Kultur

"Kulturzeit" vom 15.03.2023: Der Klimawandel und die Birthstrike-Bewegung

Die Themen der Sendung: Gebärstreik und Klimawandel, "Die Moskau-Connection" - Gespräch mit Reinhard Bingener, Kulturschaffende gegen Netanjahu-Besuch, Diskussion über Zeitverträge am Theater, Rauswurf beim African Book Festival, KI und Mode.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 15.03.2024

Die Themen der Sendung:

Der Klimawandel und die Birthstrike-Bewegung

Die britische Sängerin Blythe Pepino gilt seit ihrem BBC-Interview 2019 als Initiatorin der Birth-Strike-Bewegung: Sie und immer mehr Frauen geben die drastischen Folgen des Klimawandels als Grund dafür an, keine Kinder mehr bekommen zu wollen. Auch die Regensburger Gymnasiallehrerin Verena Brunschweiger gibt in ihren kontroversen Büchern "Kinderfrei statt Kinderlos" und "Die Childfree-Rebellion" den CO2-Ausstoß jedes Menschen als Grund für den Gebärstreik an – 58 Tonnen CO2 ließen sich pro nicht geborenes Kind jährlich einsparen. Als "Menschenfeindlich", "rassistisch" und "anti-feministisch" bezeichnen hingegen Kritiker*innen die Anti-Natalismus-Bewegung. Die Reportage besucht Klimaaktivistin, wie die Muslima Sumejja Dizdarević, die in der Nähe von Lützerath wohnt und keine Kinder bekommen will. Sie spricht mit Verena Brunschweiger, der "TAZ"-Journalistin Silke Mertens, einer entschiedenen Gegnerin der Anti-Natalisten und dem Geburtenforscher Stefan Schulz.

"Die Moskau-Connection" - Gespräch mit Reinhard Bingener

Die beiden Journalisten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" Reinhard Bingener und Markus Wehner analysieren in ihrem Buch "Die Moskau-Connection" die deutsche Russland-Politik in den Jahren 1998 bis 2022. Darin werfen sie neben dem früheren Kanzler und SPD-Vorsitzenden Gerhard Schröder auch Politikern wie Steinmeier oder dem früheren SPD-Außenminister Sigmar Gabriel vor, "unzählige Warnungen in den Wind geschlagen und bis 2022 jeden Brutalisierungsschub Putins verharmlost und schöngeredet" zu haben. "Diese Politiker haben den schwersten und folgenreichsten Fehler der bisherigen Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland zu verantworten." Auch Altkanzlerin Angela Merkel werfen Wehner und Bingener vor, "keinen wirklichen Pfadwechsel in der Russlandpolitik vollzogen" zu haben. Die Journalisten sprechen sich im Schlusskapitel ihres Buches für einen Untersuchungsausschuss aus, denn der "hätte andere Möglichkeiten als Journalisten, das Geschehen gründlicher auszuleuchten". Die Bereitschaft zu einer gründlichen Aufklärung sehen sie allerdings bei keiner der im Bundestag vertretenen Parteien. Wir sprechen mit dem Autor Reinhard Bingener über "Die Moskau-Connection".

Kurator des African Book Festival abgesetzt

Nach wochenlanger empörter Kritik hat der Organisator des African Book Festival, der Berliner Verein Interkontinental, die Zusammenarbeit mit dem diesjährigen Kurator Mohamedou Ould Slahi Houbeini beendet. Man bedaure den Schritt "außerordentlich". Der Verein werde selbst die künstlerische Leitung übernehmen, um zu verhindern, dass das Festival "Schaden nimmt". Dafür habe er einen entsprechenden Änderungsantrag beim Hauptstadtkulturfonds gestellt. Jetzt werden Proteste von Teilnehmern gegen die Entscheidung erwartet.

Mohamedou Ould Slahi Houbeini war als Gefangener der US-Ermittlungsbehörden im Lager Guantanamo inhaftiert. Der gebürtige Mauretanier unterstützte nach eigener Aussage die Terror-Organisation Al-Kaida in den 1990er Jahren. Dass er an den Terroranschlägen des 11. September 2001 beteiligt war, konnte ihm allerdings nie nachgewiesen werden. In Guantanamo fing Slahi Houbeini an, die Geschichte seiner selbst behaupteten Unschuld und erlittener Folter im Gefängnis aufzuschreiben und veröffentlichte sie als Buch.

