialen Medien an ihren Erfahrungen teilhaben. Sie schrieb Bücher, wurde Kraftsport-Star, entwickelte ein erfolgreiches Fitnessprogramm.

Doch 2019 verschwand sie plötzlich von der Bildfläche. Kein Post, bis zu ihrem Comeback 2021. Sophia war zusammengebrochen, auf ihr lastete zu viel Druck, außerdem verschwieg sie der Öffentlichkeit, dass sie unter Essanfällen litt. Erst durch eine Therapie konnte sie ihre Essstörung aufarbeiten. "Es gibt immer Tage, wo man sich schlecht fühlt. Früher hätte ich gesagt, durchziehen und gut. Heute muss ich mich dann auch nicht zum Post zwingen."

Auch der 48-jährige Andreas Breitfeld ist ein Ich-Vermesser, ein sogenannter Biohacker. Biohacker versuchen, ihren Körper zu "hacken", also wie Computer-Hacker in ein System einzudringen, um es zu verändern. Andreas nutzt dafür technische Hilfsmittel, und er macht vieles anders als andere: Jeden Morgen steht er um 6.30 Uhr mit einer Lampe auf, die die natürliche Morgenröte imitiert, steigt danach ins Eisbad. Das wichtigste Ritual: Andreas trägt einen Ring mit viel Elektronik; der misst seine Vitalwerte und seinen Schlaf. Mittlerweile hat Andreas die Optimierung von Körper und Geist zum Beruf gemacht und ein Biohacking-Lab in München gegründet. Für ihn steht fest: Diese Art der Selbstoptimierung rettete ihm nach einem Burnout 2016 das Leben.

Höher, schneller, weiter: Für Karina Löckener (31) und Philip Wrozyna (32) aus Braunschweig haben diese drei Worte keine große Bedeutung, doch auch sie sind Selbstoptimierer. Sie wollen zu sich selbst finden, sich von materiellen Dingen trennen, demnächst in einen Bulli umziehen. Dafür verändern sie Schritt für Schritt ihr Leben. Beide sind Rohveganer, gekochte oder gebratene Nahrung halten sie für schädlich, sie essen alles roh und verzichten auf tierische Produkte. "Selbstoptimierung sehen wir als Weg, zu sich zurückzufinden", davon ist Philip überzeugt. Karina war, bevor sie Philip kennenlernte, verheiratet, wohnt noch immer in der Eigentumswohnung von damals und möchte sie nun verkaufen. "Ich hab' früher gedacht, dass das, was man beigebracht bekommt, so ist. Ich hab' irgendwann gemerkt: Das bist du nicht. Dein Leben ist da draußen, die Natur. Dafür bin ich bereit, vieles hinter mir zu lassen."

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