Dokumentation
Yucatán - Im Land der Maya
Der Blick aus dem luftigen Cockpit des Ultraleichtflugzeuges zeigt die endlos erscheinende Küstenlinie der Halbinsel Yucatán. Mangroven und Palmen wechseln sich ab als grüner Saum des weißen Sandstrands, der sich bis zum Horizont erstreckt.
- Produktionsland und -jahr:
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- Datum:
- Sendetermin
- 08.04.2025
- 14:50 - 15:30 Uhr
Doch der Pilot weiß, dass diese paradiesisch erscheinende Halbinsel in grauer Vorzeit durch eine Katastrophe geprägt wurde.
Der Einschlag eines Meteoriten hat mit dazu beigetragen, die unvergleichliche Landschaft Yucatáns zu schaffen. Sie ähnelt einem Schwamm, ihre Oberfläche ist unterhöhlt von riesigen Blasen und dünnen Kanälen, die den Kalkstein durchziehen. Die Eingänge zu dieser Unterwelt sind die Cenotes, Karsttrichter, unter denen sich oft riesige Höhlensysteme verbergen.
Verborgene Maya-Höhlen
Quelle: ORF/Herbert Nitsch
Der Österreicher Herbert Nitsch praktiziert neben seinem Beruf als Pilot einen außergewöhnlichen Hochleistungssport: Er taucht ohne Sauerstoffflaschen und hält als so genannter Freediver den Weltrekord im Tieftauchen.
Diese besondere körperliche Fähigkeit des Tauchers wollen Wissenschafter des mexikanischen Archäologie-Instituts nutzen, um erstmals einen Blick in jene versteckten Tunnel und Kammern der Kulthöhlen aus der Maya-Kultur zu werfen, die ihnen bisher verborgen geblieben sind: Eine abenteuerliche Tauchexpedition in die Tiefen der unterirdischen Höhlenwelt Yucatáns soll neue Erkenntnisse schaffen - für die Archäologen wissenschaftliches Neuland, für Herbert Nitsch ein Jugendtraum, der in Erfüllung geht.
Quelle: ORF/SATEL/Michael Gregor
Die Cenotes, die Eingänge in die Höhlenwelt Yucatáns liegen tief im Dschungel verborgen. Und sie sind nur über strapaziöse, unwegsame Routen zu erreichen.
Um dorthin zu gelangen, müssen Herbert Nitsch und das Archäologenteam mit dem Boot durch die Wasserkanäle der Mangrovenwälder, mit dem Geländewagen und zu Fuß über verwachsene Dschungelpfade, die selbst von Schmugglern und Kautschukpflanzern nur selten benutzt werden.
Faszinierende Dschungelwildnis
Quelle: ORF/Herbert Nitsch
Die berüchtigten Stromschnellen des Grenzflusses Usumacinta sind nur eines jener gefährlichen Hindernisse, die Herbert Nitsch zu überwinden hat - wie schon Generationen von Forschern und Abenteurern vor ihm. Der Urwald hat bis heute immer noch seine eigenen Gesetze bewahrt: Die Wege müssen mit dem Buschmesser freigeschlagen werden, schwere Lasten sind im feuchtheißen Klima über weite Strecken zu tragen; man muss brüchige Felsen hochklettern und rutschige Abstiege bewältigen.
Quelle: ORF/SATEL/Michael Gregor
Aber mit jeder Marschetappe, jedem Tauchgang und jeder Begegnung mit Bewohnern dieser entlegenen Dschungelregion entdeckt Herbert Nitsch eine völlig neue, mitreißende Facette Yucatáns. Nebelverhangene Regenwälder, azurblaue Wasserfälle und uralte Tempelruinen am Karibischen Meer faszinieren jeden Betrachter.
Doch neben den Schönheiten birgt diese Wildnis auch viele Gefahren. Stets ist das Team der Unbeständigkeit des tropischen Klimas ausgesetzt. Regenfälle lassen den Wasserstand der Flüsse und der unterirdischen Höhlensysteme plötzlich und unvorhersehbar steigen - eine Tücke, die das Tauchteam bei ihren archäologischen Expeditionen in diese Unterwasserwelt nie unterschätzen darf.
Unzählige Versteinerungen, 10.000 Jahre alte Pferdeknochen und Opfergaben aus der Maya-Zeit bedecken den Boden der Höhlensysteme unter Wasser, zu denen Herbert Nitsch mit Unterstützung einheimischer Wissenschafter vordringt. Ihre mühevollen Tauchgänge werden belohnt mit traumhaften Szenerien von bis zu acht Meter hohen Stalagmitenwäldern, die im Zeitraum von 170.000 Jahren entstanden sind.
Quelle: ORF/SATEL/Alexander Hein
Doch die Erforschung der Unterwasserwelt ist nicht das einzige Ziel der wissenschaftlichen Expedition durch Yucatán: In Belize hat der Chefarchäologe Jaime Awe tief im Inneren einer riesigen Höhle das von Kalkschichten konservierte Skelett einer Frau entdeckt, die den Göttern geopfert wurde; der Jaguar-Spezialist Bart Armsen gibt Einblick in eine zoologische Raubtierjagd mittels elektronischer Überwachungskameras; der Waldläufer Kayum vom Volk der Lakandonen-Indianer enthüllt die Geheimnisse mancher Urwaldriesen; die Reptilienfängerin Yadira entführt zu einer nächtlichen Krokodilsjagd; der moderne Maya Juan Chán hütet das versteckte Refugium der seltenen Spinnenaffen und der Indio-Schamane von Dzitnup zelebriert eine Zeremonie für den alten Regengott, bei dem der Himmel alle Schleusen zu öffnen scheint: Der erste Wirbelsturm des Jahres zieht auf.
Quelle: ORF/SATEL/Michael Gregor
Einer der Höhepunkte der Expedition ist der Besuch der Ruinenmetropole Calakmul. Hier gräbt der Archäologe Ramon Carrasco nach den Grabkammern der Kriegerkönige aus der goldenen Epoche der untergegangenen Hochkultur. Der Stararchäologe geleitet den Reisenden aus Europa durch die Wunderwelt seiner Ruinen und führt ihn ein in den faszinierenden Naturkosmos der Maya. In der größten Tempelpyramide Mittelamerikas hat er einen sensationellen Fund gemacht: Ein gewaltiger Stuckfries zeigt den gefahrvollen Weg der Toten ins Jenseits, an dessen Pforte ein mythologischer Jaguar Wache hält. Dieses Meisterwerk der alten Mayakunst durfte erstmalig für diese Dokumentation gefilmt werden. Mit "Yucatán - Im Land der Maya", einem filmischen Porträt abseits der bekannten Touristenpfade, entführt der renommierte Naturfilmregisseur Michael Gregor und sein Kameramann Hans Walsberger den Zuschauer in eine noch völlig unbekannte Welt der Halbinsel Yucatán.
Eine Dokumentation von Michael Gregor.