Kultur
"Kulturzeit" vom 31.03.2023: "Ich, ein Sachse" - Samuel Meffires deutsch-deutsches Leben
Die Themen der Sendung: Film "Ich, ein Sachse, Trump-Anklage - Gespräch mit Gayle Tufts, Autor Wolfgang Koeppen rassistisch?, Geschlechteridentität, Künstlerin Takako Saito.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 31.03.2024
Die Themen der Sendung:
"Ich, ein Sachse" - Film über Samuel Meffires deutsch-deutsches Leben
Kurz nach dem Ende der DDR versuchte man im nachwendeverwüsteten Sachsen, zumindest das Selbstbewusstsein etwas zu heben: mit einer Imagekampagne über originär sächsische Schöpfungen. Das Odol-Mundwasser war darunter, die Zahnpastatube, Porzellan, Teebeutel und: Sam Meffire, ein dunkelhäutiger stämmiger Mann - der zudem auch noch der erste farbige Polizist in Sachsen war. Das war 1992. Samuel Meffire wurde damals kurz weltberühmt - auch, weil der Vorzeigepolizist kurz danach für sieben Jahre in den Knast wanderte. Er hatte das Blau- gegen das Rotlicht eingetauscht, das in Dresden zu der Zeit von einem ebenfalls dunkelhäutigen Münchner bestimmt wurde. Nach seiner Haft wurde der geläuterte Sam Krisentrainer für gefallene oder gefährdete Menschen - streetcredible, tatkräftig und erfahren - allerdings nicht mehr in Sachsen, sondern in Bonn.
Eine irre Geschichte, die immer wieder erzählt wird - und über die Jahre ein immer neues Licht auf diese Biografie des "dunklen Ostbrötchens" wirft (wie sich Sam Meffire selber nennt) - und die gerade sowohl als Buch als auch als Film erscheint: "Ich, ein Sachse. Mein deutsch-deutsches Leben". Zwei Werke zwischen Dichtung und Wahrheit, wobei das Buch einen sehr ungewohnten und interessanten Blick auf die DDR wirft - aus der Sicht eines sächselnden DDR-Bürgers, der alles überspielen konnte, nur nicht seine Hautfarbe.
Historische Anklage gegen Trump - Gespräch mit Gayle Tufts
Die historische Anklage gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in New York stellt die US-amerikanische Demokratie auf die Probe. Während der 76-jährige, der erneut ins Weiße Haus einziehen will, von "politischer Verfolgung und Wahlbeeinflussung" sprach, stellten sich wichtige Republikaner hinter ihn. Trump muss sich wegen Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar als erster Ex-Präsident der US-Geschichte in einem Strafverfahren verantworten. Ihm könnten bei einer Verurteilung wohl mehrere Jahre Haft drohen. Manhattan bereitet sich auf Proteste seiner Anhänger vor. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft in Manhattan ist noch unter Verschluss - die genauen Anklagepunkte sind bis zur erwarteten Verlesung der Anklage nächste Woche noch unbekannt. Es geht um Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels und möglicherweise eine weitere Frau. Ein Prozess und eine potenzielle Verurteilung, bei der Trump mehrere Jahre Haft drohen, könnten seine Pläne für eine erneute Präsidentschaftskandidatur gefährden. Rein rechtlich dürfte Trump auch als verurteilter Straftäter bei der Präsidentenwahl 2024 antreten, wie Rechtsexpertinnen und Rechtsexperten betonen. Wir sprechen mit der deutsch-amerikanische Kabarettistin Gayle Tufts
Zu rassistisch für den Unterricht? Debatte um Abi-Pflichtlektüre
In Baden-Württemberg gibt es Streit um eine Abi-Pflichtlektüre. Ab 2024 soll an den beruflichen Gymnasien im Südwesten der Roman "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen aus dem Jahr 1951 Teil des Deutsch-Abiturs sein. Eine Ulmer Lehrerin weigert sich, die Lektüre wegen rassistischen Vokabulars im Unterricht zu behandeln und tritt damit eine Debatte los. Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper hält an der Pflichtlektüre fest. Sie werde in manchen Schulen schon behandelt, sagte die Grünen-Politikerin.
Eine Petition gegen die Pflichtlektüre hat im Internet mehr als 2400 Befürworter gefunden, darunter auch Lehrkräfte von Universitäten und Kulturschaffende. Ihrer Ansicht nach ist das Buch nicht für den Unterricht geeignet, da betroffene Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte während dessen Besprechung immer wieder rassistischer Diskriminierung ausgesetzt würden, "indem rassistische Begriffe, in diesem Fall 'Das N-Wort', laut in der Unterrichtssituation vorgelesen werden". "Es gibt auch andere Werke, mit denen man wahnsinnig gut Rassismus aufarbeiten kann, ohne dass man eine Gruppe dehumanisiert", sagte die Ulmer Lehrerin Jasmin Blunt. Wir haben mit ihr gesprochen.
Geschlechteridentität - Wer bestimmt unser Geschlecht?
Wenn jemand beschließt, seinen Geschlechtseintrag zu ändern, dann gilt bisher das sogenannte Transsexuellengesetz. Der im weiblichen Körper geborene Musiker Henri Jakobs erlebte sich schon früh als männlich und beschloss, sich im Standesamt als Mann eintragen zu lassen. Gemäß dem seit 40 Jahren gültigen Transsexuellengesetz. Das Verfahren empfand er als diskriminierend. Jetzt soll der Prozess vereinfacht werden. Die Ampelkoalition hat sich auf ein neues Gesetz geeinigt: das Selbstbestimmungsgesetz. Auf Betreiben der Grünen soll jede Person Vornamen und Geschlecht durch einfache Selbstauskunft amtlich ändern lassen können. Allerdings gibt es auch Kritik an dem Gesetzentwurf: Minderjährige brauchen nur noch die Zustimmung der Sorgeberechtigten, um einen Geschlechtswechsel eintragen zu lassen. Einige Ärzte warnen davor, diesen Schritt ohne die bisher nötigen psychologischen Gutachten zu machen.
Die Künstlerin Takako Saito
Takako Saito gehört mit ihren 94 Jahren zu jenen "Kunstseniorinnen", die in der Kunstwelt seit einigen Jahren gefeiert werden. Ihr Werk, aus dem Fluxus kommend, ist humorvoll, spielerisch, poetisch – kurzum, eine wirkliche Entdeckung. Ihre Objekte, Installationen und Kostüme für Performances entstehen zumeist durch "künstlerisches Upcycling" von Alltagsmaterialien. Es gehe darum, nichts wegzuwerfen, was künstlerisch verwertbar ist, sagt Kunsthistoriker Johannes Stahl. Die gebürtige Japanerin ist seit mehr als 40 Jahren in Düsseldorf zuhause. Trotz ihres Alters hat es sich Takako Saito nicht nehmen lassen, beim Aufbau ihrer großen Show im Kunstmuseum Bochum mitzumachen. Wir waren dabei.