Kultur

"Kulturzeit" vom 23.03.2022

Die Themen der Sendung: Die Angst der Kinder vor dem Krieg - Gespräch mit Claudia Calvano, Antisemitismusvorwürfe gegen documenta-Kollektiv, Pritzker-Preis an Francis Kéré, 417 kmh: freie Fahrt für freie Bürger?, Michael Haneke wird 80, "Rotzbub"-Film über Manfred Deix.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 23.03.2023

Die Themen der Sendung:

Die Angst der Kinder vor dem Krieg - Gespräch mit Claudia Calvano

Mutter und Tochter sprechen über den Ukraine-Krieg, der im Hintergrund im Fernsehen zu sehen ist.
Mutter und Tochter sprechen über den Ukraine-Krieg
Quelle: Imago

Nachrichten, Sondersendungen, Social Media-Posts: Die Bilder des russischen Angriffs auf die Ukraine sind allgegenwärtig. Der Krieg rückt so scheinbar ganz nah in deutsche Wohnzimmer. Nicht nur Erwachsene bedrückt die Dauerschleife an furchtbaren Nachrichten, auch viele Kinder bekommen davon Angst. Zwei Jahre Pandemie haben bereits große psychische Probleme bei vielen Kindern und Jugendlichen verursacht. Was macht der Krieg mit Kindern und Jugendlichen hierzulande? Wieviel gefährdeter ist diese Generation jetzt in Angesichts dieser indirekten Kriegserfahrung? Das fragen wir die Kinder- und Jugendpsychologin Claudia Calvano.

Wie antisemitisch ist das documenta-Kollektiv?

Ein Kasseler Bündnis gegen Antisemitismus wirft dem die documenta kuratierenden Künstlerkollektiv Ruangrupa vor, es habe bei der documenta fifteen auch Künstlergruppen eingeladen, die den kulturellen Boykott Israels unterstützen und antisemitisch seien. Im Mittelpunkt der Vorwürfe: das palästinensische Künstlerkollektiv "The Question of Funding". Wir haben ein Mitglied des Künstlerkollektivs besucht: Yazan Khalili, der heute in Amsterdam lebt. Seine Arbeiten bedienten noch nie das Klischee des Palästinensers als hilfloser Underdog der Geschichte. In seinen konzeptuellen Entwürfen stellt Khalili Fragen: an die Opferrolle der Palästinenser, an den Umgang mit historischem Unrecht, und mehr und mehr über die Rolle des Künstlers in der palästinensischen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die abhängig ist von Geberstaaten.

Yazan Khalilis Künstlerkollektiv sucht Alternativen, eine solidarische Community, eine anarchistische Wirtschaft unabhängig von internationalen Geldern. Es ist seine Haltung zu Israel als kolonialistischer Besatzungsmacht, die ihn nun ins Kreuzfeuer gebracht hat. Ein Kasseler Bündnis gegen Antisemitismus wirft Khalili und seinem Kollektiv aufgrund ihrer israelkritischen Haltung Antisemitismus vor. Wir haben darüber mit dem israelischen Soziologe Natan Sznaider gesprochen, einer wichtigen Stimme im Diskurs um Postkolonialismus. Documenta und Künstler, meint er, müssen zu ihren Widersprüchen stehen: Postkolonialismus beinhaltet auch Kritik an Israel. Und die sei nicht deutsche Staatsraison.

Pritzker-Preisträger Francis Kéré

Preise hat Francis Kéré schon einige gewonnen, doch der Pritzker-Preis ist eine eigene Liga: Er sei besonders, weil er eigentlich unerwartet kam, sagt Kéré. Man müsste schon sehr viel gemacht haben, um ihn zu verdienen. Das ein oder andere hat auch er schon gebaut und geplant: Schulen, Krankenhäusern, ein Operndorf, Pavillons, Parlamentsgebäude. Sein Credo dabei: radikal einfach und doch so schön. Gebäude sollten "auch eine gewisse Schönheit haben", sagt er. "Es lohnt sich, dafür zu kämpfen, dass es so wird." Kérés Zauberwort für die Zukunft: Afrofuturismus. Der Kontinent sei reich, nicht nur an Ressourcen, sondern auch an Kreativität, Tatendrang und Begeisterung. "Ich liebe das", so Kére´. "Ich schöpfe daraus." Sein Traum: Architektur, die Kontinente verbindet. Den Pritzker-Preis, den bekommen doch nur die ganz Großen - das stimmt! Francis Kéré: Willkommen im Olymp der Architektur-Riesen.

417 kmh: freie Fahrt für freie Bürger?

417 - das ist die Anzahl der Stundenkilometer, die ein tschechischer Millionär in einem Bugatti auf einer deutschen Autobahn zurücklegte. Er dokumentierte es in einem dreiminütigen Youtubevideo, das seitdem millionenfach geklickt wurde. Auf deutschen Autobahnen gilt großenteils kein Tempolimit, im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen war die Forderung nach 130 Stundenkilometern maximal ein wichtiger Debattenpunkt. Und nun das: Rechtlich völlig problemlos geschah da eine irrwitzige Fahrt - allein der Weg bei einer Vollbremsung würde mindestens die Länge von zwei Fussballfeldern benötigen. Der Millionär dankte "Gott für die Sicherheit und die guten Umstände". Dass solche Irrsinnsfahrten auf deutschen Straßen oft tödlich enden zeigt auch die Ausstellung "Wahnsinn - Illegale Autorennen" im Deutschen Technik Museum Berlin.

Michael Haneke feiert 80. Geburtstag

Dass Michael Haneke in der österreichischen wie internationalen Kinolandschaft mehr als nur Spuren hinterlassen hat, steht außer Zweifel. Der erfolgreiche Regisseur, der auch an der Wiener Filmakademie als Lehrender die junge Regiegarde prägt, feiert am 23. März 2022 seinen 80. Geburtstag. Dass sein Werk polarisiert, liegt an der Arbeitsweise Hanekes.

Manfred Deix als "Rotzbub" im Kino

Keiner konnte die Spezies "Österreicher" bissiger karikieren als der 2016 verstorbene Manfred Deix, keiner lieferte eine derart schonungslose wie lustige Gesellschaftskritik. Denn Humor war dem "Beach Boy" der Zeichner wichtig. Sein Figurenkosmos lernt jetzt in Marcus H. Rosenmüllers Film "Rotzbub" im Kino laufen und erzählt in animierten Bildern von seinen Wurzeln.

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