Kultur
"Kulturzeit" vom 17.04.2025: Israel: Alltag nach dem 7. Oktober
Die Themen der Sendung: Israel - Gespräch mit Lizzie Doron, Urteil nach Attacke auf Shapira, Internet für Häftlinge, Film "Was Marielle weiß", Schokolade.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 17.07.2025
Die Themen der Sendung:
"Wir spielen Alltag. Leben in Israel seit dem 7. Oktober" - Gespräch mit Lizzie Doron
Lizzie Doron, geboren 1953 in Tel Aviv, ist eine der bekanntesten Autorinnen Israels. Ob in "Who The Fuck Is Kafka", "Sweet Occupation" oder "Was wäre wenn": In ihren Büchern geht es um das Leben und Überleben der Juden nach dem Holocaust und um die Frage, ob und wie ein Frieden in Nahost möglich ist. In ihrem neuen Buch "Wir spielen Alltag. Leben in Israel seit dem 7. Oktober" erzählt sie davon, wie sie selbst auf den Überfall der Hamas auf Israel und den Krieg in Gaza reagiert. Wir sprechen mit ihr über das Buch.
Urteil nach Attacke auf Shapira
Nach der Attacke auf den jüdischen Studenten Lahav Shapira vom Februar 2024 in Berlin ist der Prozess nun zuende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten geht von einem antisemitischen Motiv aus und hat den Angeklagten schuldig gesprochen. Er muss für drei Jahre in Haft. Das ist mehr, als die Staatsanwaltschaft forderte.
Es habe eine "abstrakte Lebensgefahr" für Shapira bestanden, die Gewalttat hätte potenziell tödlich enden können, urteilte das Gericht. Das frühe Geständnis des Angeklagten sah der Vorsitzende Richter zwar als strafmildernd an, letztlich sei der Tatbestand jedoch so eindeutig, dass dies kaum zu berücksichtigen sei. Zudem warf er dem Verteidiger eine "Salamitaktik" und den Versuch einer Täter-Opfer-Umkehr vor. Auch die Kickbox-Erfahrung von El-H. A. habe sich strafverschärfend ausgewirkt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Shapira selbst sagte, er sei "froh, dass es vorbei ist und das antisemitische Motiv erkannt wurde." Auch der beim Prozess anwesende Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wertete es als "gutes und gerechtes Urteil". Antisemitismus bleibe "nicht ungeahndet".
Internet für Häftlinge - ein Menschenrecht?
Auch heute noch leben Insassen in Gefängnissen abgeschnitten von der digitalen Welt. Internet oder Emails sind nicht erlaubt. Viele sehen es als Teil der Strafe und die Gefahr zu groß, dass die digitale Vernetzung ausgenutzt werden könnte. Andererseits soll die Zeit im Gefängnis der Resozialisierung dienen und die Häftlinge auf ein Leben danach vorbereiten. In einem einmaligen Berliner Pilotprojekt wurde dazu über drei Jahre geforscht. Hier erhielten die 72 Projektteilnehmer Zugang zu einem beschränkten Internetangebot. Darunter fallen Angebote zu Weiterbildung und Kultur, Zugang zu Büchern und Filmen, Nachrichten, das Ausfüllen von Anträgen für nach der Haft und ein Email Account, um mit der Familie in Kontakt zu bleiben. Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen und analysiert und ist jetzt in der Umsetzungsphase. An sechs Standorten in Berlin wird derzeit jede Zelle mit einem Internetzugang und Computer ausgestattet. Welchen Einfluss hat die neue Digitalisierung auf die Resozialisierung? Wie kann der Zugang zu Informationen, Kultur und Bildung zur Rehabilitierung beitragen? Was sind die Chancen und Risiken für Insassen und für das Personal?
Kinostart von "Was Marielle weiß"
Die Ehe eines Paares büßt ihre langweilige Selbstverständlichkeit ein, als ihre zwölfjährige Tochter nach einer Ohrfeige plötzlich all das sehen und hören kann, was ihre Eltern andernorts erleben. Die Folge dieser seltsamen telepathischen Fähigkeit sind peinliche bis absurde Situationen, da unbequeme Wahrheiten ans Licht kommen. Das Große im Kleinen ist die Grundfrage: Wann werden Alltagslügen zu Lebenslügen? Wenn die Mutter mit dem Kollegen flirtet? Wieviel Wahrheit vertragen, wieviel Geheimnis brauchen Beziehungen oder Familien? "Was Marielle weiß" ist klug und klar erzählt. Komisch, knallhart und bissig beleuchtet der Film die Kluft zwischen sozial erwünscht und real gelebt.
Ein Besuch bei Star-Chocolatier Dominique Persoone
Der belgische Chocolatier Dominique Persoone wurde berühmt für ungewöhnliche Schokoladenkreationen wie Kiwi, Austern oder frittierte Zwiebeln und Speck, inspiriert von der Molekularküche. Gemeinsam mit seinem Sohn Julius produziert er heute ökologische Schokolade, experimentiert mit neuen Geschmacksrichtungen und beliefert weltbesten Restaurants, darunter auch die Rolling Stones.