Kulturschaffende gegen Netanjahu-Besuch

Hunderte Autor*innen, Künstler*innen und Intellektuelle haben Deutschland und Großbritannien zur Absage eines Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wegen der geplanten Justizreform von dessen Regierung aufgefordert. In einem Brief an die Botschafter Deutschlands und Großbritanniens in Israel warnten die israelischen Unterzeichner am 14. März, dass sich das Land mitten in seiner bislang extremsten Krise befinde. Netanjahu habe vor, das Land in eine "theokratische Diktatur" zu verwandeln. Netanjahus Regierungskoalition aus ultranationalistischen und ultraorthodoxen Parteien argumentiert, mit der Justizreform solle ein zu großer Einfluss nicht gewählter Richter*innen eingeschränkt werden. Kritiker argumentieren dagegen, dass damit die Gewaltenteilung zerstört würde und Netanjahu und sein Lager im Parlament zu viel Macht bekämen. Zudem versuche der wegen Korruption angeklagte Netanjahu, einer juristischen Verfolgung zu entgehen.

Netanjahu bestreitet die Korruptionsvorwürfe. Mit der Reform soll unter anderem der Oberste Gerichtshof Israels geschwächt werden. In den vergangenen zwei Monaten haben Zehntausende Israelis gegen die geplante Reform protestiert. Rund 1000 israelische Unterzeichner des Briefs an die Botschafter warnten, dass über den Besuchen Netanjahus in Deutschland und Großbritannien "ein dunkler Schatten" hängen würde, sollten sie stattfinden. Die Aufforderung, auf die Besuche zu verzichten, komme "angesichts der gefährlichen und zerstörerischen Führung von Herrn Netanjahu und angesichts eines riesigen demokratischen zivilen Widerstands gegen die Zerstörung staatlicher Institutionen durch undemokratische Gesetzgebung", teilten die Verfasser mit. Unter ihnen war der international angesehene Autor David Grossman. Netanjahu soll am 16. März Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin treffen.

Diskussion über Zeitverträge am Theater

Der Eklat am Schauspielhaus Leipzig nach der Nichtverlängerung der Verträge zweier Schauspielerinnen sorgt bundesweit für heftige Diskussionen. Nicht nur die Vorsitzende des GDBA, also der Gewerkschaft der Bühnenangehörigen, fordert ein Ende der branchenüblichen Zeitverträge für künstlerisch Beschäftigte. Es melden sich immer mehr Schauspieler*innen und Sänger*innen zu Wort, erzählen von Unsicherheit und Angst in den Ensembles, fordern mehr Solidarität seitens der Theaterleitungen, aber auch innerhalb der Ensembles. Die Zeitverträge - sind sie noch zeitgemäß oder ein Relikt aus der Ära der "Intendantenfürsten", die mit strikter Hand ihre Häuser regierten? Die Forderung nach unbefristeten Verträgen, nach mehr Sicherheit im Beruf, sie ist verständlich. Aber kann sie tatsächlich funktionieren? Lebt die Kunst nicht von Veränderung? Und wie steht es um die Chancen des künstlerischen Nachwuchses, wenn feste Stellen an den Bühnen nicht mehr frei werden?

KI und Mode

Die Welt ist im Umbruch. Dafür sorgen auch die Computer. Sie übernehmen immer mehr Aufgaben und sind kurz davor, selbstständig zu denken. Das ist zumindest die Zukunftsvision des Silicon Valley: Die Programmierer arbeiten an einer Künstlichen Intelligenz, die mit Menschen auf Augenhöhe kommunizieren kann. Das macht Angst - wie vor kurzem auf der Pariser Modewoche zu sehen gewesen ist. Die Designer haben sich mit apokalyptischen Auftritten und düsteren High-Tech-Inszenierungen gegenseitig überboten. Doch auch die Mode profitiert vom Fortschritt: Immer mehr Designer arbeiten mit Computerprogrammen, die ihnen dabei helfen, neue Wege zu beschreiten. Eine Vorreiterin ist die Salzburger Modemacherin Flora Miranda. Wovor sich die einen fürchten, sieht sie als Chance.

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