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Die "selber Schuld"-Generation

Kompetenzen wie Empathie, Hilfsbereitschaft, Respekt und Integration werden in der Kindheit und frühen Jugend erworben. Sozialpädagoge Holger Ziegler von der Universität Bielefeld hat im Auftrag der Bepanten-Kinderförderung untersucht, wie Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Aspekten des Gemeinschaftssinns, aber auch mit Gleichgültigkeit und der Abwertung von Schwächeren umgehen.

Spielfiguren
Mobbing und Ausgrenzung sind schon bei Kindern ein Problem.

Seine Studie zeigt, dass bei den Jugendlichen ein Drittel (33 Prozent) durch unterdurchschnittlich ausgeprägten Gemeinschaftssinn auffällt. "Wenn Jugendliche hier Defizite entwickeln und diese weitertragen, kann sich das verheerend auf das gesellschaftliche Klima auswirken", so Ziegler.

Eine bemerkenswerte Erkenntnis der Studie ist außerdem, dass die Mädchen durchweg einen besseren Sinn für das soziale Miteinander aufweisen. Über die gesamten Altersklassen von 6 bis 16 Jahren zeigen sich in der Tendenz bei den Mädchen stetig steigende, bei den Jungen stetig sinkende Empathiewerte. "Das Ausmaß, in dem die Mädchen den Jungen in allen Aspekten eines gemeinschaftlichen Miteinanders voraus sind, war stärker, als wir erwartet hatten. Insgesamt deutet das darauf hin, welch hohe Last Mädchen und Frauen in der Gesellschaft tragen", so Holger Ziegler.

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Jugendlichen reagierten auf Aussagen wie "Es nimmt mich mit, wenn ich sehe, dass ein Tier verletzt wird" nur unterdurchschnittlich empathisch. 76 Prozent der männlichen Jugendlichen und 31 Prozent der weiblichen Jugendlichen sind unterdurchschnittlich empathisch.

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Wenn der Alltag zum Spießrutenlauf wird

Mobbingprozess im Zeitraffer: Das "Außenseiterspiel" ist nur ein Spiel, aber es zeigt eindrucksvoll, was Gruppendynamik anrichten kann.

Auch die Abwertung von Randgruppen oder Schwächeren ist ein Problem, das sich schon im Kindesalter zeigt. Mehr als ein Viertel der Kinder haben schon Erfahrungen mit Mobbing-Situationen gemacht; 17 Prozent der Befragten in der Opferrolle. Ein Unterschied in der Behandlung der Geschlechter ist hier nicht erkennbar. 29 Prozent der Jugendlichen neigen zu einem starken Abwertungsverhalten.

Problemlage mit langfristigen Auswirkungen

Gravierende Unterschiede zeigte die Studie auch in Bezug auf den sozioökonomischen Status: 33 Prozent der Jugendlichen mit niedrigem sozioökonomischen Status weisen Jugendlichen in Problemlagen die individuelle Schuld zu. Ihre Altersgenossen aus wirtschaftlich besser gestellten Haushalten zeigen dieses Verhalten zu 16 Prozent. Auch eine dem Gemeinschaftssinn abgewandte  Einstellung der Eltern hat auf Gleichgültigkeit und abwertendes Verhalten einen signifikanten Einfluss. Auf Empathie oder Solidarität dagegen hat eine negative Einstellung der Eltern kaum Einfluss.

Martina Müller

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