Kultur
"Kulturzeit" vom 12.06.2025: Trump, das Chaos und die Logik des Spiels
Die Themen der Sendung: Trumps Politik und die Spieltheorie, Proteste in den USA - Gespräch mit Lisa McGirr, Nachruf auf Brian Wilson, "Krieg und Frieden" in Magdeburg.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 12.07.2025
Die Themen der Sendung:
Wie die Spieltheorie Trumps Politik erklärt
Grönland kaufen, den Wasserdruck in Duschen erhöhen, Handelskriege vom Zaun brechen: Kaum ein US-Präsident hat in den ersten 100 Tagen so viele Dekrete erlassen und derart eigenwillige Pläne verfolgt wie Donald Trump. Die Risiken seines radikalen Kurses schienen ihn kaum zu kümmern. Viele fragten sich: Handelt dieser Mann irrational – oder folgt er einer Strategie? Tatsächlich liefert die Spieltheorie eine überraschend schlüssige Erklärung für Trumps Politik. Sie untersucht, wie Menschen Entscheidungen treffen, wenn das Ergebnis vom Verhalten anderer abhängt. Besonders aufschlussreich ist das "Chicken Game". Zwei Kontrahenten rasen aufeinander zu – wer zuerst ausweicht, verliert. Weicht keiner aus, endet es in der Katastrophe. Trump nutzte dieses Prinzip etwa im Atomkonflikt mit Nordkorea oder im Handelsstreit mit China.
Eskalation als Teil der Taktik – in der Hoffnung, der Gegner gibt zuerst nach? Dieses Prinzip ist nicht neu: Bereits Richard Nixon spielte bewusst den Unberechenbaren – daraus ist die "Madman-Theorie" entstanden. Als unberechenbarer Präsident wollt er Nordvietnam einschüchtern und mit der Drohung Atomwaffen einzusetzen ein Ende des Krieges herbeiführen. Auch in der Wirtschaftspolitik griff Trump zu spieltheoretischen Mitteln. Der US-Politologe Robert Axelrod, Mitbegründer der "Rational Choice Theory", analysiert: "Trump geht es um die Schaffung wirtschaftlicher Risiken nach dem Prinzip von Brinkmanship und Randomisierung. Indem er so tut, als würde er eine Rezession zulassen, verbessert er seinen Vorteil." Dauerhafte Zölle seien nie das Ziel gewesen – sie dienten als Drohkulisse für bessere Deals. Was wie Chaos wirkt, folgt oft einer Strategie: Spieltheorie macht Trumps Politik nicht sympathischer, aber verständlicher. Und sie zeigt: In einer Welt, in der Drohungen, Risiko und Unberechenbarkeit zum politischen Werkzeug werden, ist Rationalität nicht immer vernünftig – zumindest nicht im klassischen Sinn.
Die USA im Ausnahmezustand - Gespräch mit Lisa McGirr
In der kalifornischen Metropole Los Angeles demonstrieren seit Tagen Menschen gegen Trumps harten Migrationskurs und Abschieberazzien. Die Proteste blieben zuletzt meist friedlich. In einem Teil des Stadtzentrums gilt eine Ausgangssperre. Bei Protesten in Seattle kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Einzelne Teilnehmer haben mit Feuerwerkskörpern, Steinen und Flaschen auf Polizisten geworfen. Bei Protesten in der ebenfalls im Bundesstaat Washington gelegenen Stadt Spokane gab es mehr als 30 Festnahmen. Die Bürgermeisterin Lisa Brown hatte zuvor eine Ausgangssperre in Teilen der Innenstadt verhängt. Eine größere Menschenmenge demonstrierte vor einem Gebäude der Einwanderungsbehörde ICE und blockierte Straßen. Wir sprechen mit Lisa McGirr, Historikerin an der Harvard-Universität, über die Situation in den USA.
Mehr zur USA
Zum Tod von Brian Wilson
Trauer um Beach-Boys-Legende Brian Wilson: Der Mitgründer der Erfolgsband, die mit sonnigen Surf-Songs Musikgeschichte schrieb und eine ganze Generation für das kalifornische Lebensgefühl begeisterte, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Wilson hatte fast alle Beach-Boys-Hits geschrieben und die Alben der Band produziert. Viele seiner Songs wurden zu Klassikern - so etwa "Fun Fun Fun", "Good Vibrations", "Little Deuce Coupe", "Help Me Rhonda" und "Surfin' USA". Mit "Pet Sounds" gelang ihm 1966 nach Ansicht vieler Kritiker das vielleicht beste Pop-Album des 20. Jahrhunderts.
Wilson war für bahnbrechende Erfolge bekannt - hatte aber auch Nervenzusammenbrüche und litt an Ängsten, war süchtig nach Tabletten, nahm Haschisch, LSD, irgendwann auch Kokain, um seine Kreativität zu steigern. Immer wieder zerstritt sich die vielfach preisgekrönte Band - und versöhnte sich wieder. 2021 brachten die Beach Boys das Comeback-Album "That's Why God Made the Radio" heraus und gingen auf Welttournee. Ihre Konzerte waren ausverkauft.
"Krieg und Frieden" am Theater Magdeburg
Was haben die napoleonischen Kriege mit dem Multifunktionstisch der DDR zu tun? Charly Hübners Inszenierung von "Krieg und Frieden" am Magdeburger Schauspiel beantwortet diese Frage überraschend und sehr eindringlich.