Kultur
Was uns die Geschichte lehrt - der Literaturclub im September
Nicola Steiner, Usama Al Shahmani, Daniela Strigl und – als Gast – der Satiriker Dominic Deville diskutieren über «Matrix» von Lauren Groff, «Draussen feiern die Leute» von Sven Pfizenmaier, «Geschichte eines Kindes» von Anna Kim sowie über «Die Ukrainerin» von Josef Winkler.
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Die Romane und Erzählungen der US-amerikanischen Schriftstellerin Lauren Groff finden grosse Aufmerksamkeit, auch wegen ihrer visionären Kraft. Im neuen Roman „Matrix“ beschreibt sie eine feministische Utopie im mittelalterlichen England. Die in Frankreich geborene Dichterin Marie de France wird bei Lauren Groff zur Priorin eines heruntergekommenen englischen Klosters. Dort erschafft sie einen blühenden Ort radikaler Erneuerung. Ein unterhaltsamer Roman über weiblichen Gemeinschaftssinn, Selbstbestimmung und Freiheit, der in der Gegenwart aktuelle Bezüge findet.
Timo sieht aus wie eine Pflanze, Valerie schläft viele Tage am Stück, und Richard wirkt auf seine Umgebung wie eine Schlaftablette. Es sind jugendliche Aussenseiter, um deren Leben der junge deutsche Schriftsteller Sven Pfizenmaier in seinem ungewöhnlichen und witzigen Dorfroman kreist. „Draussen feiern die Leute“ führt die Leserschaft in die Tage des alljährlichen Zwiebelfests, dem unbestrittenen Höhepunkt im Dorfleben. Dabei verbindet Pfizenmaier dumpfe Dorfrealität mit magisch-mysteriösen und kriminalistischen Motiven.
Die österreichische Autorin Anna Kim beschreibt im Roman «Geschichte eines Kindes» wie Rassismus Gesellschaft und private Lebenswege durchdringt. In einer US-amerikanischen Kleinstadt wird 1953 ein Kind geboren und von seiner Mutter zur Adoption freigegeben. Das Baby «scheint nicht weiss zu sein» und die Mutter weigert sich, den Vater des Kindes zu nennen. Daher beginnt eine Sozialarbeiterin eine manische Forschungsarbeit nach der «Rasse» des Kindes. Dokumentarisch, poetisch und essayistisch erzählt Anna Kim vom Leben des begabten Daniel, das geprägt und limitiert wird von der Wahrnehmung anderer.
Schon 1983 hat der österreichische Schriftsteller Josef Winkler im Buch «Die Verschleppung» vom Schicksal einer Ukrainerin während des zweiten Weltkriegs erzählt. Die 14-jährige Njetotschka wird von den Nationalsozialisten als Zwangsarbeiterin in einem Viehwaggon nach Kärnten gebracht, um dort als Magd zu arbeiten. 40 Jahre danach hat der Suhrkamp-Verlag diesen bewegenden Text neu aufgelegt, weil er durch den Krieg in der Ukraine eine neue, andere Relevanz erhalten hat. «Die Ukrainerin» erzählt auch vom «Holodomor», der durch Stalin strategisch herbeigeführten Hungersnot des ukrainischen Volkes.
Die Bücher der Sendung sind:
Lauren Groff: «Matrix» (Claassen)
Sven Pfizenmaier «Draussen feiern die Leute» (Kein & Aber)
Anna Kim: «Geschichte eines Kindes» (Suhrkamp)
Josef Winkler: «Die Ukrainerin» (Suhrkamp)
Gast der Sendung ist der Satiriker Dominic Deville.