Kultur

"Kulturzeit" vom 10.05.2024: ESC in Malmö - zwischen Protest und Pop

Die Themen der Sendung: ESC in Malmö - Gespräch mit Lothar Zimmermann, die ukrainische Band Okean Elzy, Israels Akademiker vor dem Aus?, Haftstrafe für Regisseur Rasoulof, Jugendclub Extrem und Krimibuchtipps.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 10.06.2024

Die Themen der Sendung:

Der ESC in Malmö - Gespräch mit Lothar Zimmermann

Der Nahost-Konflikt macht auch vor dem Eurovision Song Contest nicht halt. Während auf den Straßen von Malmö am 9. Mai wieder mehrere tausend Menschen, darunter Greta Thunberg, gegen die Teilnahme der israelischen Sängerin demonstrierten, hat es Eden Golan mit ihrem Song "Hurricane" ins Finale des ESC geschafft. Das Publikum stimmte klar für die 20-Jährige. Die Europäische Rundfunkunion EBU veranstaltet den Eurovision Songcontest seit 1956. Sie betont, dass er unpolitisch bleiben soll. Dabei ist der diesjährige ESC so politisch wie lange nicht mehr. "United by music – vereint durch Musik" ist das Motto seit 2023. Angesichts der aktuellen politischen Weltlage ein frommer Wunsch. Die 3sat-Länder haben sich übrigens alle für das Finale am Abend des 12. Mai qualifiziert – der Schweizer Beitrag gilt als einer der Favoriten. Wir sprechen mit dem ESC-Experten Lothar Zimmermann.

Die ukrainische Band Okean Elzy

Okean Elzy sind die erfolgreichste Band aus der Ukraine. 2022 coverte Chris Martin mit seiner Band Coldplay die 2013 erschienene Single "Обійми", übersetzt "Umarmung". Inzwischen ist sie zu einer Anti-Kriegs-Hymne geworden. Frontsänger Swjatoslaw "Slava" Wakartschuk hat die Band 1994 gemeinsam mit drei Freunden in der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg) gegründet. Seither sind zehn Alben erschienen. Jetzt werden Fans erstmals englische Lyrics hören. Am 30. April haben sie in Berlin ein Konzert gespielt und "Kulturzeit" ein Interview gegeben. Ein neues Album ist für den Spätsommer geplant.

Beitrag

Kultur -

Die ukrainische Erfolgsband Okean Elzy

Okean Elzy sind die erfolgreichste Band aus der Ukraine. Ihre Single "Umarmung" wurde zu einer Anti-Kriegs-Hymne. Ein Interview beim Konzert in Berlin.

Israelische Akademiker vor dem Aus?

Abgesagte Einladungen zu Konferenzen, Einstellungsstopp für Israelis an ausländischen Institutionen, Ablehnung wissenschaftlicher Artikel aus politischen Gründen, Unterbrechung von Vorlesungen im Ausland – israelische Wissenschaftler zeichnen ein schmerzhaftes Bild des ausländischen Boykotts seit dem Kriegsausbruch. Ravit Alfandari von der Fakultät für Sozialarbeit der Universität Haifa arbeitete über ein Jahr lang mit einem Forscher aus Nordirland an einer groß angelegten Studie über häusliche Gewalt. Auch nach Ausbruch des Krieges in Gaza wurde ihre Zusammenarbeit zunächst fortgesetzt. "Ich verstehe Sie", sagte der irische Kollege in einem der Gespräche mit Alfandari. "Auch ich weiß, wie es ist, unter einer Bedrohung zu leben." Doch im November teilte er ihr mit, dass er eine Petition unterzeichnet habe, die zu einem akademischen Boykott Israels aufrief. "Ich habe nicht vor, jemals wieder mit Ihnen zusammenzuarbeiten", sagte er. "Das ist keine vorübergehende Sache. Sie begehen einen Völkermord in Gaza."

