Kultur

"Kulturzeit" vom 26.04.2024: Roland Emmerich und die Welt von Übermorgen

Die Themen der Sendung: Roland Emmerich über "The Day After Tomorrow" 20 Jahre danach, Venedig, Schweizer Pavillon auf der Biennale, Weinstein-Urteil, Karl Kraus und Nachruf auf Michael Verhoeven.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 26.07.2024

Die Themen der Sendung:

Roland Emmerich im Interview über "The Day After Tomorrow" - 20 Jahre danach

Der deutsche Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Roland Emmerich hat in den USA eine Reihe sehr erfolgreicher Filme gedreht, die sich mit Katastrophen, auch menschengemachten, beschäftigen. Im Blockbuster "The Day After Tomorrow!" von 2004 zeigt er die Gefahren und Folgen der globalen Erwärmung und des Klimawandels. Wir sprechen mit Emmerich über das Kino von heute und fragen ihn 20 Jahre nach Erscheinen des Films: Wird die Dystopie bald Wirklichkeit sein?

Venedig platzt aus alle Nähten

Als weltweit erste Stadt verlangt Venedig von Tagesbesuchern seit dem 25. April 2024 Eintritt. Die Regelung gilt zunächst an 29 Tagen bis Mitte Juli. Aktuell muss niemand befürchten, dass er draußen bleiben muss, weil bereits zu viele Leute in der Stadt sind: Eine Obergrenze gibt es nicht. Erst später soll entschieden werden, wie es 2025 weitergeht. Mit etwa 15 Millionen Gästen pro Jahr gehört die italienische Lagunenstadt zu den meistbesuchten Reisezielen der Welt. Der Massentourismus spült den Venezianern viel Geld in die Kassen, macht ihnen inzwischen aber auch schwer zu schaffen. Im Herbst war ihre Stadt kurz davor, von den Vereinten Nationen auf eine Rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gesetzt zu werden. Auch mithilfe der jetzt eingeführten Gebühr konnte dies gerade noch verhindert werden. Andere viel besuchte Städte wie Amsterdam, Barcelona oder Dubrovnik verfolgen den Versuch jetzt genau.

Der Schweizer Pavillon auf der Biennale Venedig

"Fremde überall": Das Spannende am Motto der diesjährigen Biennale ist auch, wie die Länderpavillons dieses Credo umsetzen. Im Schweizer Pavillon inszeniert Guerreiro do Divino Amor eine Art Tempel gespickt mit Fantasy-Videos und Hologramm. Der schweizerisch-brasilianische Künstler und Architekt schafft mit seinem Projekt eine absurd komische Auseinandersetzung mit der Überheblichkeit westlicher Gesellschaften, "Super Superior Civilizations" heißt es. Zwei Prototypen überlegener Staaten stellt er gegenüber: das monumentale antike Rom und die Helvetische Eidgenossenschaft in all ihrer klischierten Perfektion. Die Schweiz als Krönung westlicher Zivilisation und das antike Rom als das Symbol für Überlegenheit, wenn auch untergegangen in den Trümmern des Abendlandes.

Mehr zur Biennale von Venedig

Aufhebung des Urteils gegen Harvey Weinstein

Die Aufhebung eines Vergewaltigungsurteils gegen den früheren Film-Mogul Harvey Weinstein hat in Hollywood Enttäuschung und Fassungslosigkeit ausgelöst. Kritik kam unter anderem von Rosanna Arquette, Ashley Judd und Mira Sorvino, die dem früheren Filmproduzenten sexuelle Übergriffe vorgeworfen haben. Weinstein sei 2020 "zu Recht verurteilt" worden, die Aufhebung des Urteils sei "bedauerlich", sagte Arquette dem Branchenblatt "Hollywood Reporter". "Als Überlebende bin ich mehr als enttäuscht." Ashley Judd, die erste Schauspielerin, die mit Missbrauchsvorwürfen gegen Weinstein an die Öffentlichkeit gegangen war, erklärte im Onlinedienst Instagram: "Das ist ungerecht gegenüber den Überlebenden. Wir leben in unserer Wahrheit. Wir wissen, was passiert ist." "Entsetzt!", reagierte die Schauspielerin Mira Sorvino im Onlinedienst X. Der ehemals sehr mächtige Produzent sei ein "Serien-Sexualstraftäter, der 200 Frauen oder mehr vergewaltigt/ihnen ein Leid angetan hat". Sie sei "angewidert", dass die Justiz mehr den Sexualstraftätern als den Opfern zuneige. Die Schauspielerin Rose McGowan, die Weinstein Vergewaltigung vorwirft, erklärte auf Instagram zu dem gekippten Urteil: "Sie werden niemals kippen, wer wir sind." Sie bedankte sich bei allen, die mit "Mut" und "Einigkeit" gegen den Missbrauch eingetreten seien.

