Als Historiker hat der Schriftsteller Martin Walker ein besonderes Faible für die Ur- und Frühgeschichte.

Kultur

Martin Walker - Mein Périgord

Der Schriftsteller Martin Walker hat seiner Wahlheimat, der französischen Region Périgord, ein literarisches Denkmal gesetzt. Der Dorfpolizist "Bruno" seiner Krimis hat mittlerweile Kultstatus erlangt.

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Seine erfolgreichen Kriminalromane rund um den sympathischen Dorfpolizisten "Bruno" spielen in dieser Region und behandeln neben den Kriminalfällen die reiche Geschichte und die kulinarischen Spezialitäten des Périgord. Martin Walker führt an die Schauplätze seiner Romane und an die schönsten Plätze dieser Region.

Der 1947 in Schottland geborene Schriftsteller Martin Walker wurde erst in seiner französischen Wahlheimat zum Krimiautor. Zuvor arbeitete der Historiker und Ökonom 27 Jahre lang als Journalist und Auslandskorrespondent für die britische Tageszeitung "The Guardian". Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. über den Kalten Krieg, die Perestroika, Michail Gorbatschow und Bill Clinton. Bis heute leitet er außerdem in Washington eine "Denkfabrik", die für bedeutende Wirtschaftsunternehmen und Politiker Trends der Weltwirtschaft analysiert.

Der malerische Ort von La Roque-Gageac
Der malerische Ort von La Roque-Gageac
Quelle: ORF/Günter Schilhan

1999 ließ er sich mit seiner Familie in einem kleinen Ort im Périgord nieder.

Inspiriert von den Bewohnern und der langen historischen Vergangenheit der Region schrieb er 2008 seinen ersten Kriminalroman: "Bruno - Chef de police". Mittlerweile sind auf Deutsch bei Diogenes sechs Romane aus der "Bruno"-Reihe veröffentlicht, die mit mittlerweile weit mehr als einer Million verkauften Stück zu Bestsellern wurden. 2012 erschien zudem der historische Roman "Schatten an der Wand", der ebenfalls im Périgord spielt.

Land der 1001 Burgen

 Die Burg von Castelnaud stand lange Zeit unter englischer Herrschaft, während die gegenüberliegende Burg von Beynac unter französischer stand.
Die Burg von Castelnaud stand lange Zeit unter englischer Herrschaft, während die gegenüberliegende Burg von Beynac unter französischer stand.
Quelle: ORF/Günter Schilhan

Martin Walker präsentiert für die von Günter Schilhan gestaltete Dokumentation seine Lieblingsplätze und die historisch bedeutendsten Stätten des Périgord. Das Tal der Vézère zählt zu den ältesten Kulturlandschaften der Menschheit. Einige der berühmtesten prähistorischen Stätten der Welt liegen in dieser Region, wie Lascaux, Cro Magnon oder La Madeleine. Im Mittelalter war dieser Landstrich ein heiß umkämpftes Gebiet zwischen Engländern und Franzosen. Heute profitiert der Fremdenverkehr davon, kann sich doch das Périgord nicht zu Unrecht als das "Land der 1001 Burgen" nennen.

Ein speziell ausgebildeter Spürhund hat gerade eine Sommertrüffel entddeckt
Ein speziell ausgebildeter Spürhund hat gerade eine Sommertrüffel entddeckt.
Quelle: ORF/Günter Schilhan

Die Region gilt auch als kulinarisches Kernland Frankreichs. Spezialitäten wie die Gänse- oder Entenstopfleber und die schwarzen Trüffel sind bei Feinschmeckern in aller Welt bekannt. Auch der Wein aus der Region Bergerac steht in seinem Qualitätsanspruch den großen Weinen aus dem benachbarten Bordeaux um nichts nach. Diese kulinarischen Besonderheiten und die damit verbundenen kriminellen Machenschaften beschäftigen Martin Walker auch in seinen Romanen.

