Kultur
"Kulturzeit" vom 03.06.2025: Helsinki und die hohe Kunst der Diplomatie
Die Themen der Sendung: Doku "Der Helsinki-Effekt", Emil Brix zur Diplomatie, "Gatsby" am Theater Görlitz, Solothurner Literaturtage, Kulturhauptstadt Nova Gorica.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 12.09.2025
Die Themen der Sendung:
Kino-Doku "Der Helsinki-Effekt"
Die Welt, 1975: geteilt in zwei Blöcke, im nur sachte vom Geist der Entspannungspolitik angetauten Kalten Krieg. Und doch versammeln sich in diesem Sommer ‘75 in Helsinki die Staats- und Regierungschefs aus Ost und West, aus ganz Europa, inklusive der Sowjetunion, den USA und Kanada. Nach zweijährigen Vorgesprächen und mehr als 600 Verhandlungstagen werden sie die Schlussakte der "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (KSZE) unterzeichnen – und so, ohne es zu ahnen, das Ende des Kalten Krieges einläuten. Der finnische Filmemacher Arthur Franck hat einen bemerkenswerten Dokumentarfilm über diesen fast in Vergessenheit geratenen Wendepunkt der Geschichte gemacht. "Der Helsinki Effekt" ist eine radikal subjektive, formal waghalsige, enorm unterhaltsame filmarchäologische Erkundung. Eine Liebeserklärung an die Mühsal der Diplomatie, montiert aus hunderten Stunden Archivmaterial – und ein Film zur rechten Zeit, angesichts einer Gegenwart, in der vermeintliche Dealmaker und Autokraten die Weltpolitik dominieren und das Recht des Stärkeren die Diplomatie und das Bemühen um Ausgleich zu ersetzen droht? Er habe zeigen wollen, wie wir in der Vergangenheit immens komplizierte Probleme lösen konnten – durch Diplomatie, sagt Regisseur Arthur Franck. "Der Helsinki-Effekt" läuft ab dem 12. Juni in den deutschen Kinos.
Diplomatie - Gespräch mit Emil Brix
Lösungsorientierte Verhandlungen mit autoritären Staatschefs wie Trump, Putin, Netanjahu und Co. sind kaum möglich, keine politische Annäherung vielerorts und insgesamt herrscht ein Mangel an "politischer Benimmkultur". Da ist die Sehnsucht nach Diplomatie groß. Was aber kann sie gegen diese internationale Disruption ausrichten? Über die Kunst, die Herausforderungen und die aktuellen Möglichkeiten der Diplomatie im Angesicht der zahlreichen Krisen und Kriege sprechen wir mit dem Historiker Emil Brix. Der Diplomat und ehemalige österreichische Botschafter in London und Moskau ist noch bis zum August 2025 Direktor der Diplomatischen Akademie Wien. Brix war bis 2010 Leiter der Kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten.
"Der große Gatsby" am Theater Görlitz
Der Intendant Daniel Morgenrot inszeniert am Theater Görlitz im Rahmen einer Theaterreihe über "Geld" eine Version von "Der große Gatsby". Gespielt wird nicht auf der Theaterbühne, sondern in einer alten Industrieanlage - ein immersives Theatererlebnis mit Spielszenen an verschiedenen Orten auf dem Gelände oder in der Halle. Und die Zuschauer befinden sich mitten im Geschehen. Für Daniel Morgenroth ist die Inszenierung fast so etwas wie sein Abschiedswerk für Görlitz – aus persönlichen Gründen verlässt er das Theater 2026. Wir haben mit ihm auch über die Aufgabe von Theatern in Krisenzeiten gesprochen.
Europäische Kulturhauptstadt 2025: Nova Gorica und Gorizia
Jedes Jahr gibt es zwei Europäische Kulturhauptstädte - 2025 sind es, wenn man es genau nimmt, sogar drei! Denn neben Chemnitz in Sachsen wurde diesmal das slowenische Nova Gorica ausgewählt - und hier hat man Gorizia, die unmittelbare Nachbarstadt in Italien, mit ins Boot geholt. Also gibt es 2025 die erste länderübergreifende Kulturhauptstadt. Das naheliegende Motto dieses Jahres lautet dann auch "Go!2025 = Borderless".
Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz
Solothurner Literaturtage 2025
Die Solothurner Literaturtage sind das größte mehrsprachige Literaturfestival der Schweiz. Rund 75 Schweizer Autorinnen und Übersetzer sowie internationale Gäste waren mit ihren Neuerscheinungen vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2025 in Solothurn vertreten. Wir blicken auf das Festival zurück und fragen, was Literatur leisten kann in Zeiten, in denen die Demokratie unter Druck steht.