Kultur

"Kulturzeit" vom 25.04.2023: 40 Jahre gefälschte Hitler-Tagebücher

Die Themen der Sendung: Neues zu den gefälschten Hitler-Tagebüchern, das "Ibiza"-Video und die Folgen - Gespräch mit Julian Hessenthaler, Ausstellung "Repair-Revolution" und Nachruf auf Harry Belafonte.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 25.04.2024

DIe Themen der Sendung

40 Jahre gefälschte Hitler-Tagebücher

Es ist durchaus ein journalistischer Scoop: Dem bekannten Investigativjournalisten John Goetz gelang es über die Erben des "Meisterfälschers" Konrad Kujau an dessen gefälschte Hitlertagebücher zu kommen. Die seinerzeit vom Magazin " Stern" für Unsummen gekauften Exemplare lagern immer noch im Safe des Verlags. Monatelang arbeiteten er und Experten wie der Politikprofessor Hajo Funke die Bücher durch. Ihre These ist, dass es hier nicht nur darum ging, einen großen deutschen Verlag hereinzulegen und Geld zu machen, sondern vielmehr, dass hier eine Szene von Alt- und Neonazis versucht haben, Geschichte in ihrem Sinne umzuschreiben.

So sagen die gefälschten Tagebücher beispielsweise, dass Hitler von der Shoah gar nichts gewusst habe. Im Bild, das Kujau in Hitlers Namen entwirft, ist dieser ein unwissender, bisweilen gar gutmütiger Mensch, der Sorge hat, was denn das Ausland über ihn und sein Land denkt. Hajo Funke konstatiert eine veritable Holocaustleugnung im Text, die Historikerin Heike B. Görtemaker spricht davon, dass sich der "Stern" davon wohl nie erholt hätte, wenn die Fälschung nicht so früh aufgeflogen wäre. John Goetz geht davon aus, dass die Hitler-Tagebücher Teamarbeit waren und Kujau viel mehr als ein einfach nur begabter Fälscher und Händler von Nazidevotionalien gewesen ist, sondern direkt mit rechten Kreisen verbunden war, die ein ureigenes Interesse daran hatten, dass "Teile der Geschichte neu geschrieben werden müssen", wie es dann der "Stern" vollmundig versprochen hatte. Hajo Funke nennt Kujaus Hitlertexte "Trash". Aber warum soll man den heute noch lesen, warum überhaupt? Warum durfte Goetz die originalen falschen Tagebücher nur eine Stunde ohne Fotoerlaubnis beim "Stern" einsehen? Warum dieses Geheimnis? Wir haben nachgehakt.

Das Ibiza-Video und seine Folgen - Gespräch mit Julian Hessenthaler

Am 25. April 2023 beginnt vor dem Wiener Landesgericht der erste Prozess gegen ein von der ÖVP bestelltes früheres Regierungsmitglied infolge der "Ibiza"-Ermittlungen. Angeklagt ist die einstige Familienministerin Sophie Karmasin. Sie soll Einkünfte verschwiegen und Regierungsaufträge erschlichen haben. Wir sprechen mit Julian Hessenthaler, der 2017 das Video des damaligen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache auf Ibiza gedreht hat, das 2019 veröffentlicht wurde und zum Bruch der österreichischen Regierung führte und diverse Korruptionsanklagen ins Rollen brachte. Danach kam der österreichische Detektiv wegen Drogenhandels für dreieinhalb Jahre in Haft. Nun hat er Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingelegt.

Ausstellung "Repair Revolution" in Zürich

Eine Sohle ist durchgelaufen? Die Schuhe landen im Müll. Das Radio scheppert? Ein neues Gerät ist günstiger als die Reparatur. Von diesem Umgang mit Alltagsgegenständen sollten wir uns verabschieden, empfiehlt die Ausstellung "Repair Revolution" im Museum für Gestaltung mit Blick auf die Müllberge der Wegwerfgesellschaft. Sinnlich und analytisch nähert sich die Schau dem Umgang mit Reparaturen: Sie feiert die Schönheit von reparierten Objekten und erinnert an die Flickkunst, die frühere Generationen noch selbstverständlich beherrschten. 

US-Sänger und Bürgerrechtsaktivist Harry Belafonte gestorben

Der legendäre US-Sänger, Schauspieler und Bürgerrechtsaktivist Harry Belafonte ist tot. Der unter anderem für den Hit "Banana Boat Song" bekannte Entertainer starb im Alter von 96 Jahren in New York an Herzversagen, wie die "New York Times" und die "Washington Post" berichteten. Der "Calypso-König" war ein Wegbereiter für schwarze Künstler in den USA und engagierte sich auch als Bürgerrechtsaktivist und im Kampf gegen Armut.

Belafonte wurde am 1. März 1927 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren. Seine Mutter war Jamaikanerin, sein Vater stammte von der französischen Karibikinsel Martinique. Belafonte verbrachte einen Teil seiner Kindheit auf Jamaika, bevor er nach New York zurückkehrte und dort eine Karriere als Sänger und Schauspieler startete. Einen Riesenerfolg hatte Belafonte 1956 mit dem Hit "Banana Boat Song" von seinem Album "Calypso". Zwei Jahre zuvor hatte er als erster männlicher schwarzer Schauspieler den renommierten Theater- und Musicalpreis Tony gewonnen. In Filmen wie "Heiße Erde" (1957) und "Wenig Chancen für morgen" (1959) thematisierte er Rassentrennung und soziale Ungleichheit. Er engagierte sich auch in der Bürgerrechtsbewegung und wurde ein Vertrauter von Martin Luther King Jr.

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