In Band 2 etwa, "Grand Cru", droht der Einzug eines amerikanischen Weinimperiums in die Region, in Band 3, "Schwarze Diamanten", geht es um den erwähnten wichtigsten Bodenschatz der Region, die Trüffel. Eine neuzeitliche Leiche in einer archäologischen Ausgrabung sowie eine Tierschutzorganisation im Kampf gegen die Hersteller von Gänsestopfleber stehen im Mittelpunkt des vierten Bandes "Delikatessen". Bei "Femme fatale" geht es um klare Gewässer und undurchsichtige Finanzflüsse und "Reiner Wein" beschäftigt sich mit einer Reihe von Raubüberfällen, deren Spuren zurück in den Sommer 1944 verweisen.

Der Titel des 10. im Jahr 2019 erscheinenden Bandes trägt den bezeichnenden Titel "Menu Surprise".

Bruno, Chef de police

Martin Walker (re) mit seinem Freund Pierrot
Martin Walker (re) mit seinem Freund Pierrot, dem Vorbild für seinen Romanhelden "Bruno"
Quelle: ORF/Günter Schilhan

Der Film stellt auch jene real existierenden Menschen aus der Nachbarschaft Walkers vor, die dem Autor als Vorbild für seine Romanfiguren dienen - allen voran den Polizeichef von Le Bugue, der als Vorbild für Walkers Romanhelden Bruno dient. Walkers Romanheld Bruno Courrèges ist der einzige Gemeindepolizist von St. Denis und damit direkt dem Bürgermeister unterstellt. Er ist für entlaufene Hunde, die Registrierung von Geburten oder die Organisation von Feierlichkeiten des Städtchens genauso zuständig wie für die seltenen harten Fälle. Er trägt weder eine Pistole noch einen Ehering, was den End-Dreißiger zum begehrtesten Junggesellen des Ortes macht. Er ermittelt mit Umsicht, schließlich kennt er beinahe jeden Bewohner persönlich. Das Gemeinwohl ist ihm wichtig, in seiner Freizeit trainiert er den lokalen Rugby-Verein. St. Denis würde er niemals verlassen, obwohl ihm durch seine Ermittlungserfolge mehrfach Karrieresprünge bei der nationalen Polizei angeboten wurden. Bruno basiert auf einer realen Person, obwohl inzwischen schon mehrere Gemeindepolizisten der Region die Bücher Walkers mit Freude signieren. Auch zahlreiche andere Romanfiguren, wie der Bürgermeister oder der Baron, haben reale Vorbilder. Walker lässt in seinen Romanen das traditionsreiche Landleben des Périgord auf die zunehmend härter werdende gesellschaftliche Wirklichkeit prallen.

"Die ganze Welt findet man in einem Dorf" Martin Walker zitiert Honoré de Balzac

In diesem Sinn beschreibt der Autor nicht nur die ländliche Idylle in einem französischen Dorf, sondern auch die globalen Einflüsse, denen sich die Bewohner nicht verschließen können.

Die mittelalterliche Burg Beynac.
Die mittelalterliche Burg Beynac.
Quelle: ORF/Günter Schilhan

Martin Walker über seine Wahlheimat: "Ich liebe diesen Ort und bewundere die Art, wie meine Nachbarn mit Veränderungen umgehen. Ihre Vorfahren haben sich immer wieder anzupassen vermocht - sei es der Eiszeit, Invasionen von Engländern, Mauren und Deutschen oder Kriegen von Königen und Großgrundbesitzerin, Katholiken und Protestanten, Revolution und Restauration. Jetzt passen sie sich dem vereinten Europa und dem Tourismus an, der Rezession und Immigration. Trotzdem bleiben sie sich immer treu und bewahren mit freundlicher Entschiedenheit ihre ganz eigene Lebensart und Gelassenheit. Ich bin diesem Ort und seinen Bewohnern herzlich zugetan; viele von ihnen haben mich zu den Figuren in meinem Roman inspiriert."

Ein Film von Günter Schilhan.

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