Kultur
"Kulturzeit" vom 29.08.2023: 600 tote Bootsflüchtlinge: Was tut die EU?
Die Themen der Sendung: Schiffsunglück vor Griechenland, Gespräch mit Maxim Biller zu "Mama Odessa", Wofür steht "Rich Men North of Richmond"?, Michael Armitage, Abhängen mit Gazal.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 30.11.2023
Die Themen der Sendung:
Über 600 Tote: EU kümmert sich nicht um Aufklärung
Quelle: ap
Hunderte Menschen sind gestorben. Noch immer - mehr als zwei Monate nach der schwerstwiegenden Schiffskatastrophe im Mittelmeer der letzten zehn Jahre - ist unklar, was genau passiert ist. Die Kritik an der mangelhaften Aufarbeitung durch die griechischen Behörden nimmt zu. Strittig ist insbesondere, warum das Flüchtlingsschiff am 14. Juni 2023 unterging. Mehrere Überlebende machen die griechische Küstenwache und ihren angeblichen Abschleppversuch mit einem Seil für die Katastrophe verantwortlich. Die griechische Küstenwache bestreitet jedoch, den Fischkutter mit einem Seil gezogen zu haben. Daher kommt weiteren Beweismitteln wie z.B. den von der Küstenwache konfiszierten Mobiltelefonen von Überlebenden besondere Bedeutung zu.
Neben den Daten der Mobiltelefone fehlt weiteres mögliches Beweismaterial. So gibt es weder Aufnahmen der Überwachungskamera des Küstenwachen-Schiffs noch eine Tonaufnahme der Kommunikation der Küstenwache mit der zuständigen Zentrale in Athen. Im Ermittlungsverfahren des zuständigen Marine-Gerichts wurde bisher zudem nicht ein einziger der 104 Überlebenden befragt. Beobachter kritisieren diese Verzögerung, da Zeugen mit der Zeit das Land verlassen oder wichtige Details vergessen könnten.
Maxim Biller im Gespräch zu seinem neuen Buch "Mama Odessa"
Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte sich Maxim Biller geschworen, nie wieder ein Buch zu veröffentlichen, da ihm das Schreiben sinnlos erschien. Nun hat er es doch getan, und sicher nicht zufällig stellt er allein durch den Titel "Mama Odessa" eine direkte Verbindung zur Gegenwart her. Ansonsten ist der neue Roman einmal mehr eine fiktive Ausdeutung seines eigenen Lebens, die Geschichte eines Schriftstellers und einer Emigrantenfamilie, die nirgendwo ganz heimisch wird. Im Roman heißt die Familie Grinbaum. Sie lebt zu Zeiten der Sowjetunion in Odessa, wird zur Zielscheibe eines KGB-Anschlags und emigriert schließlich ins Hamburger Grindelviertel. Dort wächst Sohn Mischa, der spätere Schriftsteller, auf. Mutter und Vater trennen sich, auch weil sie seine zionistischen Ideen ablehnt. Im fortgeschrittenen Alter veröffentlicht die Mutter noch ein Buch, und so wird das Schreiben zu einer wichtigen Brücke zwischen ihr und dem Sohn. Der Roman beschreibt diese schwierige, kantige, aber auch liebevolle Beziehung, die mit dem Tod der Mutter nicht endet. Wir haben mit Maxim Biller über seinen Roman "Mama Odessa" gesprochen.
Michael Armitage im Kunsthaus Bregenz
Einen imposanten Perspektivenwechsel bieten die Bilderwelten des Michael Armitage im Kunsthaus Bregenz. Hier trifft Kolonialgeschichte auf Tagespolitik, ostafrikanische Kunst auf westliche Kunstgeschichte. Es sind gewaltige Erzählungen, die Michael Armitage innerhalb kürzester Zeit zum neuen Superstar im Kunstzirkus gemacht haben. Und dabei ist er noch nicht einmal 40 Jahre alt. 1984 wurde der Sohn einer Kenianerin und eines Briten in Nairobi geboren und studierte ab 2007 an der renommierten Royal Academy of Arts in London. International begeistert er Galeristen, Sammler wie Kritiker.
Ahhängen mit Gazal
In Unterhaltung steckt auch Haltung, sagt Rapper Gazal. Seine Texte und seine Musik treffen Herz und Hirn. Wir trafen den transMann in Wien.