Kultur
"Kulturzeit" vom 03.05.2023: Türkei-Wahlen: Opposition aus dem Knast
Die Themen der Sendung: Türkische Opposition, KI und Pressefreiheit - Gespräch mit Boris Eldagsen, Verdammte Lust!, DOK.fest München, der Maler und die Großmutter.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 03.08.2023
Die Themen der Sendung:
Türkische Opposition vor den Wahlen
Am 14. Mai 2023 wählt die Türkei ihren Präsidenten und das Parlament. Siegt in Zeiten von Erdbeben-Katastrophe und Wirtschaftskrise der Wunsch nach einem starken Mann an der Spitze? Oder werden Verzweiflung und Wut über mehr als 50.000 Tote Erdoḡan die Macht kosten? Die Repression im Land ist stärker denn je – und doch gibt es immer noch viele Kulturschaffende, Journalist*innen und Menschenrechtler*innen, die ihren Mut nicht verlieren. Wie können sie noch arbeiten?
Im Gefängnis von Edirne sitzt seit 6 ½ Jahren der wohl berühmteste Gefangene des Landes, der kurdische Politiker Selahattin Demirtaş, ehemaliger Vorsitzender der überwiegend kurdischen Partei HDP. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, ihn sofort freizulassen, wird ignoriert. Aus seiner Zelle heraus hat der charismatische Hoffnungsträger fünf literarische Bücher geschrieben. Mit "Kaltfront“ erscheint am 28. Juni sein zweiter Erzählband auf Deutsch. Wir haben seine Frau, Başak Demirtaş, zu einem Gefängnisbesuch begleitet.
Kulturdoku
Die Ära Erdoğan am Ende?
Die Türkei zwischen Hoffnung und Verzweiflung: Das Erdbeben und die bevorstehenden Wahlen überschatten auch die Kulturszene der Türkei.
KI und Pressefreiheit - Gespräch mit Boris Eldagsen
Der Berliner Künstler Boris Eldagsen hat einen renommierten Fotopreis für ein mit künstlicher Intelligenz (KI) angefertigtes Bild abgelehnt. Auf seiner Homepage veröffentlichte Eldagsen dazu eine Chronologie zu den Hintergründen vom Einreichen seines Bilds über den Gewinn bis zur Ablehnung des Titels. Demnach hatte Eldagsen frühzeitig darauf hingewiesen, ein KI-Bild eingereicht zu haben. Von den Organisatoren des Preises zwischenzeitlich erhobene Vorwürfe der Irreführung wies er als Nonsens zurück. Eldagsen hatte nach eigenen Angaben über viele Jahre Fotografien bei den renommierten Sony World Photography Awards eingereicht, ohne gewinnen zu können. Sein von KI erstellter aktueller Beitrag - ein sepiafarbenes Bild zweier Frauen mit dem Titel "Pseudomnesia: The Electrician" - konnte dagegen die Kategorie "Kreativ" gewinnen.
Ausstellung "Verdammte Lust"
2000 Jahre männlicher Blick in der katholischen Kirche – und nun, was für ein Lichtblick, endlich gibt es eine Ausstellung wie diese: "Verdammte Lust!" im Diözesanmuseum in Freising. Es geht um einen selbstkritischen Blick auf Doppelmoral, Missbrauch und verquere Dogmen. Es geht um den sündigen, sinnlichen, verbotenen Körper und um große Kunst.
Antigone im Regenwald – Das neue Theaterstück von Milo Rau
Im Amazonas brennen die Wälder. Die Ureinwohner kämpfen ums Überleben. Der Schweizer Theatermacher Milo Rau ist nach Brasilien gereist, um den Kampf der Indigenen auf die Bühne zu bringen. "Antigone im Amazonas" heißt seine moderne Version der antiken Tragödie. Wie Antigone Widerstand leistete gegen den Herrscher Kreon, so stemmen sich die Indigenen seit Jahrzehnten gegen die Regierung Brasiliens. Die "Landlosenbewegung" protestiert gegen Enteignung, Abholzung, Zerstörung. Ihr größtes Trauma: das Massaker von 1996, als Polizisten 21 Menschen aus ihren Reihen ermorden. Milo Rau stellt es mit Laiendarstellern nach, unter ihnen Augenzeugen von damals. Filmszenen mit den Aktivisten wird er einbauen in seine Bühnen-Inszenierung, die im Mai in Belgien Premiere hat. Wir waren bei den Dreharbeiten dabei.
Porträt der Großmutter: Massimiliano Pirontis "Quo vadis?"
Ein Gemälde für die Ewigkeit: Mit 94 Jahren sitzt Vincenza Pesoli ihrem Enkel Modell für das Porträt, welches das Leben von Massimiliano Pironti verändert. Denn "Quo vadis?" wird 2019 für eine Ausstellung der National Portrait Gallery in London ausgewählt und gewinnt den 3. Preis. Kaum aufgehängt, will ein indischer Stahlbaron Pirontis Oma für eine sechsstellige Summe kaufen. Massimiliano Pironti lehnt ab. Wer will schon, dass die eigene Großmutter in Indien hinter den Gemäuern eines Palastes verschwindet? Dann wird ein italienischer Milliardär auf Vincenza Pesoli aufmerksam und will sie besitzen. Zu jedem Preis! Doch Massimiliano Pironti sagt erneut: Nein! Wie häufig würde er dann seine Oma noch besuchen können? Schließlich kommt eine Offerte aus Stuttgart. Das Kunstmuseum bietet zwar weniger, er nimmt dennoch an.