Kultur
Theatertreffen: Die Jungfrau von Orleans
Inszenierung am Nationaltheater Mannheim. Regisseurin Ewelina Marciniak und Dramaturgin Joanna Bednarczyk überschreiben Friedrich Schillers Klassiker und machen daraus eine Suche nach den verschiedenen Rollenzuschreibungen der Titelheldin: Wer ist diese Frau wann, für wen?
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Eine gottesfürchtige, von Visionen Geleitete ist diese Johanna nicht. Mehr erscheint sie wie ein aufmüpfiger Teenager. Die spätere Heldin steht ihr noch nicht ins Gesicht geschrieben. In Frankreich tobt der Hundertjährige Krieg, Engländer und Burgunder verbünden sich gegen den französischen Dauphin, der auf ein Gebiet südlich der Loire zurückgedrängt wurde. Die Stadt Orléans markiert die Front. Das junge Bauernmädchen Jeanne d’Arc, bei Schiller wird daraus Johanna, macht sich daran, diesen Krieg der Männer gehörig aufzumischen. Sie will den Dauphin zum Sieg führen und Frankreich befreien. Geführt von Erscheinungen, oder sind es Wahnvorstellungen, sieht sie sich befähigt, das Blatt zu wenden und Geschichte zu schreiben. Ob Schillers Johanna, oder die historische Jeanne d’Arc, sie nimmt kein gutes Ende, fällt glorreich in der Schlacht oder landet auf dem Scheiterhaufen. Doch der Dauphin triumphiert tatsächlich und wird zu Charles VII. Das Bauernmädchen, die Jungfrau, die Heerführerin wird posthum zur Heiligen verklärt.
Emanzipation von der Opferrolle
Mit vielfältigen Mitteln wird die Titelfigur dekonstruiert und anschließend rekonstruiert. Ob Videosequenzen über oder Choreografien auf der Bühne, nichts bleibt unversucht, um Johanna zu fassen. Am Ende wird sie zum Star ihrer eigenen Geschichte, reflektiert ihre Konstruiertheit als literarische, historische Figur und als Schauspielerin. Es ist Zeit, die von Männern erdachte und aufgezwängte Opferrolle abzulegen.
Annemarie Brüntjen |
Johanna |
Boris Koneczny |
Thibaut d’Arc |
Christoph Bornmüller |
Karl VII |
Sophie Arbeiter |
Königin Isabeau |
Vassilissa Reznikoff |
Agnes Sorel |
Maria Munkert |
Graf Dunois |
Arash Nayebbandi |
La Hire/Bertrand/Margot |
Matthias Breitenbach |
Talbot/Schwarzer Ritter |
László Branko Breiding |
Lionel/Louison |
Ragna Pitoll |
Raimunde/Montgomery |
Regie |
Ewelina Marciniak |
Choreografie |
Dominika Knapik |
Bühne/Licht |
Mirek Kaczmarek |
Kostüme |
Natalia Mleczak |
Musik |
Jan Duszyński |
Dramaturgie |
Joanna Bednarczyk, Anna-Sophia Güther, Sascha Hargesheimer |