Kultur
"Kulturzeit" vom 24.04.2025: Sudan - ein Völkermord und niemand sieht hin?
Die Themen der Sendung: Konflikt im Sudan - Gespräch mit Volker Perthes, Königsstadt Naga im Sudan, "Klandestin", Sparzwang Berliner Kultur, 250 Jahre William Turner.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 26.10.2025
Die Themen der Sendung:
Sudan - Geschieht im Konflikt eine Völkermord? Gespräch mit Volker Perthes
Mitte April 2023 eskalierten die seit langem schwelenden Spannungen zwischen den militärischen und paramilitärischen Führern des Landes. Die paramilitärische Gruppe "Rapid Support Forces" hat in dem Bürgerkrieg in den vergangenen Monaten Rückschläge hinnehmen müssen. Sie verlor ihre Stellungen in der Hauptstadt Khartum und anderen Städten und formiert sich in ihrer Hochburg Darfur neu. Die Hauptstadt der Provinz Nord-Darfur, Al-Faschir, steht unter der Kontrolle des Militärs.
Die RSF versucht seit 2024, die Stadt einzunehmen, um die Kontrolle über die gesamte Region Darfur zu erlangen. Der jüngste Angriff folgte wenige Tage, nachdem die RSF und verbündete Milizen in zwei von einer Hungersnot betroffenen Lagern gewütet hatten, in denen rund 700.000 Sudanesen untergebracht sind, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Bei dem mehrtägigen Angriff wurden mehr als 400 Menschen getötet, darunter zwölf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Dutzende von Kindern, wie das UN-Büro für humanitäre Hilfe unter Berufung auf lokale Quellen mitteilte. Die Kämpfe im Sudan haben nach Angaben der UN mehr als 24.000 Tote gefordert. Der Konflikt hat eine der gravierendsten humanitären Katastrophen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. Rund 30 Millionen Menschen sind laut den Vereinten Nationen auf Hilfe angewiesen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Allen Konfliktparteien werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Wir sprechen mit Volker Perthes, Politologe und ehemaliger UN-Sonderbotschafter für den Sudan.
Welterbe im Schatten des Krieges: die Königsstadt Naga im Sudan
Seit mehr als zehn Jahren erforschen Mitarbeiter des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in München die antike Königsstadt Naga im Sudan. Doch seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor zwei Jahren ruhen die Grabungsarbeiten, jeglicher Kontakt zu Mitarbeitenden vor Ort ist abgerissen. Die Sorge um die Menschen ist groß, rund 25 Millionen Einwohner leiden an Hunger, knapp 13 Millionen wurden vertrieben. Mit der Wiederaufnahme der immersiven Ausstellung "NAGA - Die verschüttete Königsstadt" von 2023 möchten die bayerischen Archäologen auf die Lage vor Ort aufmerksam machen. Denn derzeit bleibt nur die Hoffnung, dass das Welterbe nicht als Kollateralschaden des Kriegs endet - und die Hoffnung, dass das Land irgendwie zum Frieden findet.
Migrationsdrama "Klandestin" mit Barbara Sukowa
Migration ist eines der großen Themen, die den Wahlkampf dominiert haben. Der Spielfilm "Klandestin" erzählt jetzt eine ganz eigene Geschichte von Flucht und Politik. Im Mittelpunkt steht eine konservative Politikerin, gespielt von Barbara Sukowa, die für eine harte Grenzpolitik steht. Doch dann hilft sie einem alten Freund, einen illegal aus Marokko eingereisten Jungen zu beherbergen. Die Lage eskaliert, als der Junge nach einem Bombenanschlag ins Visier der Terrorermittlungen gerät. Der Spielfilm "Klandestin" von Regisseurin Angelina Maccarone verbindet geschickt persönliche Geschichten mit aktueller Politik. Er zeigt, wie komplex das Flüchtlingsthema ist. "Klandestin" wurde unter anderem mit dem Filmkunstpreis beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen ausgezeichnet.
Sparzwang in der Berliner Kultur
Berlin muss sparen, doch die vom Senat geforderten Summen können die Häuser nicht leisten. Die drei Opernhäuser haben bereits eine gemeinsame Verwaltung, eine gemeinsame Werkstatt und nur noch eine Ballettkompagnie. Die Werkstätten der Theater könnten abgeschafft und in den Bühnenservice der Oper integriert werden. Dagegen wehrt man sich an der Volksbühne. In Zeiten knapper Kassen arbeitet der Hamburger Bahnhof mit den Sponsoren VW und Chanel zusammen. Bereitschaft zum Sparen und zum Suchen von Sponsoren besteht, aber das erfordere Zeit, so die Kulturschaffenden.
250. Geburtstag von William Turner - Jubiläumsausstellung in der Tate Britain
Er malte das Licht wie kein anderer. Er setzte sich der Natur aus, studierte als leidenschaftlicher Beobachter Wind, Wolken, Regen und brachte, was er sah, bis zur Auflösung der Formen auf die Leinwand. An europäischer Malerei geschult und zunächst auch der Tradition verhaftet, vermischte Joseph Mallord William Turner (1775-1851) in seinem Spätwerk Licht, Farbe und Raum immer stärker, immer fließender. Vor 250 Jahren, am 23. April 1775, wurde der berühmteste englische Maler geboren. Wir haben die große Jubiläumsausstellung in der Tate Britain in London besucht und uns auf seine Spuren in Turners Landhaus in Twickenham begeben.