Gesellschaft
Das Geschäft mit den Haustieren
Luxus-Medizin, Biokost oder Unterhaltungsprogramme - das Wohl unserer kleinen Lieblinge darf gerne etwas kosten. Das Geschäft mit der Tierliebe gilt als krisensichere Branche mit Gewinngarantie, ein boomendes Milliardenbusiness.
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Denn Stubentiger und Weggefährte Hund sind heutzutage Familienmitglieder und die Pflege einer harmonischen Mensch-Haustier Beziehung gehört zum guten Ton.
Quelle: ORF/Bernhard Höfer
Die Philosophin Katharina Lacina konstatiert: "Es ist schon signifikant für unsere heutige Gesellschaft, dass wir ein meines Erachtens relativ schizophrenes Verhältnis zu Tieren haben. Auf der einen Seite das verzärtelte Haustier, auf der anderen das Schreddern von Küken.
Für den österreichischen Kulturwissenschafter Fahim Amir ist klar: "Haustiere sind das Herz einer herzlosen Welt."
Aqua-Jogging gegen Rückenprobleme, kräuterreiche "Detox"- Biokost gegen Magenverstimmungen, handgefertigte Accessoires für das richtige Auftreten oder Designerbettchen für erholsamen Schlaf - unseren vierbeinigen Lieblingen soll es an nichts fehlen, weder zu Hause noch im Urlaub.
Luxushotels für Luxushunde
Selbst Luxushotel bieten jetzt feine Extras für die vierbeinigen Lieblinge: Der Küchenchef persönlich serviert Beef Tartar, saisonalen Fisch oder pochierte Kapaunbrust.
Geschlafen wird im feinen, handgefertigten Bettchen, zum Fernsehen gibt es Hundechips oder das personalisierte Hirschgeweih. "Für Stammgäste wird der Name des Hundes natürlich eingraviert", freut sich Hoteldirektorin und Hundebesitzerin Susanne Dulis.
Quelle: ORF/Bernhard Höfer
Der Deutsche Torsten Toeller, der Gründer der Gründer der größten Heimtierbedarfskette Europas: "Wir haben mehr Kleinhaushalte und Einpersonenhaushalte, auch die Tierhaltung wächst leicht in den meisten europäischen Ländern und in Österreich haben rund 50% der Haushalte ein Tier, von da her haben wir ein krisensicheres Business, auch wenn es mal in der Wirtschaft nicht so gut geht, sparen die Menschen nicht sofort an den Ausgaben rund ums Tier. So werden wir auch in den nächsten Jahren wachsen können."
Kekse und Torten für Fiffi und sein Herrl
Quelle: ORF/Bernhard Höfer
Das boomende Milliardengeschäft trägt jährlich neue Stilblüten, spornt immer mehr selbsternannte Jungunternehmerinnen und -unternehmer an, am großen Kuchen mitzunaschen. So werden auf Dachböden Gläschen mit regional produziertem Biofutter eingewickelt, im Wohnzimmer Luxus-Halsbänder genäht oder im Hinterhof Kekse für Mensch und Tier gebacken. Regionalität, Handarbeit und Bio-Qualität liegen auch hier im Trend.
Natürlich gehört zur täglichen Pflicht eines liebenden Frauchens oder Herrchens ebenfalls die Beziehungsarbeit! Ausgedehnte Spaziergänge, Hundesport oder stundenlanges Spielen gehören zum guten Ton einer harmonischen Mensch-Haustier-Beziehung und auch in den neuen Medien wird kräftig geschnurrt: sogenannter "Cat-Content", also Katzenvideos, sind ein Klickgarant im Internet.
Und natürlich geht die Tierliebe weit über ein Tierleben hinaus. So profitieren Tierfriedhöfe, Tierpräperatorinnen genauso wie die Schmuckindustrie, denn ein Anhänger aus der Asche von Bello ist längst kein Tabu mehr.
Der berühmte Hundetrainer Martin Rütter fasziniert mit seinen Shows die Massen, im Fernsehen wie auf der Bühne: Er gesteht: "Viele halten mich für bekloppt, aber ich habe die Asche meines Hundes zu einem Stein verarbeiten lassen".
Ein Film von Constanze Griessler und Franziska Mayr-Keber.