Gesellschaft
Home Sweet Home - 40 Jahre Frauenhausbewegung
Im Fokus von Susanne Rieglers Dokumentation "Home Sweet Home" stehen von Gewalt betroffene Frauen, für die im Frauenhaus ein komplett neues Leben begonnen hat.
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Susanne Riegler versucht den enormen Kraftakt dieses Neubeginns begreifbar zu machen, indem sie die Vielfalt der Frauenhausarbeit aufzeigt und viel vom Innenleben ländlicher und städtischer Frauenhäuser zeigt.
Das bis Mitte der 1970er Jahre geltende Familienrecht in Österreich stammte von 1811: Der Mann war das Oberhaupt der Familie und behielt die Obsorge für die Kinder auch nach einer Scheidung. Die Frau hatte meist kein eigenes Einkommen und konnte sich eine Trennung schlicht nicht leisten.
Trennung für Frauen nicht leistbar
Quelle: ORF/Susanne Riegler
Vergewaltigung in der Ehe war nicht strafbar, was innerhalb der eigenen vier Wände passierte, galt als Privatangelegenheit. Es gab keine Statistiken zum Thema Gewalt, keine Forschung, keine Publikationen. In diesem gesellschaftlichen Klima wurde 1978 in Wien das erste Frauenhaus eröffnet.
Obwohl viele Menschen in Österreich der Meinung waren, dass es Gewalt gegen Frauen in der Familie nicht gibt, gelang es einer Gruppe von Studentinnen der Sozialakademie mit Hilfe engagierter Politikerinnen, wie Johanna Dohnal und Irmtraut Karlsson, das Projekt Frauenhaus auch in Österreich zu starten. Schon vor der offiziellen Eröffnung fanden dort Frauen und deren Kinder, die dringend Schutz und Unterstützung brauchen, eine Unterkunft.
Die Journalistin Susanne Riegler blickt in ihrem Film "Home Sweet Home" zurück auf 40 Jahre Frauenhausbewegung in Österreich, trifft die Protagonistinnen der ersten Stunde, Pädagoginnen und Psychologinnen, die in den österreichischen Frauenhäusern arbeiten und Betroffene.
Noch heute viele Betroffene
Quelle: ORF/Susanne Riegler
Laut Statistik ist jede 5. Frau in Österreich von Gewalt durch ihren Partner oder Ehemann betroffen. Vor allem die Gespräche mit den Verzweifelten, die oft mit ihren Kindern in einem der Frauenhäuser Schutz gesucht und bekommen haben, machen Susanne Rieglers Film zu einem eindrücklichen Zeitdokument. In diesen Interviews wird die gesellschaftspolitische Dimension der Frauenhausbewegung greifbar.
Für die betroffenen Frauen beginnt in dem Moment, in dem sie Zuflucht und Schutz in einem Frauenhaus suchen, oft ein komplett neues Leben - ein Leben, das mit Hilfe der Frauenhausmitarbeiterinnen auf ein neues Fundament gestellt wird und zwar nicht nur materiell. Diesen enormen Kraftakt beiderseits, der nach außen hin praktisch nicht wahrgenommen wird, macht der Film nachvollziehbar.