Eine Matrjoschka-Puppe steht auf einem Stadtplan von Berlin im Freien

Kultur

100 Jahre Berlinograd. Der russische Mythos an der Spree

Überall in Berlin wird Russisch gesprochen. Es sind nicht nur russische Touristen, es sind hunderttausende Menschen, die nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ihre frühere Heimat verließen.

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Auf der Suche nach gesichertem Einkommen und persönlicher Sicherheit, nach der Möglichkeit, eigene Lebensentwürfe gestalten und leben zu können, galt und gilt Berlin als Zufluchtsort im Westen, wo politische, religiöse und sexuelle Freiheit gelebt werden kann. Schon einmal, vor 100 Jahren, verließen Hunderttausende russischsprachiger Menschen aus dem zerfallenen Zarenreich freiwillig oder gezwungenermaßen ihr Land, auf der Flucht vor Lenins Oktoberrevolution und dem darauffolgenden Bürgerkrieg, vor Not und politischer Verfolgung. Damals wie heute waren viele Intellektuelle, Kunstschaffende, Dichterinnen und Dichter, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Musikerinnen und Musiker darunter.

Insgesamt fünf Wellen russischsprachiger Migration zählt Dr. Tsypylma Darieva vom Berliner Zentrum für Osteuropäische und Internationale Studien (ZOIS) in den letzten 100 Jahren. Das weltoffene Berlin ist inzwischen zur neuen, nicht nur vorübergehenden Heimat von Menschen geworden, deren gemeinsame Vergangenheit wesentlich durch die Sowjetunion geprägt wurde. Bei den einen hat die gemeinsame (Kriegs-)Geschichte traumatische Spuren in der Biografie hinterlassen, bei den anderen eine nostalgische Sehnsucht nach der früheren Ordnung und Orientierung an sowjetischen Lebenswelten.

Ein russisches Jahrhundert im Westen

Neben einem kurzen historischen Rückblick auf die russischen 1920er-Jahre in Berlin stellt die Dokumentation heutige Berliner russophone Kulturschaffende vor, die seit ihrer Einreise in den 1990er-Jahren sprachlich und persönlich in der deutschen Aufnahmegesellschaft angekommen sind. Viele von ihnen verdienen als kreative Freiberufler ihren Lebensunterhalt und tragen auf eigene, spannende Weise zur intellektuellen und künstlerischen Vielfalt Berlins bei. Sie engagieren sich beruflich häufig in Beziehung zu ihrem früheren Heimatland und haben damit eine wichtige Mittlerfunktion zwischen Ost und West.

Seit der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 flüchten vermehrt russischsprachige Intellektuelle nach Berlin, weil sie der Hetzjagd auf Andersdenkende und der politisch-strafrechtrechtlichen Verurteilung in der Heimat entgehen wollen. Darunter sind auch Homosexuelle und Journalistinnen und Journalisten, die sich gesellschaftlich in Russland bereits einen Namen gemacht haben. Sie haben eigene, zivilgesellschaftliche, politisch engagierte Klubs und Vereine in der Stadt gegründet. Neben ihnen kommt auch ein offizieller Vertreter vom Russischen Haus der Kultur an der Berliner Friedrichstraße zur Kulturpolitik seines Landes zu Wort. Die Dokumentation eröffnet damit eine Kontroverse innerhalb des russischsprachigen Berlins.

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