Kultur
"Kulturzeit" vom 20.05.2025: Auf der Suche nach Palästina
Die Themen der Sendung: Alena Jabarines Buch "Der letzte Himmel", Filmfestival von Cannes, Ocean Vuong "Der Kaiser der Freude" - Gespräch mit Katharina Teutsch, "Burgtheater".
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 20.08.2025
Die Themen der Sendung:
Alena Jabarines Buch "Der letzte Himmel. Meine Suche nach Palästina"
Drei Jahre war die deutsch-israelische Journalistin Alena Jabarine im Westjordanland und hat über diese Zeit ein Buch geschrieben: "Der letzte Himmel". Darin erzählt sie von Erlebnissen und Begegnungen zwischen Checkpoint und Schönheitssalon, und davon, was es heißt, als Palästinenserin im besetzten Gebiet zu leben. In den Jahren 2020 bis 2022 lebte sie in Ramallah, dokumentierte ihren Alltag, postete Videos davon auf Social Media. Aus all dem ist ihr Buch entstanden. Die Geschichten darin erzählen von Solidarität und Gemeinschaft, von jungen Menschen mit Träumen. Aber auch von struktureller Gewalt, von Repressionen, denen Palästinenser in den besetzten Gebieten ausgesetzt sind. Und von der Allgegenwärtigkeit des israelischen Militärs. In Masafer Yatta dokumentiert sie, wie palästinensische Kinder auf ihrem Schulweg vor Siedler-Angriffen geschützt werden müssen. Dabei werden sie zuerst von israelischen Soldaten, dann von palästinensischen und jüdischen Aktivisten begleitet. Alena Jabarine stellt in ihrem Buch palästinensische Perspektiven in den Vordergrund, die gerade in Deutschland oft unterrepräsentiert sind. Man kann ihr dafür Einseitigkeit vorwerfen, doch für sie war das eine bewusste Entscheidung. Alena Jabarine will als Palästinenserin in Deutschland auch denen eine Stimme geben, deren Hilferufe gerade verhallen.
Highlights vom Wochenende beim Filmfestival von Cannes
Die US-Amerikaner kamen mit Staraufgebot nach Cannes: Horrorfilmspezialist Ari Aster bringt Topstars Joaquin Phoenix und Emma Stone zur Weltpremiere von "Eddington". Sein Film setzt auf die Pandemie als Thema, Joaquin Phoenix spielt einen maskenfeindlichen Sheriff und Pedro Pascal seinen Gegenspieler: Was könnte da schiefgehen? Ari Aster will mit seinem Film über Amerikas Wahnsinn während der Pandemie im Jahr 2020 das derzeit gespaltene Amerika aufspießen – und erntet dafür gespaltene Resonanz in Cannes.
Die US-Filmwirtschaft ist in Sorge, ihr Präsident hat angekündigt, im Ausland hergestellte Filme mit 100 Prozent Zöllen zu belegen. Darüber haben wir mit den Regisseuren Wes Anderson und Edward Berger gesprochen. US-Regisseur Richard Linklater hat seine Hommage an Jean Luc Godard, "Nouvelle Vague", komplett in Europa produziert. Der gegenwärtig wohl bekannteste Filmemacher aus der Ukraine, Sergej Losnitza, zeigt seinen Film "Two Prosecutors" im Wettbewerb. Es ist die Verfilmung eines Romans des russischen Autors Georgy Demidov, der darin die Umstände seiner grundlosen Verhaftung 1938 verarbeitet, der 18 Jahre in Arbeitslagern folgten. Sein Protagonist, ein wohlmeinender junger Ankläger, trägt den Fall eines Einzelnen unter Tausenden von Folteropfern bis zum Moskauer Generalstaatswalt – unfähig, die eigene Gefahr zu sehen. Der Film ist preisverdächtig, finden wir.
Mehr aus Cannes
Ocean Vuong "Der Kaiser der Freude" - Literatugespräch mit Katharina Teutsch
Der USA-Einwanderer Hai weiß nicht, wer er ist, wer er sein will. Doch als er am Abgrund steht und in den Tod springen will, nimmt sein Leben eine neue Wendung. Eine alte Frau spricht ihn an. Hai darf bei Grazina, der alten Frau einziehen. Dafür hilft er ihr durch den Alltag mit Demenz. Und durch Nächte, in denen die Geister der Vergangenheit sie einholen. Die Erinnerung an Krieg und Vertreibung. Es ist der Beginn einer besonderen Beziehung. Eine Erfahrung, die Ocean Vuong selbst gemacht hat. Als mittelloser Student zieht er bei der Großmutter seines Freundes ein. Eine Frau, die wie Grazina aus der Sowjetunion kommt. Im Roman beschreibt er, was diese beiden so völlig unterschiedlichen Exilanten verbindet. Wir sprechen mit der Literaturkritikerin Katharina Teutsch über das Buch "Der Kaiser der Freude".
"Burgtheater" am Burgtheater in Wien
Die Wiener Festwochen sind eröffnet und die größte und mit Spannung erwartete Theaterproduktion hat am 18. Mai ihre Premiere gefeiert: "Burgtheater" ist die Bearbeitung des gleichnamigen Stücks von Elfriede Jelinek und kommt ebendort nun zum ersten Mal auf die Bühne. Die spätere Nobelpreisträgerin hat es Anfang der 1980er geschrieben - eine bitterböse Posse rund um die Nazi-Verstrickungen der Theaterdynastie Wessely/Hörbiger. Nach einem 40jährigen Aufführungsverbot, das Jelinek selbst verfügt hatte, ist es nun in der Regie von Festwochen-Intendant Milo Rau zu sehen. In den Hauptrollen sind Birgit Minichmayr und Caroline Peters zu sehen - und Mavie Hörbiger, die sich in diesem Stück auch mit der Geschichte ihrer Großeltern auseinandersetzt.