
Gesellschaft
Poker in Brüssel - Der Kampf um die Corona-Milliarden
Im Juli 2020 ringen die 27 europäischen Staatschefs in Brüssel um einen 750 Milliarden schweren Wiederaufbaufonds, der die wirtschaftlichen Folgen von Corona abmildern soll.
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Deutschland 2021
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Von dem Fonds profitieren vor allem die Länder im Süden Europas. Sie wurden aber auch besonders hart von Covid 19 getroffen. Viele Menschen starben und die Wirtschaft brach ein. Wenn sie in finanzielle Not geraten, könnte das das Ende des Euro bedeuten.
Albtraum Schuldenunion
Finanziert werden soll der Fonds durch gemeinsame Schulden aller EU-Länder. Doch die EU hat sich noch nie im Auftrag ihrer Mitgliedstaaten verschuldet. Und nicht alle Mitgliedsstaaten sind für dafür. Einige Länder des Nordens wehren sich vehement dagegen. Insbesondere die „sparsamen Vier“: Niederlande, Österreich, Schweden und Dänemark lehnen es ab. Der Niederländer Mark Rutte wird zum "Monsieur No" Europas. Er ist strikt gegen hohe Investitionen.
Einer der längsten EU-Gipfel aller Zeiten
Zwischen den europäischen Staatsoberhäuptern beginnen zähe Verhandlungen. Zunächst monatelang nur per Videokonferenz. Dann treffen sie sich im September 2020 in Brüssel. 92 Stunden dauern ihre Verhandlungen. Oft sieht es so aus, als würden sie sich nicht einigen können über die Höhe des Sanierungsplans und dessen Finanzierung.
Doch Angela Merkel schafft es schließlich das Blatt zu wenden und auch die „sparsamen Vier“ zu überzeugen. Deutschland willig ein, gemeinsam mit den anderen EU-Ländern Schulden zu machen und zeigt so, dass es Verantwortung für die europäische Gemeinschaft übernimmt.
Europa hat es geschafft
Letztendlich stimmen alle 27 EU-Staaten einer gemeinsamen Verschuldung zu. Der 750-Milliarden schwere Wiederaufbaufonds teilt sich auf in 390 Milliarden Subventionen und 360 Milliarden Kredite. Zur Finanzierung haben die Mitgliedstaaten die Einführung neuer Eigenmittel gefordert, darunter eine CO2-Grenzsteuer, eine Finanztransaktionssteuer und die Besteuerung digitaler Dienstleistungen.