Im Dezember beendete ein Literaturwissenschaftler der belgischen KU Leuven ein gemeinsames Projekt mit einem Wissenschaftler der Hebräischen Universität in Jerusalem, Heim von Forschern wie Eva Ilouz und Moshe Zimmermann. "Unsere Schüler sind zu diesem Thema 'sehr lautstark'", schrieb der belgische Wissenschaftler und erklärte, dass jemand auf Prüfungsformularen, die im Unterricht verteilt worden waren, geschrieben hatte: "Leuven – hört auf, Völkermord zu unterstützen". Leuven knickte ein. Es sind zwei von dutzenden Beispielen. Jahrzehnte lang war BDS, die pro-palästinensische, vom Bundestag als antisemitisch eingestufte Bewegung für Boykott Israels ein Randphänomen, dessen größte Erfolge Musiker wie Stevie Wonder, Elvis Costello und Lauryn Hill waren, die ihre Konzerte in Israel absagten. Seit Beginn des Gaza-Krieges ist Israel-Boykott eine existentielle Bedrohung für die akademische Welt Tel Avivs und Jerusalems geworden. Denn Forschung ist auf internationalen Austausch angewiesen. Die Tragik: Anders als totalitäre, oft boykottierte Regime wie Russland oder China hat Israel eine liberale, demokratische Forschungsszene, die nicht nur in High Tech federführend ist. In den letzten 15 Jahren gab es zum Beispiel vier israelische Chemie Nobelpreisträger. Leidtragende wird auch die Forschung selbst sein. "Der Damm ist gebrochen", erklärt Gil Drori, Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften and er Hebräischen Universität. "Über einen akademischen Boykott von Wissenschaftlern in Israel zu sprechen, ist legitim geworden. Es ist eine ganz neue Welt. Wir befinden uns in einer sehr extremen Situation, und ich weiß nicht, ob und wie es möglich sein wird, die Dinge rückgängig zu machen. Die Trennung von der Welt erstickt uns."

Filmregisseur Rasoulof im Iran zu Haftstrafe verurteilt

Der iranische Regisseur und Berlinale-Gewinner Mohammad Rasoulof ist nach Angaben seines Anwalts im Iran zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Ein Berufungsgericht habe die Haftstrafe von acht Jahren Gefängnis wegen "Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" bestätigt, erklärte Anwalt Babak Paknia im Onlinedienst X. Rasoulofs Film "Der Samen der Heiligen Feige" soll diesen Monat beim Filmfestival in Cannes aufgeführt werden. Wegen Besonderheiten im iranischen Recht wird der Regisseur nur fünf Jahre seiner Strafe absitzen müssen. Paknia teilte mit, das Urteil beinhalte auch "Auspeitschung, Geldstrafe und Beschlagnahmung von Eigentum". Das Urteil wurde noch nicht in den staatlichen Medien veröffentlicht. Der Anwalt erklärte, die Behörden hätten am 30. April einige Mitglieder der Filmcrew für Befragungen vorgeladen. Sie seien unter Druck gesetzt worden, den Film vom Festival in Cannes zurückzuziehen. In den vergangenen Wochen seien mehrere Crew-Mitglieder verhört, Schauspielern sei die Ausreise aus dem Iran untersagt worden. Paknia hatte zuvor erklärt, es sei nicht klar, ob Rasoulof den Iran werde verlassen dürfen, um am Festival in Südfrankreich teilzunehmen. Die Auftritte iranischer Regisseure und Schauspieler beim Festival von Cannes waren in den letzten Jahren zunehmend problematisch. Der bekannte Regisseur Saeed Roustaee wurde wegen der Vorführung seines Films "Leilas Brüder" auf dem Festival 2022 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die iranischen Behörden begründeten dies damit, der Film sei ohne Erlaubnis gezeigt worden. Rasoulof hatte 2020 den Goldenen Bären für seinen Film "Doch das Böse gibt es nicht" verliehen bekommen. Den Preis konnte er nicht entgegennehmen, weil er schon damals den Iran nicht verlassen durfte.

Feiern gegen die Staatsmacht: "Der Jugendclub Extrem"

In der Dorfgaststätte von Lugau, einem kleinen Dorf in der Niederlausitz, gab es den einzigen Nachtclub der DDR mit einem regelmäßigen Musikprogramm. Und so pilgerten in den 1980er und frühen 1990er Jahren Tausende in die Provinz, um im Jugendclub Extrem Punk- und Independent-Musik zu hören. Henri Manigk und Frank Kiesewetter dokumentierten mit ihren Fotos die Momente von Exzess und Freiheit in einem repressiven System. Mehr als 200 ihrer Aufnahmen, Flyer, Stasi-Akten und Erinnerungen von Zeitzeugen versammelt der Bildband "Der Jugendclub Extrem".

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