Kultur

Katrin Schumacher über den Roman "Zitronen"

Katrin Schumacher im Literaturgespräch über Valerie Fritschs Roman "Zitronen" über eine kranke Liebe. Durch die Art des Erzählens erinnert die Geschichte manchmal an ein böses Märchen, mit der Mutter als herzlosen Hexe.

Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 07.03.2026
Eine junge Frau mit langen blonden Haaren schaut in die Kamera.
Valerie Fritsch
Quelle: Imago

August Drach wächst in einem Haus am Dorfrand auf, das Hölle und Paradies zugleich ist. Der Vater, von sich und dem Leben enttäuscht, schlägt und demütigt seinen Sohn immer wieder. "Mit zehn kannte August die Macht der Kränkung. Er wusste, dass er gerade stehen sollte, keinen Lärm machen, sein Zimmer aufräumen, dass aus ihm nie etwas werden würde, dass er dumm war, dass er nicht so blöd schauen solle, dass es besser gewesen wäre, man hätte ihn abgetrieben, (…)" Die Mutter lässt es zu, gefällt sich aber in der Rolle der Tröstenden, die das am Boden zerstörte Kind rührend umsorgt. In dem neuen Roman "Zitronen" von Valerie Fritsch geht es um August, seine Kindheit und sein Leben als Erwachsener. Irgendwann ist der Vater weg. Er hat die Familie verlassen, genaueres erfährt man nicht. Jetzt könnte alles gut werden. Doch der kleine August kommt vom Regen in die Traufe. Denn jetzt übernimmt die Mutter den Part der Gewalt, wenn auch subtiler. Sie verabreicht ihrem Sohn heimlich Medikamente, die das Kind krank machen. Die ganze Zeit über ist der Junge schwach und müde, kann nicht vor die Tür. Er braucht die Mutter, die ihn hingebungsvoll versorgt. Die Mutter wird von den Dorfbewohnern und dem Arzt bewundert für ihre Aufopferung gegenüber dem kranken Kind. Sie erscheint als eine Mutter, die ihre Bedürfnisse vermeintlich hintenanstellt.

Roman über eine kranke Liebe

"Zitronen" ist ein Roman über eine kranke Liebe, der durch die Art des Erzählens manchmal an ein böses Märchen erinnert, mit der Mutter als herzlosen Hexe. Der Text ist sprachlich sehr dicht und kommt ohne direkte Rede aus. Sehr detailverliebt beschreibt Valerie Frisch zunächst die gestohlene Kindheit des Jungen. Im zweiten Teil schildert sie gnadenlos das Scheitern des erwachsenen August auf der Suche nach Liebe.

Es ist der vierte Roman der Österreicherin Valerie Fritsch, die 1989 in Graz geboren wurde, wo sie auch heute lebt. Ihr Roman "Winters Garten" aus dem Jahr 2015 hat sie einem breiten Publikum bekannt gemacht. "Man muss offen sein und durch die Offenheit kommt nicht nur das Schöne, es kommt auch das Schwierige, das Komplizierte, das Schreckliche, das Ungerechte", sagt sie. "All die Sachen kommen auch und sie existieren gleichzeitig. Und eine Gleichzeitigkeit muss man auch ertragen können." Und manchmal muss man auch ertragen, dass es nicht immer ein Happy End geben kann.

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