Kultur
Das Naturhistorische - Hinter den Kulissen eines Wiener Museums
Das Naturhistorische Museum in Wien gehört zu den bedeutendsten naturwissenschaftlichen Museen der Welt - Grund genug für eine neues Filmporträt, das hinter die Fassade des Prachtbaus aus dem 19. Jahrhundert blickt.
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Regisseur Florian Gebauer beleuchtet in seiner jüngsten Arbeit den Alltag jener Menschen, die hier forschen, bauen, ausstopfen, führen, sammeln und ordnen - von der Planung bis zur Eröffnung einer Ausstellung. Mehr als 30 Millionen Objekte umfasst die Sammlung, aber nur ein Bruchteil davon ist dem Museumsgast zugänglich. Die Dokumentation erzählt von kuriosen und bemerkenswerten Objekten und zeigt, dass die mehr als 250 Jahre alte Sammlung auch heute noch für kleine und große Sensationen gut ist.
"Facelifting" für eine Giraffe
Quelle: ORF/Naturhistorisches Museum Wien/Kurt Kracher
In einem der Ausstellungsräume im Wiener Naturhistorischen Museum steht ein Grüppchen von Tierpräparatoren rund um ein riesiges "Stofftier": eine ausgestopfte Giraffe - vier Meter hoch, hundert Jahre alt, rissig und löchrig. (Bild oben) Sie bedarf dringend eines "Liftings" in den Werkstätten des Hauses. Doch der Weg dorthin ist lang und verschlungen. In der Dokumentation "Das Naturhistorische" ist das Kamerateam live dabei, wenn das betagte Tier sisyphusartig hinter die Kulissen des prachtvollen Museums manövriert wird.
Quelle: ORF/Florian Gebauer
Dort findet sich Regisseur Florian Gebauer in einer eigenen, der Öffentlichkeit verborgenen Welt wieder. Während die Besucherinnen und Besucher in den oberen Geschossen 40 Schauräume durchschreiten, befindet sich der Großteil der mehr als 30 Millionen Objekte in jedem freien Winkel des Hauses verstreut - bis ins vierte Untergeschoss.
Über Monate fängt das Kamerateam den Alltag der Menschen ein, die hier forschen, bauen, ausstopfen, reparieren, sammeln und ordnen.
Quelle: ORF/Florian Gebauer
Anhand uralter Steine, Meteoriten, Knochen oder Skelette fördern die Expertinnen und Experten - Paläontologen, Entomologen, Zoologen und Vertreter zig anderer Fachrichtungen - immer wieder neue, kuriose oder gar sensationelle Erkenntnisse zutage. "Neugier treibt uns an", sagt etwa Anthropologin Doris Pany-Kucera. Alle hier erforschen "das Früher", um "das Heute" besser verstehen zu können. Sie möchte anhand von Knochenspuren nachweisen, wie oft eine Frau schwanger war.
Sollte sich ihre Methode als erfolgreich herausstellen, könnten neue Kapitel uralter Familiengeschichten geschrieben werden. Dafür nehmen sie auch die Mühen der Ebene in Kauf, denn, so Kollegin Karin Wiltschek: "Grundlagenforschung ist nicht sexy. Es ist beinharte Arbeit." Spricht's und vertieft sich wieder in dieselbe.
Offen für Fragen, überrascht von Antworten
Quelle: ORF/Florian Gebauer
Das Kamerateam begibt sich auch an die Außenstellen des Hauses, etwa zu den Ausgrabungen nach Hallstatt, wo Forscherinnen und Forscher immer wieder Uraltes zutage fördern und daraus Wissen generieren. "Wenn ich offen bin für Fragen, dann kann ich Antworten finden, an die ich überhaupt nicht gedacht habe", ist NHM-Direktor Christian Köberl überzeugt.
Sein Credo sowie die Geschichten, Eindrücke und Anekdoten seines Teams sind es wohl, die vermeintlich Verstaubtes so lebendig und aktuell werden lassen. Sogar das große "Stofftier", die Giraffe, erstrahlt am Ende dieses Films wieder frisch und staubbefreit - fast wie lebendig!