Gesellschaft

Wenn Bauern aufgeben

Eine Reportage über die Hintergründe warum immer mehr Bäuerinnen und Bauern das Handtuch werfen und ihre oft seit Generationen in Familienbesitz befindlichen Betriebe schließen.

Produktionsland und -jahr:
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 24.12.2025

Jedes Jahr sperren in Österreich tausende landwirtschaftliche Betriebe zu, das zeigen die jüngsten Zahlen der Statistik Austria. Derzeit gibt es noch etwa 110.000 Bauernhöfe, 2005 waren es noch 170.000. Eine Entwicklung, die auch EU-weit spürbar ist.

Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn es immer weniger Bauern gibt und immer weniger Lebensmittel im eigenen Land produziert werden? Am Schauplatz-Reporterin Gudrun Kampelmüller ist quer durch Österreich gefahren und hat sich angehört, warum so viele Betriebe aufgeben.

Das Ganze ist ein Null-Geschäft. Karl Grill

"Ich habe das Gefühl, wir werden von der Gesellschaft an den Rand gedrängt, keiner will einen Bauernhof in der Nähe, weil da ist es laut und es stinkt", meint Karl Grill, der 30 Jahre lang Milch in Schulen und Betriebe rund um Bad Aussee geliefert hat. Demnächst wird er seine Produktion einstellen. "Das Ganze ist ein Null-Geschäft", meint er, "unsere Lebensmittel sind nichts wert".

Eine Landwirtin steht auf einer Weide mit braun-weißen Milchkühen vor einer ländlichen Kulisse in Österreich. Die Frau blickt ernst und nachdenklich.
Manuela Tanner trennt sich von ihren Kühen.
Quelle: ORF

Auch die Lungauer Bäuerin Manuela Tanner hat diesen Sommer mit der Milchwirtschaft aufgehört und ihre 17 Kühe verkauft, ein Grund dafür ist der anhaltend niedrige Milchpreis.

"Hunderte Jahre ist auf unserem Erbhof gemolken worden, aber ich kann nicht mehr", erzählt die dreifache Mutter. Nach einem schweren Unfall auf dem Hof hat sie sich schweren Herzens von den Tieren getrennt.

Das veränderte Wetter trifft vor allem die Obstbauern

Ein Obstbauer in einem Apfelgarten steht unter einem Schutznetz und pflückt reife Äpfel. Im Hintergrund sind dichte Apfelbäume und ein blauer Himmel.
Manfred Kohlfürst: Ein Fünftel der österreichischen Obstbauern haben in den vergangenen sieben Jahren zugesperrt.
Quelle: ORF

Neben der vielen Arbeit sind es auch die extremen Wetterkapriolen, die dafür sorgen, dass viele Obstbauern ihre landwirtschaftlichen Betriebe schließen. Das zeigen die aktuellen Zahlen.

Manfred Kohlfürst, der Präsident des Bundesobstbauverbandes, ist besorgt, weil allein in der Steiermark in den vergangenen sieben Jahren knapp 800 Obstproduzenten aufgegeben haben.

"Durch den Spätfrost, die extreme Trockenheit und die Starkregenfälle haben sich die Bedingungen im Obstbau völlig verändert", erklärt er.

Nachfolgesuche online

Zwei junge Menschen lehnen an einem Gatter und beobachten eine Gruppe brauner Ziegen, die sich um sie versammelt haben. Im Hintergrund eine einfache Holzhütte.
Die beiden Quereinsteiger Christina und Johannes S. sind seit kurzem Ziegenbauern. Sie haben ihren Hof über den Verein "Perspektive Landwirtschaft" gefunden.
Quelle: ORF

Der häufigste Grund, warum Höfe zusperren, ist jedoch die fehlende Nachfolge, sagt Margit Fischer von der "Perspektive Landwirtschaft".

Der Verein ist eine Plattform für Menschen, die keinen Hof haben, aber gerne einen hätten, und umgekehrt für Hofbesitzer, die Nachfolger suchen.

Online können Interessierte einen Steckbrief ausfüllen und auf die Suche gehen. Sogar "Speeddating" bietet der Verein bei Veranstaltungen an. Bisher wurden durch diese Initiative schon an die 200 Höfe vermittelt und ein Zusperren verhindert.

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