Kultur

"Kulturzeit" vom 17.03.2023: Sara Mardini - von der Heldin zur Angeklagten

Die Themen der Sendung: Doku über die syrische Schwimmerin und Flüchtlingshelferin Sara Mardini, Neues zum Brand in Moira - Gespräch mit Natasha Dailiani, "Elvira Bach & Ingrid Honneth - Meine Schwester und ich", Franz Hohler, Doku "Im Ernst, Babyboomer? - Generationen im Konflikt" und Comicbuchtipps.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 17.06.2023

Die Themen der Sendung:

"Gegen den Strom" - Doku über Sara Mardini

Eine junge Frau im Parka - Sara Mardini - spricht in ein Mikrofon.
Sara Mardini
Quelle: Mindjazz Pictures

Erst wurde sie als Menschenretterin gefeiert, dann inhaftiert. Sara Mardini ist ehemalige Schwimmsportlerin aus Syrien, 2012 ist sie mit ihrer Schwester geflohen und hat auf dem Weg über das Meer anderen Flüchtenden das Leben gerettet, als das Schlauchboot in Seenot geriet. Dafür wurde sie geehrt. In Griechenland kam sie aber später ins Gefängnis, weil sie hier als Aktivistin Menschen auf der Flucht geholfen hat. Ihr wurden unter anderem Beihilfe zur illegalen Einreise und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Anfang des Jahres wurden einige Anklagepunkte gegen sie von einem Gericht zurückgewiesen, aber die Anklage wegen Menschenschmuggel besteht weiter, die Unsicherheit bleibt. Der Dokumentarfilm "Sara Mardini – Gegen den Strom" von Regisseurin Charly Wai Feldman erzählt ihre Geschichte. Am 23. März kommt er in die Kinos.

Neues zum Brand in Moria - Gespräch mit Natasha Dailiani

Am 8. September 2020 ist das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos abgebrannt. Mehr als 10.000 Menschen wurden obdachlos. Die Ursache soll Brandstiftung gewesen sein: Das zumindest stand für den konservativen griechischen Minister für Migration wenige Tage später fest. Die Täter seien festgenommen, die Sicherheit garantiert. Ein Jahr später wurden sechs afghanische Asylbewerber, fünf davon zum Zeitpunkt der Tat minderjährig, wegen Brandstiftung angeklagt und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Nun hat ein Team des Recherchekollektivs Forensic Architecture in Zusammenarbeit mit den Anwälten der Angeklagten sämtliche zur Verfügung stehende Daten aus der Nacht erneut ausgewertet. Videos, Fotos, Zeugenaussagen. Dieses Material wirft erhebliche Zweifel an der Schuld der Angeklagten auf. Basierend auf der Aussage nur eines Zeugen wurden die sechs verurteilt. Dieser beschuldigte die Gruppe, in der Nacht des 8. Septembers in Abschnitt 12 des Lagers Feuer gelegt zu haben. Doch Forensic Architecture dokumentiert zahlreiche Widersprüche in seinen Aussagen. So ist der Teil des Flüchtlingslagers, den die Beschuldigten angezündet haben sollen, nachweislich von Funken in Flammen gesetzt worden - zudem habe ein anderer Teil des Camps, wo er Flammen gesehen haben will, zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gebrannt. Die Angeklagten aus Afghanistan seien zum Opfer der Falschaussage eines Mannes geworden, der einer anderen afghanischen Volksgruppe angehört und noch nicht einmal vor Gericht ausgesagt hat - so die Anwälte. Diese neue Belege wollten die Anwälte vor wenigen Tagen erneut vor Gericht bringen - sie werfen dem Gericht zudem zahlreiche Verfahrensfehler vor. Doch das Berufungsverfahren wurde um ein Jahr verschoben: wegen eines Generalstreiks. Die Angeklagten müssen zurück ins Gefängnis. Die Gerechtigkeit muss warten. Wir sprechen mit Natasha Dailiani, Anwältin vom Legal Center Lesvos.

