Kultur
Brüder Kühn - Zwei Musiker spielen sich frei
Die Brüder Joachim und Rolf Kühn gehören zu den wenigen weltbekannten deutschen Jazzmusikern. Der vielfach ausgezeichnete Autor Stephan Lamby erzählt ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte.
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Sein Jazz-Film ist auch eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte - aus Sicht der beiden Musiker. Er schildert die Anfänge der Kühns als Zirkusfamilie, erzählt von Kriegswirren, Joachims Flucht aus der DDR und den Karrieren der Brüder in den USA und Europa. Nicht zuletzt erzählt der Film von der liebevollen Beziehung zweier Brüder, die ihre menschliche und musikalische Freiheit genießen.
Zwei Leben für den Jazz
Joachim Kühn ist 1944 in Leipzig geboren und lebt heute auf Ibiza. Aus seinem Pool hat er schon lange das Wasser gelassen, weil er ohnehin nicht schwimmen geht. Auch mit 75 Jahren konzentriert er sich noch immer voll auf die Musik: "Ich versuche, alles zu eliminieren, was mich im Leben stört, diese Fliege zum Beispiel", sagt er lachend und verscheucht ein Insekt aus seinem Gesicht. Er versucht, so frei zu leben wie es irgendwie geht. Für "Katzen, Köter, Kinder, Kirche" habe er keine Zeit. Joachim Kühn ist Pianist, Saxofon spielt er außerdem, beides brillant. Er lebt ganz für die Musik - auf Tour oder zu Hause am Flügel.
Sein 15 Jahre älterer Bruder Rolf Kühn lebte in Berlin und ist am 18. August 2022 verstorben. Obwohl er bei den Dreharbeiten schon fast 90 Jahre alt war, hatte er nichts von seiner Neugier und seinem Ehrgeiz verloren. Wie Joachim gab auch er noch ein Konzert nach dem anderen. Rolf Kühn war als Klarinett ist immer noch sehr gefragt - fast so wie Ende der 1950er-Jahre in seiner Zeit bei Benny Goodman in New York. Aber musikalisch fühlte er sich heute freier als jemals zuvor. Neben der Musik interessierte sich Rolf für Geschichte, auch für die seiner eigenen Familie. So hatte er in Leipzig einen Stolperstein verlegen lassen - zum Gedenken an seine Tante, die von den Nationalsozialisten in Auschwitz getötet wurde.