Kultur

"Kulturzeit" vom 28.04.2022

Die Themen der Sendung: Russlands "heiliger" Angriffskrieg - wie die orthodoxe Kirche Putin stützt, "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" - Gespräch mit Andreas Dresen, documenta-Kollektiv Ruangrupa in Kassel und Kubin-Ausstellung in Wien.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 28.04.2024

Die Themen der Sendung:

Wie die russisch-orthodoxe Kirche Putin stützt

Etwas außerhalb Moskaus, inmitten des militärischen Themenparks "Patriot", befindet sich eine Kathedrale, die allein den russischen Streitkräften gewidmet ist: In der "Hauptkirche der Streitkräfte Russlands" werden Soldaten getauft, hier wendet sich Patriarch Kyrill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, zu einfachen Soldaten und hochrangigen Militärs. Vor zwei Jahren wurde die Kirche, die an den Sieg der Sowjetarmee gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg erinnern soll, eröffnet. Die Idee dazu hatte der russische Verteidigungsminister. Auch Putin ist hier schon mit dem Patriarchen gemeinsam aufgetreten - ein wirkmächtiges Bild. Diese Kirche ist ein Symbol für die mächtige Allianz zwischen Politik, Militär und orthodoxem Glauben im modernen Russland. Putin braucht Kyrill und Kyrill braucht Putin: Im März 2022 rechtfertigte Kyrill Putins Ukraine-Feldzug, indem er den Krieg als einen "metaphysischen Kampf" bezeichnete. Einer aktuellen Umfrage zufolge verstehen sich rund 63 Prozent der russischen Bevölkerung als orthodox - was deren Oberhaupt sagt, hat Gewicht. Welche Rolle spielt Kyrill für Putins geopolitische Ambitionen? Inwiefern prägen und rechtfertigen religiöse Dogmen Putins Kurs? Wir sprechen mit Thomas Bremer, Professor für Ökumenik, Ostkirchenkunde und Friedensforschung, dem Historiker und Theologen Gerhard Besier und der Religionssoziologin Kristina Stoeckl.

Film "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" - Gespräch mit Andreas Dresen

Eine Bremer Hausfrau muss im Herbst 2001 entdecken, dass ihr ältester Sohn sich ohne Ankündigung nach Pakistan aufgemacht hat. Während sie versucht, sich nicht allzu viele Sorgen zu machen, überschlagen sich die Ereignisse. Ihr Sohn sei verhaftet und als Taliban-Verdächtiger von den US-Amerikanern nach Guantánamo verschleppt worden, heißt es plötzlich. Die verzweifelte Mutter beginnt alle Register zu ziehen, um ihrem Sohn zur Seite zu stehen. Unterstützung findet sie schließlich bei Rechtsanwalt Bernard Docke (Alexander Scheer), der bereit ist, mit ihr den Weg bis zum Obersten Gericht in den USA zu beschreiten. Andreas Dresen und Autorin Laila Stieler machen Rabiye Kurnaz, die Mutter des unrechtmäßig inhaftierten Murat, zu einer enorm sympathischen Protagonistin, die die Komödiantin Meltem Kaptan sehr lebendig zum Leben erweckt. Jetzt feiert der Film Kinopremiere. Wir sprechen mit Regisseur Andreas Dresen, der das Verhalten der deutschen Politik im Fall Murat Kurnaz als "unsäglich" kritisiert. Die deutsche Politik habe Kurnaz "nicht nur die Hilfe verweigert, sondern auch aktiv dafür gesorgt, dass er in Guantanamo bleiben musste", so Dresen. Es gebe viele Dokumente, die dieses Fehlverhalten belegten: "Was für eine Schande! Wenigstens jetzt könnte man ihn um Entschuldigung bitten, weil man ihm fünf Jahre seines Lebens geraubt hat. Aber es wäre zumindest ein Zeichen des moralischen Anstands."

Das documenta-Kuratorenkollektiv Ruangrupa in Kassel

Eine ehemalige Sportarena am Rande des Friedrichsplatzes in Kassel: Hier hat das zehnköpfige indonesische Kuratoren-Team Ruangrapa seine Zentrale eingerichtet. Das Künstlerkollektiv aus Jakarta wurde von der internationalen Findungskommision einstimmig zur künstlerischen Leitung der documenta 15 ausgewählt. Die Gruppe steht dabei für internationalen Austausch und setzt sich für die Lösung globaler Probleme wie Klimawandel und Ressourcen-Knappheit ein. Wir haben mit ihnen über ihr Konzept und die Besonderheiten einer Kunstausstellung in Zeiten des Krieges gesprochen.

Alfred Kubin-Ausstellung in Wien

Das Grauenerregende ließ ihn nicht los, das Düstere war seine Domäne, das Gespenstische seine Vision: Alfred Kubin. Die Kunst des großen Zeichners, Illustrators und Verfassers des Jahrhundertromans "Die andere Seite" über den Kampf zwischen Gut und Böse scheint aktueller denn je: Gewalt, kriegerische Zerstörung, Seuchen, Naturkatastrophen, Manipulation der Massen und andere Abgründe des menschlichen Seins prägten seine stark erzählerisch orientierten Arbeiten. Das Werk dieses fantastischen Schöpfers konfrontiert uns mit pessimistischen Visionen, die - frei nach Schopenhauer - die schlechteste aller denkbaren Welten skizzieren. In seiner Kindheit war er ständig mit dem Sterben konfrontiert. Als Zehnjähriger verlor er die innig geliebte Mutter, später die junge Verlobte. Dazwischen ein missglückter Selbstmordversuch: "Sind wir denn, frage ich, mehr als dieses Knochengestell, umspannt von Fleischsträngen?", so der Visionär negativer Idyllen. Kubin hat der Angst – vor inneren Zwängen, Kindheitstraumata und vor der eigenen Endlichkeit – kreativ getrotzt. Dem "Magier aus Zwickledt" bei Wernstein am Inn in Oberösterreich widmet jetzt das Wiener Leopoldmuseum eine umfassende Ausstellung.

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