Kultur
"Kulturzeit" vom 26.09.2023: Baustelle Deutschland - woran es mangelt
Die Themen der Sendung: Halbzeit Ampel-Regierung - Gespräch mit Ulf Buermeyer, Film "Burning Days", neue Männlichkeit, der Zölibat in der Schweiz, Weltkulturerbe Erfurt.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 26.12.2023
Die Themen der Sendung:
Halbzeit in der Ampelkoalition: Woran es mangelt - Gespräch mit Ulf Buermeyer
Wohl kaum eine andere neue Bundesregierung ist so turbulent in ihre Amtszeit gestartet, wie die von Kanzler Olaf Scholz (SPD). Am 26. September jährt sich zum zweiten Mal die Wahl, die zum ersten Bündnis von SPD, Grünen und FDP auf Bundesebene führte. Die erste Halbzeit der Legislaturperiode ist damit vorbei. Sie war erst von der Corona-Pandemie, dann vom Krieg gegen die Ukraine und schließlich vom Dauerstreit in der Koalition über Heizungsgesetz oder Kindergrundsicherung geprägt. Die bestimmenden Themen der zweiten Hälfte der Wahlperiode dürften die Bewältigung der Wirtschaftsflaute und des Fachkräftemangels, das Vorantreiben der Digitalisierung und des Bildungssektors, aber auch der Umgang mit den wachsenden Migrantenzahlen werden. Wir sprechen mit Ulf Buermeyer, dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Freiheitsrechte. Mit Philip Banse veröffentlicht er den Podcast "Lage der Nation".
Film "Burning Days"
In seiner dritten Regie- und Drehbucharbeit "Eine Geschichte von drei Schwestern" hat sich der türkische Filmemacher Emin Alper, Jahrgang 1974, mit familiären Problemen in einem abgelegenen Bergdorf in Anatolien befasst. Nun folgt Alpers nächster Kinofilm "Burning Days", der in der Provinz Yanıklar angesiedelt ist und sich in finstere Krimi- und Thriller-Gefilde begibt. Wir lernen den Ort aus der Außenseiterperspektive des kürzlich aus Ankara angereisten jungen Staatsanwalts Emre (Selahattin Pasalı) kennen. Dieser beobachtet nicht nur mit großer Sorge die Sinklöcher in der Umgebung, die durch das Absenken des Grundwassers entstanden sind, sondern reagiert auch sehr streng und verärgert, als eine johlende Masse ein Wildschwein durch die Wohngegend jagt und dabei völlig enthemmt Schüsse in die Luft abgefeuert werden. Unfreiwillig wird Emre in die politischen Machtkämpfe der Stadt hineingezogen.
Die neue Männlichkeit
Übergriffig, gewalttätig und asozial – das Bild des Mannes leidet. An allem Schuld: das Patriachat. Immer noch sind zu viele Männer an den Schalthebeln der Macht, auch wenn die Gleichberechtigung voranschreitet, es fällt nicht allen Männern leicht, ihre Privilegien abzutreten. Ein neues Mannsbild soll her, einfühlsam, rücksichtsvoll, und doch soll er seinen Mann stehen. Wie diese "neue" Männlichkeit aber gelebt werden soll, das bleibt umstritten.
Zölibat in der Schweiz
In der Schweiz sind einer wissenschaftlichen Studie zufolge seit 1950 mindestens 921 Menschen Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche geworden. Insgesamt hätten 510 Menschen, fast ausschließlich Männer, den Missbrauch begangen. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) räumt im Umgang mit Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche Fehler ein. Die vorherrschenden Zustände müssten hinterfragt werden, so der SBK-Präsident. Aus seiner Sicht sei die Zeit reif, um das Zölibat abzuschaffen und Frauen den Zugang zum Priesterinnenamt zu ermöglichen. Welche Zukunft hat das Zölibat?
Unesco-Welterbe Erfurt
Erfurt gehört ab sofort zum Unesco-Welterbe. Das kulturelle Erbe der jüdischen Gemeinde im Mittelalter wird hier in einer Konzentration erlebbar, die es sonst kaum zu finden gibt. Die Kunsthistorikerin Maria Stürzebecher hat 14 Jahre lang dafür gekämpft, dass dieser Ort anerkannt wird - mit Erfolg. Hier steht die älteste Synagoge Mitteleuropas aus dem 11. Jahrhundert, in Nachbarschaft zur Mikwe, einem jüdischen Ritualbad und dem Steinernen Haus. Schillerndes Beiwerk sind der Schatz von Erfurt mit Hochzeitsring, Silbermünzen und die Torarolle, sie spiegeln die beeindruckende Geschichte der jüdischen Gemeinde mit all ihren Höhen und Tiefen wider und zeugen vom Zusammenleben jüdischer und christlicher Nachbarn, aber auch von Pogrom und Vertreibung. Mit dem Weltkulturerbe-Titel wird Erfurt zum Zentrum der jüdischen Geschichte mit vielen neuen Herausforderungen, die nun auf die Stadt zukommen. Wir sprechen mit Maria Stürzebecher darüber, die bei der Entscheidung in Riad dabei war.