Weinstein war 2020 in New York wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Dagegen hatte der heute 72-Jährige Berufung eingelegt. Am 25. April hob der Oberste Gerichtshof in New York das Urteil wegen Verfahrensfehlern auf und ordnete eine Neuverhandlung an. Das Gericht bemängelte unter anderem, dass Frauen in dem Prozess als Zeuginnen zugelassen wurden, deren Fälle nicht Gegenstand der Anklage gewesen seien. Die Entscheidung, das Urteil aufzuheben, fiel allerdings denkbar knapp mit vier gegen drei Stimmen. Nach dem Prozess in New York war Weinstein in Los Angeles wegen Vergewaltigung und sexueller Übergriffe zusätzlich zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Auf dieses Urteil dürfte die Aufhebung der Verurteilung in New York keine Auswirkungen haben, sagte die Strafrechtsprofessorin Aya Gruper. Die Enthüllungen über den einst gefeierten Filmproduzenten hatten 2017 die #MeToo-Bewegung ausgelöst. Dutzende Frauen, darunter Stars wie Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie, hatten ihm sexuelle Angriffe bis hin zur Vergewaltigung vorgeworfen. Weinstein wies alle Vorwürfe zurück und sprach von einvernehmlichen Sex. In vielen Fällen waren die mutmaßlichen Taten bereits verjährt.

Zum Tod von Regisseur Michael Verhoeven

Der Filmregisseur und -produzent Michael Verhoeven ist tot. Verhoeven starb im Alter von 85 Jahren, wie sein Sohn Simon Verhoeven der "Bild"-Zeitung sagte. Demnach starb der Ehemann der Schauspiellegende Senta Berger zu Wochenbeginn und wurde bereits beigesetzt. Verhoeven kam 1938 in Berlin zur Welt und wuchs in München auf. Sein Vater war der Regisseur Paul Verhoeven, die Mutter die Schauspielerin Doris Kiesow. Neben einem Medizinstudium und der Tätigkeit als Arzt arbeitete Verhoeven in den 1950er und 1960er Jahren als Schauspieler, ehe er Ende der 1960er Jahre als Filmregisseur begann. Sein früher Film "Paarungen" erhielt den Bundesfilmpreis. Später drehte er etwa "Gefundenes Fressen" mit Heinz Rühmann und Mario Adorf. Erfolgreich waren seine Filme "Die weiße Rose" 1982 und 1989 dann "Das schreckliche Mädchen". Der Film über eine Schülerin in der Nazizeit wurde für den Oscar nominiert und erhielt den British Academy Award. Verhoeven drehte auch eine Reihe von Fernsehfilmen wie "Schlaraffenland" oder "Mutters Courage" sowie mit Berger in der Hauptrolle die Serie "Die schnelle Gerdi". Verhoeven und Berger waren seit 1966 verheiratet. Er arbeitete außer mit seiner Frau auch mit seinem Sohn Simon zusammen, der Regisseur des Kinoerfolgs "Willkommen bei den Hartmanns" war - der Vater war Koproduzent des Films. Auch Sohn Luca Verhoeven ist als Schauspieler und Produzent tätig.

Zum 150. Geburtstag von Karl Kraus

Als Kritiker, Satiriker, Publizist, und Dramatiker war der Österreicher Karl Kraus eine zentrale Figur der europäischen Moderne. In seiner Zeitschrift "Die Fackel" ging er gnadenlos ins Gericht mit käuflichen Boulevard-Medien, im Drama "Die letzten Tage der Menschheit" kritisierte er die Kriegsgeilheit der damaligen Gesellschaft. Mit seinen bissigen Kommentaren hat sich Karl Kraus nicht nur Freunde gemacht, auch sein politischer Instinkt war gefürchtet. Sein 150. Geburtstag bietet mit zahlreichen Büchern und Ausstellungen Gelegenheit, Karl Kraus wieder oder neu zu entdecken - auch durchaus ambivalent.

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