Doku "Im Ernst, Babyboomer? - Generationen im Konflikt"

"Wir sind Boomer, ihr seid Lappen“, schreibt ein Ü-50-Kommentator im Spiegel. "Ok, Boomer!“, schallt es genervt von TikTok zurück. Auf der einen Seite die Jugend von heute, die sogenannte Gen Z, auf der anderen die von gestern, die Babyboomer, die diese Gesellschaft aufgebaut haben und das Ruder - noch - in der Hand halten. Muss die Gen Z ausbaden, was vorherige Generationen der Welt eingebrockt haben? Und wie sehr bestimmen in Deutschland die Alten über die Zukunft der Jungen?

Ausstellung "Elvira Bach & Ingrid Honneth - Meine Schwester und ich"

Die eine gehört zu den "Jungen Wilden" der 1980er Jahre: Elvira Bach. 1951 kommt sie im beschaulichen Bad Soden/Taunus auf die Welt – eine halbe Stunde nach ihrer Zwillingsschwester Ingrid. Elvira studiert mit anderen jungen Wilden wie Rainer Fetting, Salomé und Helmut Middendorf an der Berliner Universität der Künste freie Malerei. Ihre "Frauenbilder" sind wild, farbenfroh und expressiv, selbstbewusste, starke und stolze Frauen. Mit diesen Arbeiten wird sie in der deutschen und internationalen Kunstszene bekannt, hat in großen Museen ausgestellt wie dem Guggenheim New York. Elvira Bach bleibt ihren Grundthemen treu, das macht sie unverwechselbar. Im Grunde, so sagt sie, hätte sie immer nur ihr Leben gemalt. Ihren Durchbruch erlebt sie 1982 mit der Teilnahme an der documenta 7 in Kassel. Seitdem geht sie ihren eigenen Weg, jenseits aller Etikettierungen, eine Einzelgängerin. Starke Einflüsse kommen von ihren Aufenthalten in Afrika und ihrem senegalesischen Mann. Und sie deckt die Ambivalenzen des Frauseins auf. Elvira Bach hat einer ganzen Generation von Künstlerinnen den Weg bereitet.

Die andere, Zwillingsschwester Ingrid, geht in eine andere Richtung. Sie studiert Theaterwissenschaften in Berlin. Anfang der 1980er geht sie in die USA, nach New York. Zurück in Deutschland arbeitet sie als Ausstatterin an verschiedenen Theaterbühnen unter anderem mit Hans Neuenfels und Einar Schleef. Erst in den 1990er Jahren macht sie sich als Bildhauerin selbständig. Ihre poppig erscheinenden überdimensionierten Plastiken von Altagsgegenständen aus Papier oder Styropor wirken wie Traum, bzw. Albtraumgebilde. Es ist ein "gefährlicher Alltag", es wird geschossen, geschnitten, geschminkt, menstruiert. Die aufgehängten Kleider sind die eigenen abgestreiften Hauthüllen. Honneth spielt mit diesen weiblichen Insignien, die sie durch ihre Umsetzung auf zum Teil vergnügliche Art konterkariert. Dieser Sinn für Humor ist den beiden Schwestern gemeinsam. Zurzeit sind ihre unterschiedlichen Werke in der Galerie von Stechow in Frankfurt zu sehen, noch bis zum 22. März. Wir zeigen Exponate aus der gemeinsamen Ausstellung und treffen Elvira Bach.

Franz Hohler zum 80. Geburtstag

Er ist längst eine schweizerische Institution: Franz Hohler, "unterhaltender Moralist", wie er sich selbst bezeichnet, und kritischer Autor. Jetzt feiert er seinen 80. Geburtstag. Doch auf der Bühne steht der "zwanghaft Fleißige" immer noch regelmäßig. Aktuell reist er mit seinen bekanntesten Nummern unter dem Titel "Franz Hohler spaziert durch sein Gesamtkunstwerk" quer durch die Schweiz.

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