Kultur
"Kulturzeit" vom 01.03.2023: Gerechtigkeit für Tiere
Die Themen der Sendung: Martha Nussbaum "Gerechtigkeit für Tiere - Unsere kollektive Verantwortung", Schule als Systemversagen? - Gespräch mit Klaus Hurrelmann, Herlinde Koelbls "Metamorphosen", August-Goethe-Biografie.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 01.03.2024
Die Themen der Sendung:
"Gerechtigkeit für Tiere - Unsere kollektive Verantwortung" von Martha Nussbaum
Quelle: AP
Dass Menschen den Tieren das Leben schwer machen, sie oft bewusst, noch häufiger aber unbewusst, quälen, daran besteht kein Zweifel. Wie also können wir die Rechte der Tiere stärken? Mit dieser Frage beschäftigt sich Martha Nussbaum, eine der einflussreichsten Philosoph*innen der Gegenwart, in ihrem neuen Buch "Gerechtigkeit für Tiere - Unsere kollektive Verantwortung". Nussbaum beansprucht einen geradezu revolutionären Ansatz: Tiere, so sagt sie, müssen nicht nur als eigenständige Subjekte verstanden werden, denen man selbstverständlich keine Gewalt zufügen darf. Sie geht einen entscheidenden Schritt weiter und fordert: Jedes einzelne Tier, das über eine eigene Sicht der Welt verfügt, muss das Recht haben, alle seine Fähigkeiten entsprechend seiner Art auszuleben. Diese Forderung geht weit über bereits herrschende Tier- und Naturschutzgesetze hinaus. Sie erfordert ein komplettes Umdenken, und zwar weltweit. Eine Utopie? Vielleicht, aber Unterstützung bekommt die Philosophin Martha Nussbaum auch von Juristen wie Jens Kersten. Beide fordern - gar nicht philosophisch, sondern handfest juristisch -, dass Tiere zum Rechtssubjekt gemacht werden müssen. Denn: Ohne Klagerecht kann es keine Gerechtigkeit geben.
Schule als Systemversagen? - Gespräch mit Klaus Hurrelmann
Dauerproblem Lehrermangel: Die Personalgewinnung ist für eine große Mehrheit der Schulleitungen in Deutschland momentan das brennendste Thema. In einer repräsentativen Befragung von 2000 Schulleiterinnen und Schulleitern für den Cornelsen Verlag nannten etwa zwei von drei Teilnehmern dieses Thema als eine der aktuell größten Herausforderungen. Die Digitalisierung des Unterrichts (44 Prozent) und die digitale Ausstattung (36 Prozent) folgten in der zweiten "Schulleitungsstudie" des Verlags dahinter. Fast jede dritte Schulleitung sieht nach drei Jahren Corona außerdem die Aufarbeitung der Pandemie als eine der momentan größten Herausforderungen.
Quelle: dapd
Mit Blick auf das Thema Digitalisierung schreibt der Bildungsforscher Klaus Hurrelmann in einem Vorwort zur Studie, es herrsche an vielen Schulen eine regelrechte Aufbruchstimmung. Die Einrichtungen investierten in Lehrkräftefortbildung, schulten die Medienkompetenz der Schüler, förderten über digitale Tools individualisiertes und selbstbestimmtes Lernen und verbesserten die Diagnostik der Leistungen. Eine Mehrheit der befragten Schulleitungen beklage aber eine fehlende Unterstützung durch Schulaufsicht und Ministerien.
Fast alle Schulleitungen (94 Prozent) gaben in der Befragung an, Mittel aus dem Digitalpakt zur Aufrüstung der technischen Infrastruktur der Schulen abgerufen zu haben. Bei einer möglichen Fortsetzung des bis 2024 laufenden Milliarden-Förderprogramms würden sich besonders viele Schuldirektorinnen und -direktoren Geld wünschen für die Weiterbildung von Lehrkräften (71 Prozent) und für Systemadministratoren (70 Prozent). Wir sprechen mit dem Bildungsforscher Klaus Hurrelmann über die Misere im deutschen Bildungssystem und Auswege.
Buch "Im Schatten des Vaters" über Goethes Sohn August
Goethes Sohn - ein Versager? Er gilt bis heute als unbedeutend, unfähig, gescheitert: August, der einzige Sohn Goethes, dem der eigene Vater nur eine geringe Achtung entgegenbrachte. Er benutzte ihn als Faktotum, der sich um die Haushalte in Weimar und Jena zu kümmern hatte, dem er allerdings ein nennenswertes geistiges Potential nicht zutraute. Mit diesem über Jahrzehnte tradierten Klischee räumt der Germanist Stephan Oswald in seiner fundierten Biografie auf. Er sieht in August den fleißigen und erfolgreichen Jurastudenten, der den Vergnügungen des Burschenschaftlerlebens nicht abgeneigt war. Mit 34 Jahren war er bereits "Geheimer Kammerrat", der die Verwaltung des Großherzogtums managte. Allerdings: er war auch der Sohn eines ganz Großen, man setzte Erwartungen in ihn, die ihm das Leben schwermachten, unverblümt sprach es Philosoph Fichte aus: "Die Nation hat große Anforderungen an Sie, einziger Sohn des Einzigen in unserem Zeitalter." Seine eigene Ehefrau erwartete Ähnliches und fand ihren Gatten doch nur unergiebig und stumpf. So suchte August, auf den Spuren seines Vaters, Heilung auf einer Italienreise, auf der er den Tod fand. Hatte Goethe seinen eigenen Sohn ins Unglück gestürzt, konnte der Sohn im Schatten des namhaften Vaters nicht glücklich werden? Auf Grundlage zahlreicher Quellen lässt der Biograph unbekannte Seiten des bislang nur bemitleideten Sohnes aufscheinen.
Schönheit der Vergänglichkeit
Die Fotografin Herlinde Koelbl hat jahrzehntelang Menschen im Wandel porträtiert. In ihrem neuesten Projekt "Metamorphosen" erkundet sie nun die Vergänglichkeit der Natur. Die Bilder sind in einer großen Schau in Augsburg zu sehen.
FRANUI - Von der Almwiese in den Musikhimmel
Wir haben sie entdeckt, als sie bei der Beerdigung des großen Hans Magnus Enzensberger gespielt haben. Franui ist ein zehnköpfiges österreichisches Musikensemble aus dem Osttiroler Dorf Innervillgraten, besetzt mit Holz- und Blechbläsern, Saiten- und Streichinstrumenten. Sie spielen Schubert, Mahler, Brahms - und eigene Kompositionen. Unter anderem bei der Ruhrtriennale, den Salzburger und Bregenzer Festspielen oder am Burgtheater in Wien. Ihren Namen haben sie von einer 2300 Meter hoch gelegenen Almwiese, wo die meisten Ensemblemitglieder aufgewachsen sind.