Kultur

"Kulturzeit" vom 21.02.2025: Trumps Wiederaufbaupläne für Gaza

Die Themen der Sendung: Trumps Pläne für Gaza, der Nahostkonflikt auf der Berlinale, sowie und Flops - Gespräch mit Katja Nicodemus, Doku "Politik im Popmodus".

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 30.04.2025

Die Themen der Sendung:

Donald Trumps Pläne für Gaza

Die Palästinenser wollen in ihre zerstörten Häuser im Gazastreifen zurückkehren, doch der gleicht nach den Bombardements der Israelis in weiten Teilen einer Mondlandschaft. Gleichzeitig hat die israelische Regierung eine Behörde für eine "freiwillige Ausreise" der Palästinenser aus Gaza gegründet. Nach den Plänen des neuen US-Präsidenten Donald Trump sollen die etwa zwei Millionen Palästinenser aus dem Gazastreifen umgesiedelt werden - gemäß seinen Worten in die gesellschaftlich und wirtschaftlich fragilen Anrainerstaaten Ägypten und Jordanien. Der Gazastreifen hingegen sollte unter Oberherrschaft der USA kultiviert werden. Die Vereinten Nationen warnen vor "ethnischen Säuberungen". Und Anrainerstaaten befürchten eine Stärkung radikaler islamistischer Kräfte.

Und doch fällt die Idee Trumps bei vielen Israelis auf fruchtbaren Boden. Das Land: fortwährend gedemütigt mit den Propagandavideos der Hamas, die seit 503 Tagen immer noch 73 Geiseln in den Tunneln Gazas foltert und aushungert. Auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv beobachten seit dem letzten Deal zwischen Israel und der Hamas hunderte Menschen jeden Samstag die Freilassung von nur drei oder vier Geiseln. Es herrscht eine Atmosphäre der kollektiven Bestürzung. "Die israelische Öffentlichkeit ist müde, erschöpft, ohne Hoffnung und sucht einfache Lösungen", sagt die Historikerin Yael Stermhell. "Und hier kommt Onkel Trump aus Amerika mit einer Lösung, wie sie simpler nicht sein könnte. Er wird Gaza übernehmen und verspricht, Millionen Menschen umzusiedeln, die den Israelis gefühlsmäßig ein Stachel im Fleisch sind. Für Israelis ist das sehr verführerisch. Die Idee, dass der Nachbar im Süden nicht mehr die Bewohner Gazas sein werden, sondern irgendein imperialistisches amerikanisches Staatsgebiet, ist sehr vielversprechend. Wer weiß? Vielleicht entsteht dort sogar ein Disneyland."

Schon jetzt kündigen die arabischen Staaten an, als Alternative für Trumps Pläne Gazas Wiederaufbau mit 20 Milliarden US-Dollar zu unterstützen. Aber die USA brauchen sie trotzdem. "Die Frage ist die: Wird Donald Trump, wenn er aus seinen Vertreibungsfantasien aufwacht, seine berühmte Bulldozer-Mentalität dazu nutzen, der israelischen Regierung zu sagen: Ihr müsst den Golfstaaten, Amerika und der sunnitischen Welt ermöglichen, Gaza neu aufzubauen", sagt Stermhell. "Das Geld ist da. Der Plan ist da. Jetzt seid ihr dran." Auf dem Platz der Geiseln ist die Zukunft Gazas weit entfernt. Hier demonstrieren Menschen fuer die Freilassung aller Entführten. Hoffnungsträger ist nicht Netanjahu, sondern das Weiße Haus.

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