Kultur
Gegenwind für Viktor Orbán - Der Kulturkampf in Ungarn vor der Wahl
Am 3. April finden in Ungarn Parlamentswahlen statt. Viele Medien und Kultureinrichtungen hat Viktor Orbán auf Linie gebracht. Doch vielerorts regt sich Widerstand. Steht Ungarn vor einem Machtwechsel?
- Produktionsland und -jahr:
-
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 26.02.2023
Ein Film von Karsten Gravert
Ungarn vor einer Schicksalswahl: Zum ersten Mal seit zwölf Jahren gibt es am 3. April die realistische Chance, dass der amtierende Präsident Viktor Orbán aus dem Amt gewählt wird: Sechs Oppositionsparteien - von Ex-Kommunisten bis zu der ehemaligen rechtsextremen Jobbik-Partei - haben einen gemeinsamen Kandidaten gekürt: Péter Márki-Zay. Der konservative Katholik und erfolgreiche Bürgermeister der Kleinstadt Hódmezővásárhely nimmt kein Blatt vor den Mund: "Orbán baut gerade eine faschistische Diktatur auf. Einen Ein-Parteien-Staat. Er ist ein korrupter Diktator, der soviel Geld wie möglich stiehlt."
In der EU blicken viele mit Hoffnung auf den Newcomer. EU-Parlamentsvizepräsidentin Katharina Barley: "Es ist eine große Chance, dass die Opposition sich zusammengetan hat. Vielleicht ist es auf absehbare Zeit die letzte Chance überhaupt."
Der Kulturkampf tobt seit Jahren
Die ungarische Kulturszene blickt der Wahl mit Hochspannung entgegen. Schon seit Jahren tobt im Land ein Kulturkampf: Orbáns Getreue brachten einige Theater und zuletzt auch die renommierte Theater- und Filmhochschule SZFE unter Kontrolle. Doch vielerorts macht die Kunst- und Kulturszene ohne staatliche Gelder einfach weiter. So wie die alternative "FreeSZFE", die mit Hilfe ausländischer Hochschulen wie dem Mozarteum Salzburg weiterhin ausbildet.
Im Pressefreiheitsranking ist Ungarn unter Orbáns Führung um fast 70 Plätze auf Platz 92 der Welt abgestürzt. Der Präsident weiß ein Konglomerat von über 500 Medien hinter sich - von Boulevardzeitungen bis zu Fernsehsendern. Und doch gibt es noch freie Medien, wie das spendenbasierte Nachrichtenportal Telex. Und obwohl die Fidesz-Regierung auch die Rechte der LGBTQ-Community kontinuierlich weiter eingeschränkt hat, gibt es noch immer eine lautstarke, stolze queere Szene, die jetzt zur Wahl am 3. April mobilisiert.
Der Film "Gegenwind für Viktor Orbán" bildet diesen Kulturkampf ab, der zwischen konservativen und progressiven Kräften tobt und mit Kinofilmen, Rap-Videos, Online-Kampagnen und Kundgebungen ausgetragen wird. Gegner Viktor Orbáns kommen ebenso zu Wort wie Befürworter seiner Politik, darunter der internationale Regierungssprecher Ungarns, Zoltán Kovács, der Filmproduzent Gábor Kálomista und der Vorsitzende der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik, Gerhard Papke.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Wie groß ist die Chance für Péter Márki-Zay, neuer Ministerpräsident Ungarns zu werden und das Land wieder näher an die EU zu führen? Meinungsforschende sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus.
Aber selbst wenn er gewinnen sollte, werden Fidesz-Leute zunächst weiterhin große Teile des Landes und seiner Kultur kontrollieren, meint auch Katharina Barley: "Es muss einfach stärker darauf geschaut werden, wie stark Orban diesen Staat schon in sein eigenes Korsett gepresst hat, in ein Stahlbetonkorsett, das nicht mehr aufzubrechen ist mit ganz normalen demokratischen, juristischen Mitteln. Das wird eine riesige Herausforderung sein."