Kultur
Aphrodites geplünderte Insel - Zypern: Steinbruch der Geschichte
Eroberer, aber auch Abenteurer und Profiteure aller Art, bedienten sich über Jahrtausende hinweg immer wieder an den Kunstschätzen, die alte Kulturen im Mittelmeerraum geschaffen haben.
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Aus Hass oder Habgier zogen sie plündernd und brennend durch die Lande, recycelten die Kunst der Antike zum eigenen Nutzen, Tempel, Götterbilder und Paläste waren begehrte Beute, von Kleinasien bis nach Megale Hellas, den griechischen Kolonien in Süditalien. Nicht selten wurden dabei aus Weltwundern Steinbrüche.
Zypern, Geburtsort der Aphrodite, ist Knotenpunkt und Schmelztiegel dreier Kontinente und dreier Kulturen.
Die letzte Plünderungswelle begann vor noch nicht 50 Jahren
Darum ist die Insel im östlichen Mittelmeer seit Jahrtausenden ein unruhiges Biotop der Geschichte, in dem europäische, asiatische und afrikanische Kulturformen aufeinander prallten, sich mischten. Es kamen die Mykener, Phönizier, Assyrer, Ägypter, Perser, Römer… In der viele Tausend Jahre alten Geschichte begann die bislang letzte Welle der Zerstörungen und Plünderungen im Sommer 1974, im Gefolge der türkischen Invasion Zyperns.
Vernichtung einer Kultur
Quelle: ORF/MR-Film/Gustav W. Trampitsch
Der Film von Gustav W. Trampitsch dokumentiert, mit welcher Wut und Verachtung die griechische Kultur in den besetzen Gebieten zerstört wurde. Kirchen, Klöster und Friedhöfe sind seit der türkischen Invasion nicht bloß dem Verfall preisgegeben. Sie wurden und werden systematisch ausgeraubt und vernichtet. Das Ausmaß der Schändungen und Räubereien lässt zwingend den Schluss zu, dass dabei systematisch und mit Wissen der Behörden in den besetzten Gebieten vorgegangen wurde. Kaum eine der einstmals rund 500 Kirchen im besetzen Nordteil der Insel ist unbeschädigt. Die meisten wurden völlig ausgeraubt.
Gute Geschäfte mit antiker Kunst
Quelle: ORF/MR-Film/Gustav W. Trampitsch
Komplette Ikonostasen wurden abtransportiert, Fresken sachgerecht abgenommen und dann in Teile geschnitten und verkauft. Organisierter Raub zypriotischer Kunst beschäftigt Ermittlungsbehörden und Gerichte weltweit. Unersetzliche Mosaike, kostbare, viele Jahrhunderte alte Ikonen, aber auch antike Artefakte sind Jahrzehnte lang über verschiedene Kanäle in den illegalen Kunsthandel gelangt.
In der langen Reihe derer, die sich an der Kultur Zyperns selbst bedienten, kam noch vor den Türken der Abenteurer, Kaufmann und Diplomaten Luigi Palma di Cesnola. Dieser war im 19. Jahrhundert US-Konsul auf Zypern. Er betrachtete die Insel als eine Art kulturellen Selbstbedienungsladen. Mit seiner riesigen Sammlung wertvollster Zeugnisse zypriotischer Kultur wurde das Metropolitan Museum von New York zur Gründung bestückt.