Kultur

Aussterbende Art

Bekannte Schriftsteller werden zu Filmemachern: Der Mainzer Stadtschreiber Eugen Ruge produziert mit dem ZDF eine Dokumentation über die Fischer auf Rügen.

Produktionsland und -jahr:
Datum:

Der preisgekrönte Schriftsteller Eugen Ruge spricht für seinen Film mit den Küstenfischern, deren Leben sich seit Längerem drastisch ändert, sowie mit Wissenschaftlern und Politikern über ökologische und politische Zusammenhänge dieses Wandels.

Seit vielen Jahrzehnten ist die Familie des Schriftstellers Eugen Ruge auf der Insel Rügen verwurzelt, und seither gehört es für ihn zum Alltag, am kleinen Hafen von Gager im Osten der Insel, nahe bei seinem Sommerhäuschen, frischen Fisch direkt von den Fischern zu kaufen. Aber diese schöne Tradition ist seit einigen Jahren bedroht. Die Lebensgrundlage der Fischer schrumpft, weil der Fisch in der Ostsee weniger wird und weil überregional und international vereinbarte Fangquoten, die den Bestand sichern sollen, den Küstenfischern die Lebensgrundlage nehmen. Eugen Ruge fragt in seinem Film, der im Rahmen des Mainzer Stadtschreiber-Literaturpreises zusammen mit dem ZDF und 3sat entsteht, wie es zu dieser Entwicklung kam und wie die Fischer und ihre Familien heute damit leben.

Der Schriftsteller Eugen Ruge und seine Frau stehen Arm in Arm auf einer Wiese. Im Hintergrund eine hügelige Landschaft mit Wiesen, die im Abendlicht schimmern.
Eugen Ruge und seine Frau Martina Ruge kennen Rügen seit vielen Jahren. Jetzt hat Ruge als Mainzer Stadtschreiber hier seinen ZDF-Film gedreht.
Quelle: ZDF / Thomas Gutberlet

Küstenfischer - Beruf ohne Zukunft

Die Welt der Küstenfischer kennt Ruge gut. Auf Rügen gab es einst Hunderte von ihnen, und sie fangen mit kleinen Kuttern und mit Stellnetzen nahe beim Land, nicht mit Schleppnetzen auf hoher See. Ihr Brotfisch war von jeher der Hering, den man früher auch mit Keschern oder Schaufeln "ernten" konnte – von dem sie also Jahr für Jahr viele Tonnen an Land brachten und der ihnen etwa auch zu DDR-Zeiten gutes Geld einbrachte.

Ein Fischerboot auf dem Wasser. Es trägt die Aufschrift "Seeadler".
Auf Rügen gab es einst Hunderte von Küstenfischern.
Quelle: ZDF / Michael Schmitt

Das ist lange vorbei – und dem spürt Eugen Ruge in seinem Film nach, spricht mit Fischern, die ihrem Gewerbe treu geblieben sind, aber auch mit Menschen, die sich neu orientiert haben, weil die Quoten, die ihnen heute noch zugestanden werden, nicht zum Leben und nicht zum Sterben reichen. Sie haben die Veredelung von Fischen, etwa durch Räuchern, aufgenommen oder haben kleine Restaurants gegründet. Manche haben den Beruf ganz aufgegeben, haben eine Pension aufgemacht oder sind in Fahrradreparaturen für die Touristen eingestiegen. Die Küstenfischerei, so scheint es derzeit vielen Betroffenen, ist ein Beruf ohne Zukunft – und daher wohl auch ohne Nachwuchs.

Wandel der Zeit?

Eugen Ruge aber fragt auch: Musste das so kommen, muss das so sein? Und warum scheint das so unausweichlich? Er spricht mit Wissenschaftlern vom Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock über Ökologie und Klimawandel, über Naturschutz und über Robben und Kormorane als Nahrungskonkurrenten. Er fragt nach den Wanderungen der Fische und was diese für die Befischung der Bestände für Konsequenzen haben. Er fragt auch in Straßburg beim Fischereiausschuss der EU nach der strukturellen Ungerechtigkeit der Fangquoten-Regelungen.

Nach und nach entsteht so ein ebenso stimmungsvolles wie informatives Bild von den Veränderungen eines Berufstandes, der mehr war und mehr sein sollte als nur ein Element von Folklore auf der Ostseeinsel. Eugen Ruges Film erzählt leise melancholisch und ganz klar davon, wie die Küstenfischer vielen absehbaren Veränderungen unseres Zusammenlebens vielleicht nur einen Schritt vorangehen.

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