Kultur
"Kulturzeit" vom 03.07.2024: Wolfsgruß – Nationalismus im Stadion
Die Themen der Sendung: Wolfsgruß bei Fußball-EM - Gespräch mit Ali Ertan Toprak, Nadia Murad in Stuttgart, Drohende Abschiebung von Jesiden, Kicker-Kunst, Joachim Lang zu "Führer und Verführer".
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 03.10.2024
DIe Themen der Sendung:
Wolfsgruß bei Fußball-EM - Gespräch mit Ali Ertan Toprak
Der türkische Fußballnationalspieler Merih Demiral hat für das Zeigen des faschistischen "Wolfsgrußes" beim EM-Spiel gegen Österreich Kritik von Menschenrechtlern auf sich gezogen. Dass dies ausgerechnet am Jahrestag des Brandanschlages von Sivas, bei dem am 2. Juli 1993 35 Menschen, größtenteils Aleviten, getötet wurden, geschehen sei, sei ein absoluter Skandal sowie "eine Verhöhnung der alevitischen Opfer des Massakers", erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker am 3. Juli. Die Organisation forderte den Spieler auf, sich zu entschuldigen, sowie den europäischen Fußballverband UEFA, die Geste mit erhobener Hand mit ausgestrecktem kleinem und Zeigefinger zu verbieten.
Ähnlich äußerte sich die deutsch-kurdische Menschenrechtlerin Düzen Tekkal. Bei Rassismus und Faschismus in Teilen der Bevölkerung dürfe die Gesellschaft nicht wegsehen, schrieb sie auf X. "Es gilt alle Formen der Menschenverachtung und Verfassungsfeindlichkeit zu bekämpfen! Alles andere ist Makulatur." Der "Wolfsgruß" steht als Symbol für die Vereinigung der "Grauen Wölfe", auch als Ülkücü-Bewegung bekannt. Der Verfassungsschutz stuft die Bewegung, der in Deutschland nach Schätzungen über 12.000 Menschen angehören, als rechtsextremistisch ein und beobachtet sie. Verboten ist der "Wolfsgruß" in Deutschland bislang jedoch nicht. Wir sprechen mit Ali Ertan Toprak, dem Bundesvorsitzenden der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, über den Wolfsgruß und seine Bedeutung.
Nadia Murad weiht Jesiden-Gedenkstätte ein
Die Jesidin Nadia Murad erhielt 2018 den Friedensnobelpreis. Die Irakerin war vor zehn Jahren vom IS im Nordirak verschleppt und versklavt worden und setzt sich seit ihrer Befreiung als Menschenrechtsaktivistin ein. Am 3. Juli weiht sie in Stuttgart ein Denkmal ein, das künftig in der Stuttgarter Staatsgalerie an das Leid der Jesidinnen und Jesiden erinnern soll. Das Denkmal besteht aus einer lebensgroßen Mutter-Kind-Skulptur.
Drohende Abschiebung von Jesiden
Am 3. August 2014 überfiel der IS jesidische Dörfer in Sindschar im Nordirak und trieb Hunderttausende in die Flucht. Für die Islamisten sind Jesiden Ungläubige, Teufelsanbeter. Wer konnte, floh ins nahe gelegene Gebirge. Der IS tötete tausende Männer und alte Frauen, verschleppte, vergewaltigte und versklavte systematisch jüngere Frauen und Mädchen, machte Jungen zu Kindersoldaten. Mehr als 2000 Jesiden befinden sich bis heute vermutlich noch in Gefangenschaft. Jihan Alomar hat überlebt. Zusammen mit ihrer Mutter konnte sie dem IS entfliehen und kam 2016 nach Deutschland. Mittlerweile hat sie einen dauerhaften Aufenthaltsstatus. Erst 2023 hat der Bundestag den Völkermord an den Jesiden anerkannt und ihnen Schutz versprochen. Doch der IS gilt nun im Irak als besiegt und Deutschland beginnt noch im selben Jahr, Jesiden abzuschieben. Ein Schock für die Jesiden.
Weltmeister der Kicker-Kunst: Fritz Genkingers Fußball-Bilder
Seine Bilder begeistern nicht nur zur EM. Fritz Genkinger glaubte nicht, dass jemand so viele Bilder zum Thema Fußball gemalt habe wie er, sagte der Künstler 1974 dem damaligen Süddeutschen Rundfunk. Die Sammlung des Fritz Genkinger Kunsthauses in Marbach umfasst heute 1500 Werke – viele drehen sich um den Fußball.
"Führer und Verführer" - Gespräch mit Regisseur Joachim A. Lang
1945, das Nazi-Regime steht kurz vor dem Ende: Hier beginnt "Führer und Verführer". Der Film blickt hinter die Kulissen der Propagandamaschinerie. Mit Originalmaterial und Spielszenen zeigt er, wie Joseph Goebbels zum Inbegriff des Demagogen wurde und die Konsequenzen seinen Handelns. Was diese für die Opfer bedeuten, berichten Holocaust-Überlebende wie Elly Gotz, Charlotte Knobloch und Margot Friedländer in Einspielern. Wir sprechen mit dem Regisseur Joachim A. Lang über seinen FIlm.