Kultur
Mähren - aus der Reihe "Der Geschmack Europas"
"Wie schmeckt Mähren?", fragt Lojze Wieser in der jüngsten Ausgabe der Reihe "Der Geschmack Europas" und begibt sich in die faszinierende Region im Osten Tschechiens, um diese anhand ihrer Küche, Kultur, Landschaft und Geschichte zu erkunden.
- Produktionsland und -jahr:
-
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 31.12.2023
Mähren umfasste einst die Westslowakei, Ostösterreich und einen Teil des heutigen Ungarn.
Quelle: ORF/Florian Gebauer
Neben kulinarischen Spezialitäten wie dem allseits bekannten Olmützer Quargel, Powidl oder den himmlischen Mehlspeisen, trifft man in dieser historisch bemerkenswerten Gegend auch noch auf die Pflege des traditionellen Handwerks, wie dem Blaudruck oder der Herstellung von handgeschöpftem Papier in einer der letzten Papiermühlen in Velké Losiny. Das hier produzierte Büttenpapier wird u.a. von Buchrestauratoren geschätzt.
Tradition trifft Innovation
Quelle: ORF/Florian Gebauer
Dass sich Tradition und Innovation die Hand reichen, um den Menschen ein Überleben zu ermöglichen, sieht man zum Beispiel in Lo¨tice, der Heimat des Tvaru¸ky - des Ölmützer Quargels. Hier kreiert Zdenka Po¨tulková in ihrer Konditorei Mehlspeisspezialitäten aus dem intensiv riechenden Rotschimmelkäse, der in der Region bereits seit dem 15. Jahrhundert hergestellt wird.
Unweit davon, in den Kellern des erzbischöflichen Palais von Kroměří¸ (zu Deutsch Kremsier) werden neben dem Wein des Olmützer Bischofs auch Weinbestände für den Vatikan gelagert. Doch die altehrwürdigen Gemäuer erlangten im Revolutionsjahr 1848 ebenso historische Bedeutung, als der geflohene konstituierende Reichstag hier einen Verfassungsentwurf erstellte, um die Habsburgermonarchie in einen föderalistischen Staat umzuwandeln.
Im vergangenen Jahrhundert war Mähren einem ständigen Wandel unterworfen: Grenzen haben sich immer wieder verschoben, Menschen wurden grausam vertrieben und - wie der Zeitzeuge Josef Vlasák zu berichten weiß - durch Stacheldraht Jahrzehnte lang daran gehindert, sich frei zu bewegen.
In Freilichtmuseen wie in Ro¸nov pod Radho¨těm werden die Vergangenheit und das heute aussterbende Handwerk lebendig gehalten. So auch von Milena Haboustová, die alte Rezepte der Region sammelt und die traditionelle Krautsuppe nach großmütterlichem Rezept zuzubereiten weiß.
Quelle: ORF/Florian Gebauer
Marcel Ihnačák, Koch des "Hotel Tanzberg" in Mikulov (Bild ganz oben), dem Geburtsort von Karl Renner, erweckt weitere traditionelle Speisen in neuer Interpretation wieder zum Leben.
So steht zum Beispiel der Eintopf Tscholent, eines der typischen Gerichte der jüdischen Küche, ebenso auf der Speisekarte wie die allseits bekannten Powidltascherln. Zwetschgen, Pflaumen und Powidl zählen zu den besonderen "Schätzen des Landes" und sind in allen Variationen in der mährischen und tschechischen Küche wiederzufinden, sei es in destillierter Form als Slivovitz oder in den unzähligen Mehlspeiskreationen wie Kolatschen, Buchteln und Liwanzen.
Den Abschluss der kulturkulinarischen Reise nach Mähren bildet ein Ausflug in den Norden der Region, zu den Quellen von Jeseník, die seit Jahrhunderten Heilung und Regeneration versprechen und an denen sich bereits Tolstoi erfreute.