Gesellschaft
Sucht auf Rezept - Wenn Medikamente abhängig machen
Marlies Faulend und Elisabeth Tschachler zeichnen den Lebensweg von Menschen nach, die von sich und anderen unbemerkt in eine Abhängigkeit von Medikamenten geraten.
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Der Film zeigt, wie Sucht entsteht, wo es Unterstützung für die Entwöhnung gibt und wie ein Leben danach gelingt.
Nur fünf Tropfen Valium nimmt Doris Grötzer anfänglich, nur schnell zum Einschlafen braucht sie das Medikament. Doch aus den fünf Tropfen werden bald zehn, dann nimmt sie das Beruhigungsmittel nicht nur abends, schließlich sind es 150 Tropfen täglich.
Aus Kleinstmengen wird Abhängigkeit
Bei Wolfgang Ebser tritt im Alter von 35 Jahren plötzlich eine Muskelerkrankung auf. Sein Arzt verschreibt ihm Xanor, ein muskelentspannendes Arzneimittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. Mit ihm bleibt Wolfgang Ebser arbeitsfähig, aber nur, wenn er die Dosis stetig erhöht. Nach 13 Jahren nimmt er schließlich ein 20-faches der verordneten Menge, es wundert ihn selbst, dass der hohe Konsum seiner Hausärztin nicht auffällt. Denn Benzodiazepine machen schon nach wenigen Wochen abhängig, der Entzug zählt zu den schwersten überhaupt.
Quelle: ORF/Langbein & Partner Media.
Die Schicksale der beiden sind typisch für eine Sucht, die fernab der Drogenszene entsteht, von der schätzungsweise 150.000 Menschen in Österreich und 1,5 Millionen in Deutschland betroffen sind, Frauen häufiger als Männer, Ältere öfter als Jüngere. Und die eines kennzeichnet: Sie wird zu 90 Prozent von Ärzten verursacht, wie Michael Musalek sagt, der ärztliche Leiter des Anton-Proksch-Instituts in Wien, einer der größten Suchtkliniken Europas. Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial haben Schmerzmittel genauso wie Schlaf- und Beruhigungsmedikamente, allesamt Arzneimittel mit hohen und immer noch steigenden Verschreibungs- und Verkaufszahlen.
Der Film von Marlies Faulend und Elisabeth Tschachler erzählt aus dem Alltag heraus und bleibt nah an den Menschen. Sowohl Doris Grötzer als auch Wolfgang Ebser haben den Entzug geschafft und wissen heute wieder, was Lebensqualität bedeutet. Doch nicht allen gelingt dieser schwere Weg.