Kultur
"Kulturzeit" vom 12.05.2023: Neuer Streit um die Benin-Bronzen
Die Themen der Sendung: Benin-Bronzen, die Türkei vor den Wahlen - ein Blick aus dem Exil, Chimamanda Ngozi Adichie, "Ein Sommernachtstraum" beim Berliner Theatertreffen, Österreichs Landeshymnen und Krimibuchtipps.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 07.09.2023
Die Themen der Sendung:
Debatte um Benin-Bronzen im Bundestag
Die Bundesregierung hat die Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria erneut verteidigt. In einer aktuellen Stunde im Bundestag sagte die parlamentarische Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), es sei "gut und richtig" gewesen, die Bronzen ohne Bedingungen zurückzugeben. Nigeria könne entscheiden, wo sie verblieben und wie sie der Bevölkerung zugänglich gemacht würden. Die AfD-Fraktion hatte die aktuelle Stunde beantragt. Die Erklärung zur Restitution der 1897 von Briten geraubten und unter anderem nach Deutschland verkauften Benin-Bronzen war im Sommer 2022 ohne Bedingungen und Auflagen vereinbart worden. Im Dezember 2022 überreichte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die ersten 20 Kunst- und Kulturgegenstände an den nigerianischen Staat. Im März hatte der scheidende Staatspräsident Muhammadu Buhari, allerdings erklärt, dass sämtliche Benin-Bronzen in den Besitz von Oba Ewuare II., Oberhaupt der früheren Königsfamilie Benins, übergeben werden. Nun ist unklar, ob die Artefakte weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein werden. AfD und Union kritisierten eine bedingungslose Rückgabe.
Die Benin-Bronzen stammen aus dem gleichnamigen Königreich, dessen Kerngebiet im Südwesten des heutigen Nigeria lag. 1897 eroberten britische Truppen das Königreich, plünderten den königlichen Palast und verschleppten Oba Ovonramwen, den letzten unabhängigen König, in die Hafenstadt Calabar. Tausende Objekte wurden als Kriegsbeute nach London verschifft und dort veräußert. Weitere hunderte der geplünderten Objekte blieben noch eine Zeit lang im kolonialen Nigeria, gelangten dann aber über Netzwerke von europäischen und afrikanischen Geschäftsleuten und Händlern ebenfalls in europäische und nordamerikanische Museen. Der Name Benin lebt in der Republik Benin fort. Der Nachbarstaat Nigerias hat allerdings keine direkten historischen Verbindungen zu dem Königreich.
Streit um Benin-Bronzen geht weiter
Nach der Übereignung der Benin-Bronzen in private Hände durch Nigeria ist die Kontroverse um den Sinn der Restitution neu entbrannt. Ende März ist geschehen, wovor viele Stimmen gewarnt haben - die scheidende Regierung in Nigeria hat die gerade restituierten Benin-Bronzen privaten Händen zugeeignet - dem Oba von Benin, also dem König des alten Königreiches im heutigen Nigeria. Damit scheint eine öffentliche Ausstellung in dem von der Bundesregierung massiv unterstützen staatlichen Museum ausgeschlossen. Wir berichten über die Kontroverse.
Türkei-Wahlen: Blick aus dem Exil
2016, nach dem gescheiterten Putschversuch gegen Erdogan, ging der türkische Präsident mit aller Härte gegen seine Kritiker*innen vor. Viele zwang er mit dieser Politik ins Exil: Journalist*innen, Intellektuelle, Künstler*innen und Autor*innen. Welche Hoffnung hegen die Geflohenen nun vor der Präsidentschafts- und Parlamentswahl am 14. Mai in der Türkei? Der Journalist und Autor Can Dündar, die kurdisch-türkische Künstlerin Zehra Doğan und der kurdisch-türkische Künstler Ahmet Ögüt im Gespräch über ihre Sicht auf die Türkei vor den Wahlen.
Stuttgarter Literaturfestival
Als sie das letzte Mal in Deutschland war, hat sie mit Angela Merkel über Feminismus und Macht diskutiert. Jetzt ist sie wiedergekommen, um mit einer Rede das erste Literaturfestival in Stuttgart zu eröffnen: Chimamanda Ngozi Adichie. Dass wortgewaltige Reden eine ihrer großen Stärken sind, hat die nigerianische Autorin in ihren millionenfach geschauten TedTalks gezeigt und mit ihren klugen Worten ein weiteres Mal ihr Publikum beeindruckt. Der Titel des Literaturfestivals habe sie neugierig gemacht, so Adichie. Er lautet: "Schreiben, während die Welt geschieht." Die Autorin verknüpft den Titel in ihrer Rede mit ihrer eigenen Geschichte und geht damit ganz an den Anfang: in ihre Kindheit.
Österreichs Landeshymnen auf dem Prüfstand
Hand aufs Herz: Lässt die Hymne Sie völlig kalt oder regen sich da doch Gefühle? Empfinden Sie Zugehörigkeit und Stolz oder sind Sie vielmehr peinlich berührt vom Pathos der Worte und der Musik? Oder kommt gar Ärger auf, wie bei Herbert Kickl Anfang des Jahres? Da kündigte der FPÖ-Obmann an, die Töchter (die erst 2011 zu den Söhnen Österreichs hinzugefügt wurden) wieder aus der Hymne streichen zu wollen. Für Autor Gerhard Ruiss ein Grund, die österreichischen Hymnen einmal wieder unter die Lupe zu nehmen.
Theatertreffen 2023: "Ein Sommernachtstraum"
"Ein Sommernachtstraum" am Theater Basel ist die einzige Komödie, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen ist. Antú Romero Nunes inszeniert den Shakespeare-Klassiker.