Kultur

"Kulturzeit" vom 22.05. 2023: Jerusalem eröffnet neues Museum für Toleranz

Die Themen der Sendung: Museum für Toleranz Jerusalem, Bachmut - Gespräch mit Margarete Klein, deutsche Beiträge beim Filmfestival von Cannes, Nachruf auf Martin Amis und Schweizer Pavillon in Venedig.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 22.08.2023

Die Themen der Sendung:

Jerusalem eröffnet neues Museum für Toleranz

Das neue Museum of Tolerance in Jerusalem - ein langgestrecktes modernes Glasgebäude vor dem Hintergrund einer Großstadt.
Museum of Tolerance in Jerusalem
Quelle: Museum of Tolerance

Für kaum eine andere Stadt wäre die Herausforderung, ein Museum für Toleranz zu errichten, größer als für Jerusalem. Die Stadt ist Mikrokosmos und extremes Beispiel für die Risse in der israelischen Gesellschaft – zwischen Juden und Palästinensern, Ultraorthodoxen und Säkularen. Aber Jonathan Riss, Direktor des neuen Museum of Tolerance, ist optimistisch. Er glaubt, dass die neue 17.500 Quadratmeter große und 120 Millionen US-Dollar teure Anlage als "Volksparlament" dienen wird. Nach seiner Vision werden sich dort Besucher aus der Stadt, dem Land und der Welt, darunter Delegationen, die sich mit weltweiten Konflikten befassen, versammeln, um jüdische und universelle Werte zu erforschen, ihre Überzeugungen zu hinterfragen, ihre Stereotypen zu konfrontieren. Laut der Webseite des Museums ist der Bau "ein Museum, das die Demokratie fördert, die Wurzeln von Antisemitismus und Extremismus bekämpft und regionale Stabilität, globale Harmonie, Menschenwürde und die Liebe zu Israel fördert".

Ein Museum der Toleranz, das Liebe zu Israel fördert? Für die Palästinenser Jerusalems, die im Ostteil der Stadt seit 56 Jahren unter Besatzung leben, klingt das wie blanker Hohn. Schon in der Planungsphase war das Projekt umstritten. Das Museumsgrundstück liegt auf einem alten muslimischen Friedhof. So wie im Judentum, ist es auch im Islam verboten, auf Grabstätten zu bauen. Die Betreiber des Museums, das Simon-Wiesenthal-Zentrum, kümmerte das schon in der Planungsphase wenig. Damals beschwerten sich die Palästinenser bei der Unesco, dem Uno-Sicherheitsrat und Israels Oberstem Gerichtshof. Vergeblich. "Was uns angeht", sagte seinerzeit das Wiesenthal-Zentrum, "können sie bis zum Mond gehen. Das Museum wird gebaut". Das Museum wurde gebaut – und eröffnet nun mit einer Fotoausstellung zum 75. Jahrestag von Israels Unabhängigkeitstag.

Lügen im Krieg - Prigoschin und Bachmut - Gespräch mit Margarete Klein

Die Schlacht um Bachmut gilt als die längste und verlustreichste im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seit Tagen häufen sich Widersprüche, Behauptungen und Dementis über Rückzüge und Eroberungen der Stadt im Osten der Ukraine. Was wirklich die Wahrheit ist, bleibt unklar. Am 20. Mai feierte Putin die vollständige Einnahme um Bachmut. Im russischen TV-Kanal Perwy war von einem "historischen Moment" die Rede. Auch Jewgeni Prigoschin, Chef der Wagner-Gruppe, bekräftigt, dass Bachmut bis zum letzten Zentimeter unter seiner Kontrolle sei. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dementiert. Doch auch seine Aussagen sind widersprüchlich. Beim G7 Gipfel in Hiroshima sagte er am Wochenenende: "Heute ist Bachmut nur in unseren Herzen". Später sagte sein Sprecher, dass ukrainische Streitkräfte die Stadt weiterhin verteidigen.

