Dokumentation
Ein See für drei Staaten - Der Bodensee als Gemeinschaftsbesitz
Österreich, Deutschland und die Schweiz teilen sich den drittgrößten See in Mitteleuropa, doch wie der See unter den Staaten aufgeteilt wird, darüber ist man sich seit Jahrzehnten uneinig.
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Anders als bei der Grenzziehung funktioniert die Zusammenarbeit der drei Anrainerstaaten in vielen andern Bereichen: Fischfang, Fischzucht, Wasserqualität, Beschränkung der Bootsliegeplätze, Schifffahrt, Seepolizei und Wasserrettung. Wie? Das zeigt diese Dokumentation.
Wie können sich drei Staaten, einer davon gehört nicht einmal zur EU, einen See teilen, einen See, bei dessen Nutzung die Interessen nicht stärker aufeinanderprallen könnten?
Trinkwasser für Millionen
Allein 60.000 Boote, zwei Drittel davon Motorboote, sind auf dem Bodensee zugelassen. Tausende Touristen und Einheimische nützen den Bodensee im Sommer für Urlaub und Freizeit.
Quelle: ORF/Landesstudio Vorarlberg
Doch der Bodensee ist anderseits ein wichtiger Trinkwasserspeicher insbesondere für Süddeutschland. Daher hat der Schutz des Wassers bereits seit 1959 oberste Priorität. Damals haben Österreich, die Schweiz und Deutschland die internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) gegründet, mit dem Ziel Belastungen festzustellen und die Entwicklung des Bodensees durch regelmäßige Untersuchungen zu dokumentieren. Glich der Bodensee in den 1970ziger Jahren noch einer durch Algen, Phosphor und ungeklärte Abwässer belasteten "Beinahe-Kloake", hat das Wasser heute Trinkwasserqualität. Vier Milliarden Euro haben die Anrainerstaaten in Abwasserreinigungsmaßnahmen gesteckt. 16 Wasserversorgen in Deutschland und der Schweiz entnehmen dem Bodensee 170 Milliarden Liter Trinkwasser pro Jahr. 5,5 Millionen Menschen verwenden Wasser aus dem Bodensee. Es gilt ein sensibles Ökosystem aufrecht zu erhalten, ein Juwel zu schützen.
Kein Brot mehr für die Fischer
Quelle: ORF/Landesstudio Vorarlberg
"Zwischen sieben und 35 Fische. Das ist momentan unser Tagesfang an den guten Tagen. So viel fische ich mit einem 480 Meter langen und sieben Meter hohen Netz", sagt Berufsfischer Franz Blum aus Fußach in Vorarlberg. Im sauberen See ist die Nahrung für Kleinkrebse und Fische weniger geworden. Die Erträge der Fischer sind empfindlich eingebrochen. Sie steigen auf die Barrikaden und fordern, dass der Phosphorgehalt im Bodensee geringfügig erhöht wird, um Algenwachstum anzukurbeln und die Futtersituation für die Fische zu verbessern. Doch die Gewässerschützer in allen drei Staaten sind strikt dagegen, zumal die Klimaerwärmung dem Bodensee künftig zusetzen wird.
Teuer kaufen oder lange warten - Konflikt um Bootsliegeplätze
Rund 24.000 Liegeplätze für Boote sind auf dem Bodensee zugelassen, kein einziger neuer Platz wird genehmigt: Auch hier ist der Grund der Gewässerschutz. Doch das Interesse an Liegeplätzen steigt stetig, sodass es für die Gemeindehäfen lange Wartelisten gibt. Interessenten warten 20 Jahre und mehr. Wer es sich leisten kann kauft daher in einem Privathafen ein Boot mit Liegeplatz zum stolzen Preis von rund 100.000 Euro und mehr.
Aufwändige Vermessung und neue Rätsel
Quelle: ORF/Landesstudio Vorarlberg
Drei Jahre lang haben Experten des Seeforschungsinstitutes Langenargen in Deutschland den Bodensee mit Laser und Fächerecholot vermessen. Entstanden sind faszinierende Aufnahmen des Bodenseegrundes. Große Abbrüche am deutschen Bodenseeufer können die Wissenschaftler noch nicht erklären. "Möglicherweise fließt an diesen Stellen Grundwasser in den See", sagt Projektleiter Martin Wessels. Rund ein Dutzend flache Hügel, die die Forscher vor der Schweizer Küste gefunden haben, werden Archäologen bei Tauchgängen untersuchen. Die Wissenschaftler können nur mutmaßen was hinter dieser eigenartigen Formation steht. Eindrücklich ist auch der Verlauf des alten Rheins in den Bodensee, der Fluss hat tiefe Furchen in den Seegrund gegraben.
Blaulichtorganisationen, Polizei und Rettung auf dem Bodensee
Österreich, Deutschland und die Schweiz teilen sich den drittgrößten See in Mitteileuropa. Für den Bodensee benötigen Schiffsführer ein Bodenseeschifferpatent, einen eigenen Führerschein für den Bodensee.
Wie funktionieren Streifenfahrten, Dokumentenkontrollen und Abstandsmessungen auf dem Wasser? Wie übt die Wasserrettung den Ernstfall? Tückische Windverhältnisse können den Bodensee innerhalb von Minuten in einen Hexenkessel verwandeln, Wassersportler in Seenot bringen und die Einsatzkräfte fordern.