Kultur

"Kulturzeit" vom 23.05.2025: Jung, gewaltbereit, rechts

Die Themen der Sendung: Junge gewaltbereite Rechtsextremisten - Gespräch mit Nina Kolleck, Buch "Das ideologische Gehirn", Sebastião Salgado, Cannes Filmfestival.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 23.08.2025

Die Themen der Sendung:

Jung, gewaltbereit, rechts - Gespräch mit Nina Kolleck

Nachdem am 21. Mai bei einer bundesweiten Razzia gegen eine mutmaßliche rechte Terrorzelle fünf Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren festgenommen wurden, warnt Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer vor einer neuen rechten Jugendkultur und Turbo-Radikalisierung im digitalen Raum. "Wir beobachten seit 2024 eine neue, wachsende rechte Jugendkultur mit hohem Aggressions- und Gewaltpotential, im Alter von 14 bis 18", sagte Kramer der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Dazu gehörten Gruppen wie "Letzte Verteidigungswelle", "Jung und Stark" oder "Deutsche Jugend Voran". Es handele sich bei dem Phänomen um eine Art Lifestyle: gewaltaffin, teilweise kampfsporttrainiert und aktionsorientiert. Die Gewaltaffinität äußere sich durch Sachbeschädigungen, körperliche Angriffe und Brandstiftungen - auch in Thüringen.

Die fünf Jugendlichen sitzen in Untersuchungshaft. Die Behörde wirft ihnen Mitgliedschaft und in einem Fall Unterstützung einer rechtsextremistischen terroristischen Vereinigung vor. Diese Gruppe nennt sich demnach "Letzte Verteidigungswelle" und sieht sich als letzte Instanz zur Verteidigung der "Deutschen Nation". Mit Anschlägen auf Asylunterkünfte und linke Einrichtungen habe sie das demokratische System der Bundesrepublik zum Zusammenbruch bringen wollen, so die obersten Strafverfolger. Sie ermitteln auch gegen drei weitere Personen, die schon in Untersuchungshaft sind.

Das beständige Einwirken rechtsextremistischer Akteure auf Räume, in denen sich Jugendliche und junge Erwachsene aufhalten, trage Früchte - nicht nur im Wahlverhalten, sagte Kramer. "Digital beobachten auch wir, wie Jörg Müller in Brandenburg, teilweise eine 'Turboradikalisierung'", so Kramer. "Die neue Bewegung erinnert stark an die Neonazi-Jugendbewegung / Skinhead-Bewegung der 1990er Jahre", sagte Kramer. Das betreffe etwa den Stil: Glatzen, Bomberjacken, Springerstiefel und martialisches Auftreten. Es gebe aber auch Parallelen zur NS-Ideologie. "Die Feindbilder richten sich gegen Homosexuelle, die Queerbewegung, Migranten, Linke und antisemitisch gegen Juden", sagte er. Wir sprechen mit Nina Kolleck, Bildungsforscherin an der Uni Potsdam, über die neue Radikalisierung von Jugendlichen.

Leor Zmirgrod: "Das ideologische Gehirn"

Ideologien beschränken unsere Freiheit, können aber das Gehirn regelrecht formen. Und das Gehirn liebt die Gehirnwäsche durch Ideologien wegen ihrer Effizienz. Ideologien sagen uns nicht nur, was wir denken sollen, sondern auch, was wir von anderen Menschen oder Kulturen zu erwarten haben. Sie helfen bei den Vorhersagen, die das Gehirn jeden Moment macht, damit man sich in der Welt zurecht findet, sagt Leor Zmirgrod. Die US-Amerikanerin, die in der Nähe von London lebt, gilt als Superstar der Neurowissenschaft. Mit 29 Jahren gründete sie den neuen Wissenschaftszweig "politische Neurobiologie". Ihr Buch "Das ideologische Gehirn" ist jetzt auf Deutsch erschienen.

Fotograf Sebastião Salgado gestorben

Der weltweit bekannte Fotograf und Umweltaktivist Sebastião Salgado ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Dies gab die französische Akademie der Schönen Künste in Paris bekannt, deren Mitglied er war. Salgado sei ein "großer Zeuge der menschlichen Verfassung und des Zustands des Planeten" gewesen, würdigte die Akademie sein Schaffen. Laut einer Erklärung seiner Familie litt er an einer "schweren Leukämie". Der Fotograf mit brasilianischer und französischer Staatsbürgerschaft griff mit seinen eindrücklichen Schwarz-Weiß-Bildern unter anderem das Schicksal von Flüchtlingen auf, in den vergangenen Jahren standen seine Aufnahmen vor allem im Zeichen des Natur- und Klimaschutzes. Filmregisseur Wim Wenders porträtierte ihn im Jahr 2014 in dem für den Oscar nominierten Dokumentarfilm "Das Salz der Erde".

Der am 8. Februar 1944 im Südosten Brasiliens geborene Salgado machte zunächst einen Abschluss in Wirtschaft, kam aber dann über die Kamera seiner Frau zur Fotografie. Der Autodidakt, der vor der Militärdiktatur in seiner Heimat nach Frankreich floh, durchkreuzte fortan den Globus, von Ruanda bis Guatemala, von Indonesien bis Bangladesch, und dokumentierte Hungersnot, Krieg, Exodus, Ausbeutung und andere Tragödien der sogenannten Dritten Welt mit der Empathie von "jemandem, der aus dem gleichen Teil der Welt kommt", wie er einst sagte. Auch als Umweltaktivist war Salgado ein ausgesprochener Gegner des rechtsradikalen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro (2019-2022), der den Regenwald am Amazonas für die Landwirtschaftsindustrie und den Bergbau im großen Stil öffnete. Salgado gründete selbst eine Umweltschutzorganisation namens Instituto Terra, um die Abholzung der Wälder in seinem Heimat-Bundesstaat Minas Gerais zu stoppen. Für seine Arbeit und sein Engagement erhielt Salgado zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 2019 als erster Fotograf den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Seine Fotos seien Botschaften "für den Frieden, für die Menschlichkeit, für die Verständigung der Völker", hieß es in der Begründung.

Kultur -

Buchtipp: "Arbeiter " von Sebastião Salgado

Sebastião Salgado setzt Menschen, die unter schwierigsten Bedingungen arbeiten, mit seinen Fotos ein Denkmal. Sein Klassiker erscheint in Neuauflage.

Filmfestival von Cannes: Tops und Flops

Das Filmfestival von Cannes lockte mit großen Stars und mehr deutscher Beteiligung als in den Jahren zuvor. Wer waren unsere Tops und Flops an der Côte d’Azur? Wer hat die Goldene Palme verdient? Unsere Bilanz.

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