Was ist nun die Wahrheit über Bachmut? Unabhängige Beobachter gibt es nicht. Auf jeden Fall ist Bachmut ein für beide Seiten symbolisch wichtiger Ort. Die Wagnersöldner werden abgezogen, sagt Prigoschin. Und der russischen Armee überstellt werden. Ein Triumpf für Prigoschin? Oder das Aus für die Söldner? Und wäre das ein Grund zur Hoffnung? Wir sprechen mit Margarete Klein von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin über Selbstinszenierung, taktische Falschinformationen und Lügen im Krieg.

Die Filmfestspiele von Cannes und die Deutschen

Die große "amour" war es nie: Deutsche Regisseurinnen und Regisseure hatten in Cannes keinen leichten Stand und in das Allerheiligste, den Wettbewerb, kamen sie selten. Doch 2023 ist alles anders - mit einem zweifachen Doppelschlag sozusagen. Veteran Wim Wenders ist mit zwei Filmen vertreten - darunter einer im Wettbewerb. Und auch die Schauspielerin Sandra Hüller darf in der Königsklasse in gleich zwei Hauptrollen glänzen. Ob es daran liegt, dass mit Iris Knobloch eine Deutsche die neue Festivalpräsidentin ist?

Zum Tod von Martin Amis

Der britische Schriftsteller Martin Amis ist tot. Der Autor von Romanen wie "Gierig", "London Fields" oder "Die schwangere Witwe" starb am 19. Mai im Alter von 73 Jahren. Als Todesursache nannte die Zeitung "New York Times" unter Berufung auf seine Witwe, die US-Autorin Isabel Fonseca, Amis habe an Speiseröhrenkrebs gelitten. Der Autor von 14 Romanen und mehreren Sachbüchern galt als einer der bedeutendsten britischen Schriftsteller der Gegenwart. Gemeinsam mit James Fenton, Salman Rushdie und Ian McEwan gehörte Amis zu einem Kreis, der die britische Literaturszene in den 1980er Jahren belebte.

Der Sohn des Autors Kingsley Amis (1922-1995) feierte seinen Durchbruch mit dem Roman "Das Rachel-Tagebuch" (1973), der mit dem Somerset-Maugham-Preis ausgezeichnet wurde. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Gierig" (Originaltitel "Money", 1984) und "London Fields" (1989). Mit spitzer Feder beschrieb er darin Absurditäten unserer Zeit. 1996 heiratete der Brite die US-Autorin Fonseca. Zuletzt lebte das Paar in Florida. 2015 erschien in Deutschland sein Roman "Interessengebiet". Amis schildert den Versuch einer Affäre in Auschwitz. Das Buch verursachte Kontroversen. Der Hanser Verlag, der sonst Amis' Bücher auf den deutschen Markt bringt, lehnte es ab. Schließlich sprang der Schweizer Verlag Kein und Aber ein. Zuletzt brachte Amis 2020 den Roman "Inside Story" heraus.

Schweizer Pavillon auf der Architektur-Biennale in Venedig

Venedig wird zum "Labor der Zukunft". Die 18. Architekturbiennale in der Lagunenstadt sucht nach Ideen für das zukünftige Bauen. Der Schweizer Beitrag zeigt, wie das gelingen kann – und wie Nachbarschaft geht. Die Schweiz stellt unter dem Titel "Neighbours", also Nachbarn, den eigenen Pavillon und den venezolanischen Nachbarn ins Zentrum der Ausstellung, die bis zum 26. November zu sehen sein wird.

Künstlerin Karin Sander und Kunsthistoriker Philip Ursprung haben die Nähe und Distanz, das Zusammensein und die Grenzen der beiden Pavillons herausgearbeitet. Die Schweiz und Venezuela – in der Realität sind die beiden Länder alles andere als Nachbarn, in Venedig aber stehen sie Wand an Wand. Mit dem Thema Nachbarschaft treffen Ursprung und Sander auch einen Nerv der Zeit.

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