"Woher kommst du eigentlich? Schwarze in Deutschland": Zwei Kinderpuppen sitzen in einem Regal zwischen Büchern.

Gesellschaft

Woher kommst du eigentlich? Schwarze in Deutschland

"Woher kommst du eigentlich" – so lautet eine der häufigsten Fragen, die Schwarze in Deutschland gestellt bekommen. Ebenso üblich ist der Griff ins Haar.

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Vorurteile, Ignoranz und Rassismus prägen bis heute den Alltag schwarzer Deutscher beziehungsweise Europäer. Wie gehen Afrodeutsche mit ihrer Geschichte um? Welche kolonial-rassistischen Muster prägen auch heute noch unsere Gesellschaft?

Die Dokumentation zeigt die wichtigsten Meilensteine: Wann und warum kamen Afrikanerinnen und Afrikaner nach Europa, und welche Interessen standen im Vordergrund? Welche Rolle spielten Schwarze während der Weltkriege, und wie war der Umgang mit Afrodeutschen nach dem Nationalsozialismus?

Eine verwobene Geschichte, die unsere Gegenwart prägt

Durch Einblicke in verschiedene historische Zeiten wird klar, dass es nicht DIE Geschichte der Schwarzen gibt. Nicht DIE Geschichte der Weißen. Es ist eine verwobene Geschichte, die unsere Gegenwart prägt. Erst wenn man die verschiedenen Perspektiven aller erkennt und erzählt und die Abhängigkeiten offenlegt, wird deutlich, wieso der Umgang mit unterschiedlichen Hautfarben bis heute problematisch sein kann.

Deutschland rühmt sich, "sehr spät und nur kurz" Kolonien gehabt zu haben. Doch viele Mitteleuropäer, darunter auch Deutsche, Schweizer und Österreicher, beteiligten sich schon früh am außereuropäischen Handel. Der Reichtum und Aufstieg europäischer vermeintlicher Wohltäter ist eng mit dem Dreieckshandel und damit mit dem Sklavenhandel des 17. bis 19. Jahrhunderts verbunden. Die Hocharistokratie "hielt" sich schwarze Kammerdiener, die zwar gut angezogen, aber bei genauerer Betrachtung geraubte Kinder waren und als Erwachsene im besten Fall Sklaven im goldenen Käfig.

Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Deutschen ihre Kolonien abgeben. Als die Franzosen mit ihren Schwarzen Kolonialsoldaten 1919 das Rheinland besetzten, war die Kränkung der Deutschen groß. Der Volkszorn brach in einer nie dagewesenen Verleumdungswelle über die "Schwarze Schmach", die ein Bild des "schwarzen Vergewaltigers" heraufbeschwor. Die so geschürte Angst vorm "schwarzen Mann" wirkt bis heute, so der Historiker Prof. Dr. Jürgen Zimmerer.

Wenig Deutsche kennen diese Geschichte

Die Bestsellerautorin und Journalistin Alice Hasters analysiert die damalige Situation wie folgt: "Das ist eben ein sehr fataler Umgang mit Aufarbeitung von rassistischer Geschichte, Geschichte von Unterdrückung. Weil diese Dinge, wenn man denkt - ach ja, wir können sie einfach vergessen, ohne dass wir sie richtig aufgearbeitet haben, dann ist es so, als ob man so eine Saat legt und irgendwie hofft, dass nie wieder Regen drauf fällt."

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es wieder so weit. Diesmal waren es die afro-amerikanischen Soldaten, die kamen und mit den deutschen weißen Frauen fraternisierten. Die deutsche Gesellschaft konnte sich aber auch im 20. Jahrhundert, nach dem Zweiten Weltkrieg, nicht vorstellen, wie sie mit schwarzen deutschen Kindern dieser Beziehungen umgehen könnte. Viele Kinder wurden ins Ausland adoptiert oder zumindest in Kinderheimen von der restlichen weißen Bevölkerung getrennt. Deutsch und schwarz sein war in den 1950er-Jahren für die Mehrheitsgesellschaft nicht vorstellbar.

Die Historikerin Yara-Colette Lemke Muniz de Faria hat sich jahrelang mit diesen Kindern der Besatzungssoldaten beschäftigt. Ihr Fazit: "Es war eine durch und durch biologistische rassistische Sichtweise auf diese Kinder. Und sie wurden mit allen Attributen belegt, die Jahrhunderte alt sind."

Die Filmemacherin Claire Wilisch trägt die facettenreiche Geschichte zusammen und zeigt anhand von Archivmaterial Einzelschicksale und Familiengeschichten kolonialer und euro-afrikanischer Zusammenhänge auf. Gleichzeitig schlägt sie den Bogen ins Heute und beleuchtet das Entstehen und Wachsen der "Schwarzen Community" und ihrer Anliegen in Deutschland.

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