Gesellschaft

Munitionslager Mitholz - Ein Schweizer Dorf wird evakuiert

Mitholz, ein Dorf im Berner Oberland, wurde 1947 durch die Explosion eines Munitionsdepots der Schweizer Armee zerstört. Nach Jahrzehnten der Geheimhaltung erfährt die Bevölkerung 2018, dass die Gefahr nicht gebannt ist. Nun muss sie ihre Heimat verlassen.

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Während des Zweiten Weltkrieges baute die Schweizer Armee in der Fluh von Mitholz ein riesiges Munitionslager. Es sollte den Nachschub für die Truppen, die sich ins Reduit der Alpenfestung zurückgezogen haben, gewährleisten. Eine Strategie, die auf General Henri Guisan zurückgeht, der glaubte, die Schweiz so am besten verteidigen zu können.

Tatsächlich blieb die Schweiz, abgesehen von einigen Bombardierungen an der Grenze, vom Krieg verschont. Mehr Probleme als der Feind schaffte der Armee die Lagerung der Munition. Unmittelbar nach dem Krieg kam es zu Explosionen in Munitionsdepots. Die Armeeführung diskutierte Massnahmen, verzichtete jedoch darauf, die Vorschriften für die Lagerung der Munition zu verschärfen.

In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 1947 kam es in der Fluh von Mitholz zur Katastrophe. Drei Explosionen zerstörten nicht nur das Munitionslager, sondern auch das Dorf. Neun Menschen starben. Das Dorf Mitholz wurde dank Entschädigungen des Bundes wiederaufgebaut. Die tragische Geschichte geriet in Vergessenheit.

Die Armee räumte das zerstörte Munitionsdepot und versenkte Hunderte von Tonnen Munition im Thunersee. Sie verschwieg jedoch der Bevölkerung, dass unter dem eingestürzten Felsen über 3000 Tonnen Munition verschüttet blieben. Erst 70 Jahre später, Ende Juni 2018, überbringen Vertreter des VBS den Bewohnerinnen und Bewohnern von Mitholz die Hiobsbotschaft.

Im Februar 2020 erfahren sie schliesslich von Bundesrätin Viola Amherd, dass das VBS die verschüttete Munition räumen will. Nach einer Vorbereitungszeit von zehn Jahren müssen die Bewohnerinnen und Bewohner das Dorf spätestens 2030 verlassen. Sie können frühestens 2040 wieder ins Dorf zurückkehren.

Regina und Paul (l.) Trachsel, Protagonisten des Films, beim Frühstück.
Quelle: SRF

Die Konsequenzen sind ein Schock für die Bevölkerung. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner sind seit Generationen in Mitholz verwurzelt. Die Aussicht, die Heimat wohl für immer zu verlassen, lastet schwer. Einige können dies akzeptieren, weil damit die Gefahr der verschütteten Munition für künftige Generationen aus der Welt geschafft wird. Andere sind nicht bereit, ihr Zuhause aufzugeben. Bis hierher schildert der Film die Ereignisse.

Inzwischen hat das VBS seine Strategie angepasst. Im März 2022 hat es der Bevölkerung mitgeteilt, dass der Gefahrenperimeter, aus dem die Bewohnerinnen und Bewohner zwingend wegziehen müssen, nicht mehr das ganze Dorf umfasse. Das bedeutet, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung während der Räumungsarbeiten im Dorf verbleiben könnten.

Jene, die ausharren würden, wären jedoch über Jahre mit einer grossen Baustelle konfrontiert: Lärm, Dreck und vorübergehende Evakuationen – eine massive Einschränkung ihrer Lebensqualität. Es ist im Moment noch offen, für welche Bewohnerinnen und Bewohner dies eine Alternative zum Wegzug sein wird.

Weil Schutzbauten für Bahn und Strasse notwendig sind, müssen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner das Dorf auf jeden Fall bereits 2025 verlassen.

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