Kultur
"Kulturzeit" vom 29.09.2023: Friedrich Merz und das Fischen am rechten Rand
Die Themen der Sendung: Albrecht von Lucke zu Friedrich Merz, Ungarns Kulturinfarkt, jüdische Geschichte des Films, Film "Wald", Rolling Stones.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 14.01.2024
Die Themen der Sendung:
Der Populismus von Friedrich Merz - Gespräch mit Albrecht von Lucke
"Die CDU ist die Volkspartei der Mitte", heißt es auf deren Website. "Unser Kompass ist das christliche Bild vom Menschen. Und wir glauben an den Zusammenhalt unserer Gesellschaft deshalb stellen wir das Verbindende über das Trennende." Doch die Hemmungen, andere Gruppen öffentlich abzuwerten scheinen beim Vorsitzenden der CDU, Friedrich Merz, nicht mehr ganz so groß zu sein. In einer Talk Show sagte er, dass abgelehnte Asylbewerber beim Arzt sitzen und "sich die Zähne neu machen" lassen würden, während "die deutschen Bürger nebendran" keine Termine bekämen. Ihm werden deswegen eine Spaltung der Gesellschaft sowie das populistische Anheizen ausländerfeindlicher Stimmungen vorgeworfen. Die Linken-Politikerin Daphne Weber, Mitglied des Geschäftsführenden Parteivorstandes, hat sogar bei der Staatsanwaltschaft Arnsberg Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen ihn gestellt, wie das ZDF berichtet. Wir sprechen mit Albrecht von Lucke, Politologe und Redakteur bei der politischen Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik" über die Rhetorik von Friedrich Merz und deren Folgen.
Ungarns Kulturinfarkt
Die Regierung in Budapest setzt auf Kontrolle: Freiheit, auch die Freiheit der Kunst, ist in einer "Illiberalen Demokratie" kein primäres Staatsziel. Was eine rechtspopulistische Regierung für eine Kulturnation bedeutet, lässt sich in Ungarn beobachten. Nach den Schulen und Universitäten ist die Kultur das nächste große Feld, das sich Ungarns Regierung untertan machen will. In Viktor Orbans Worten: "Jetzt stehen wir vor der Aufgabe, das politische System in die kulturelle Ära einzubetten". Seit 2020 ist das berüchtigte "Kulturgesetz" in Kraft. Das Ziel scheint klar: Auch der Kulturbetrieb wird dem Primat der Politik unterworfen.
"Ausgeblendet/Eingeblendet" - Eine Ausstellung über jüdische Filmgeschichte in Frankfurt
Das jüdische Museum in Frankfurt am Main zeigt eine sehenswerte und ungewöhnliche Ausstellung - in einzelnen Episoden und Biografien erzählt sie eine jüdische Geschichte des Films in der Bundesrepublik. Da ist Artur Brauner, der Ghettos in Polen überlebte und sich jahrelang verstecken musste, der den ersten Film über den Holocaust produziert und dafür geradezu vom Publikum beschimpft wird - und dennoch produziert er bis zu seinem Tod Filme "gegen das Vergessen". Da sind die Produzenten Gyula Trebitsch und Walter Koppel, Überlebende von Konzentrationslagern, die es schaffen, Nazis aus Filmpremieren zu entfernen, da sind die Geschichten von Remigranten wie Peter Lorre und Lilli Palmer, die zu einem der Spitzenstars der jungen Bundesrepublik wird. Und da ist das frühe Fernsehen, das viel innovativer und politischer ist als das Schnulzenkino der Nachkriegszeit.
Elisabeth Scharangs Film "Wald"
Eine trügerische Stille, eine fast surreale Idylle umgibt eine Frau, die allein in einem primitiven Haus mitten im Nirgendwo haust. Der Terroranschlag in Wien, im November 2020 hat die erfolgreiche Frau, brillant dargestellt von der deutschen Schauspielerin und ehemaligen "Buhlschaft" Brigitte Hobmeier zum völligen Rückzug gezwungen. Die Wiener Regisseurin Elisabeth Scharang, die sich mit Filmen wie "Jack" oder "Franz Fuchs" weit über Österreichs Grenzen hinaus einen Namen gemacht hat, orientierte sich für ihren neuen Film "Wald" lose an Doris Knechts gleichnamigen Bestseller. Das Dasein auf dem Land zeigt sie als Spiegel einer brüchigen, bürgerlichen Welt. Ihr Film feierte mittlerweile im offiziellen Teil des renommierten Filmfestivals in Toronto Premiere und fand großen Anklang bei Publikum wie Kritik.
Die Rolling Stones im Interview zum neuen Album "Hackney Diamonds"
Fast keine Band hat weltweit eine derart magische Anziehungskraft wie die Rolling Stones. Nach 18 Jahren bringen sie jetzt ein Album mit neuen Songs. Mick Jagger mobilisierte offenbar alle Energie, um die Band zu einer neuen Platte anzutreiben. "Hackney Diamonds": Der Titel ist ein Euphemismus für die Glas-Splitter von eingeschmissenen Autofenstern im Londoner Armenviertel Hackney. Und der erste Song heißt "Angry", zornig. Mehr als bloß Marketing? Was haben uns die Stones heute zu sagen? Wir haben Keith Richards, Ronnie Wood und Mick Jagger in London zum Interview getroffen.