Kultur

"Kulturzeit" vom 12.04.2022

Die Themen der Sendung: Ukrainische Soldatinnen, Angelina Kariakina über die Medienberichterstattung in der Ukraine, Russen in der Türkei, Konzertabsage für Currentzis- Gespräch mit Axel Brüggemann, Nachruf auf Michael Degen, Bilderbuch.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 12.04.2024

Die Themen der Sendung:

Frauen im Krieg: Soldatinnen in der Ukraine

Eine ukrainische Soldatin in Uniform und mit Helm betrachtet das Kampfgebiet durch ein Periskop.
Ukrainische Soldatin mit Periskop
Quelle: reuters

Außergewöhnlich viele Frauen kämpfen als Soldatinnen in der ukrainische Armee - und das nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands. Für ihren Dokumentarfilm "Inner Wars" hat die ukrainische Regisseurin Masha Kondakova von 2014 bis 2016 drei Soldatinnen im Donbass begleitet. Nach den Maidan-Protesten hatten sie ihre Jobs aufgegeben, um sich in den Dienst des Militärs zu stellen. 2021 waren 31.000 Frauen in der ukrainischen Armee, heute sind es wahrscheinlich sehr viel mehr. Offiziell liegt der Frauenanteil bei 15 Prozent. Wie prägen Frauen die Armee? Wie verändert ihre dortige Präsenz Geschlechterrollen und Nationalgefühl? Wir haben mit der Filmemacherin über mutige Frauen, patriarchale Strukturen und eine Gesellschaft im Krieg gesprochen.

Medienberichterstattung in der Ukraine - Gespräch mit Angelina Kariakina

Russen in der Türkei

Die türkische Großstadt Antalya ist mit ihren Mittelmeerstränden längst zu einem beliebten Urlaubsziel für Tourist*innen weltweit geworden. So zog es im letzten Jahr auch über drei Millionen russische Tourist*innen an den Ort. Obwohl die diesjährige Saison noch nicht begonnen hat, sind in den letzten sechs Wochen mehrere Zehntausende Russen und Russinnen in Antalya eingetroffen. Der Unterschied - sie kommen nicht mehr als Kurzurlauber*innen, sondern fliehen vor den wirtschaftlichen Kriegsauswirkungen und Putins Polizeistaat. Sie suchen keine Hotelzimmer, sondern Häuser und Wohnungen, in denen sie leben können. Für Antalyas Bevölkerung eine besondere Herausforderung: Immobilienpreise explodieren und das mitten in einer schweren türkischen Wirtschaftskrise.

Kein Currentzis-Benefizkonzert im Wiener Konzerthaus - Gespräch mit Axel Brüggemann

Das geplante Ukraine-Benefizkonzert am 12. April mit dem griechisch-russischen Stardirigenten Teodor Currentzis im Wiener Konzerthaus ist abgesagt. Das Konzerthaus komme damit einem Wunsch des ukrainischen Botschafters in Österreich nach, heißt es. Currentzis hätte mit seinem musicAeterna-Orchester auftreten sollen. Der Abend war nicht unumstritten, wird das in St. Petersburg beheimatete Ensemble doch von der russischen VTB-Bank finanziert, die von den Sanktionen betroffen ist. Die Wiener Konzerthausgesellschaft bedauere die Absage, komme damit aber dem Wunsch des Diplomaten nach, "bei Benefizkonzerten zugunsten der Ukraine von der Involvierung russischer Künstlerinnen und Künstler abzusehen", wie Wassyl Chymynez erklärte. Wir sprechen mit dem Musikjournalisten Axel Brüggemann über die Absage an Teodor Currentzis' Ensemble.

Zum Tod von Michael Degen

Der deutsch-israelische Schauspieler und Schriftsteller Michael Degen ist am 9. April 2022 im Alter von 90 Jahren in Hamburg gestorben, wie der Rowohlt-Verlag mitteilte: "Wir trauern und verneigen uns vor einem Menschen und Künstler, der mit seiner Wärme und Begeisterung berührte und mitriss, und dessen vielseitiges Werk bleiben wird." Der 1932 in Chemnitz geborene Degen überlebte den Nationalsozialismus, weil er mit seiner Mutter unter falscher Identität in Berlin versteckt wurde. Sein Vater starb 1940 nach der Freilassung aus dem KZ Sachsenhausen infolge der Misshandlungen, die er dort erlitten hatte. Schon 1946 begann Michael Degen eine Schauspielausbildung. Er lebte ab 1949 zwei Jahre in Israel, kehrte dann aber nach Deutschland zurück.

Als Theaterschauspieler spielte er auf den namhaftesten deutschsprachigen Bühnen und arbeitete mit bedeutenden Regisseuren wie George Tabori, Peter Zadek, Ingmar Bergman und Claude Chabrol zusammen. Durch Film- und Fernsehrollen wurde Degen ab den 1970er Jahren einem breiteren Publikum bekannt, etwa in der Familienserie "Diese Drombuschs". Bis 2019 spielte er in der ARD-Krimiserie "Donna Leon" den Vice-Questore Patta. Degen war Autor mehrerer Bücher. Seine Autobiografie "Nicht alle waren Mörder" wurde 2006 verfilmt. Zeit seines Lebens engagierte er sich gegen Antisemitismus und Rassismus. 2017 zeigte er sich besorgt über die Wahlerfolge der AfD und sagte, wenn er jünger wäre, würde er das Land sicher verlassen. Zu seinem 90. Geburtstag Ende Januar erklärte Degen, er habe Angst um die jungen Juden in Europa und in Deutschland, weil sie sich zunehmend brutalem und offenem Antisemitismus ausgesetzt sähen: "Dass ich das, 77 Jahre nach dem Ende des barbarischsten Kriegs der Menschheitsgeschichte, wieder sagen muss, hätte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen können."

Neues Album von Bilderbuch

Dass Bilderbuch es geschafft haben, daran muss man zum Erscheinen ihres mittlerweile siebten Albums nicht mehr erinnern. Die Konsequenz, mit der diese Band ihre Karriere verfolgt hat, erzählt auch von einem Systemwechsel in der österreichischen Kulturproduktion. "Gelb ist das Feld" heißt das neue Album von Bilderbuch, das gerade in Hamburg in der Elbphilharmonie im Rahmen des Tourauftakts vorgestellt wurde. Wieder einmal klingen Bilderbuch einen Dreh anders als davor, die Songs schwelgen in einem Hauch von Hippietum und einer Zeitdiagnose, die ja immer auch die Selbstdiagnose einer Generation ist, die vielleicht eine Spur zu viel aufs Handy starrt. Doch just zum Albumstart ist ein anderer Song der Band aktueller denn je, weil er Haltung für eine Zeit einfordert, die von schweren Turbulenzen geprägt ist. "Europa 22" erweist sich als Nummer der Stunde und liest sich als Aufforderung, dass in einer schwierigen Situation das aktive, gemeinsame Bekenntnis zum Zusammenhalt unter einem gemeinsamen europäischen Dach wichtiger ist denn je. 

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