4 Mülltonnen für Restmüll, Bioabfall, Altpapier und Gelber Sack stehen nebeneinander

Gesellschaft

Recycling: "Die Produktion muss zirkulärer werden"

Der Klimawandel erzwingt eine neue Form des Wirtschaftens. Ohne Kreislaufwirtschaft werde es nicht gehen, sagt Peter Kurth, Verbandschef der Entsorgungsbranche.

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makro: Sie schreiben auf Ihrer Internetseite: "Die Kreislaufwirtschaft wird in den kommenden Jahren zu einem zunehmend wichtigeren Akteur wirtschaftlichen Wandels werden." Was ist dabei Ihre Rolle?

Peter Kurth: Ich würde es heute sogar noch deutlicher sagen: Wenn wir ambitionierte Klimaziele erreichen und trotzdem ein wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort bleiben wollen, wird es ohne Kreislaufwirtschaft nicht gehen. Wir müssen vom Ressourcenverbrauch zum Ressourcengebrauch kommen. Wir müssen Materialien gebrauchen, statt sie zu verbrauchen. Das heißt, die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft wird in der Tat zunehmen. Das hat die europäische Kommission im Green Deal auch erkannt. Diese Erkenntnis wünschen wir uns auch von der Politik in Deutschland.

makro: Dann lassen Sie uns doch mal einen Fahrplan entwerfen. Für den European Green Deal gibt es ja schon einen. Wie soll das also gehen mit der Kreislaufwirtschaft?

Kurth: Ich würde mir zunächst vorstellen, dass wir in der kommenden Legislaturperiode die Kreislaufwirtschaft als Aufgabe ins Wirtschaftsressort packen. Wir reden über eine andere Form der Produktion. Die Produktion muss zirkulärer werden. Das ist eine Aufgabe der Wirtschaftspolitik.

Ich würde mir wünschen, dass die öffentliche Hand, die jedes Jahr für 400 Mrd. Euro einkauft, anfängt, nur noch Materialien zu kaufen, die ohne Einschränkungen recyclingfähig sind. Und auch nur noch Materialien kauft, die aus einem Recyclingprozess stammen. So geht es los. Das steht übrigens schon im Gesetz. Die öffentliche Hand muss nur ihr eigenes Gesetz beachten. Das heißt, hier hätten wir so den größten Marktteilnehmer gewonnen, der in die Kreislaufwirtschaft einsteigt.

Und dann brauchen wir die richtigen Instrumente. Warum fangen wir nicht an, das, was die Europäische Kommission erst in einigen Jahren anstrebt, in Deutschland etwas früher vorzugeben - nämlich Mindesteinsatzquoten von Recyclingmaterial für Gebäude, für die Automobilproduktion und anderes.

Zur Person

  • Peter Kurth ächelt in die Kamera

    BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft

makro: Sie sagen, Kreislaufwirtschaft habe eine große Bedeutung für Klimafragen. Die E-Mobilität natürlich auch. Wie positionieren Sie sich in der Kreislaufwirtschaft zu diesem Thema?

Kurth: Zunächst einmal waren wir überhaupt nicht happy, dass man bei der Einführung der E-Mobilität wieder an alles gedacht hat - nur nicht an die Entsorgung. Wer in einen E-Roller eine Batterie so einbaut, dass sie nicht vom Gerät gelöst werden kann, macht das gesamte Gerät im Zweifelsfall zum Sondermüll. Dann kann man es auch nicht mehr recyclen.

Hier müssen wir bei der Produktion schon so denken, dass Kreislaufwirtschaft und Recycling möglich werden. Das ist bei der E-Mobilität in weiten Teilen nicht passiert.

Wir haben bei den Batterien ein Riesenproblem. Ich finde gut, dass jetzt immer mehr Firmen in das Batterierecycling einsteigen, auch Unternehmen aus der chemischen Industrie. Aber das ist etwas, was natürlich am Anfang hätte stehen müssen. Wir haben E-Mobilität eingeführt, ohne Recycling mitzudenken.

makro: Wenn Sie jetzt einen Wunsch frei hätten, der Ihnen von der Politik erfüllt würde - welcher wäre das, um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen?

Kurth: Mein größter Wunsch wäre eine Mindesteinsatzquote für Recyclingmaterialien. Überall da, wo es geht.

makro: Glauben Sie, dass man technisch schon so weit ist, dies ohne Probleme hinzukriegen?

Kurth: Ja. Die meisten Unternehmen zeigen, dass es geht und dass sie darauf vorbereitet sind. Die EU-Kommission hat es außerdem schon beschlossen.

makro: Warum wird es dann nicht einfach gemacht?

Kurth: Weil wir hier im Land eine klare Verankerung für die Kreislaufwirtschaft noch nicht haben. Das Umweltressort ist zuständig für die Entsorgung und die Abfalldimension. Das ist aber nicht Kreislaufwirtschaft. Das Ressort versteht sich viel zu oft als Bremser für eine neue Entwicklung, die natürlich auf die Produktion Einfluss nimmt.

Es muss politisch verstanden und durchgesetzt werden, dass eine wettbewerbsfähige Wirtschaft von morgen eine zirkuläre sein muss. Und dass wir heute den Rahmen dafür bereiten.

Das Interview führte Eva Schmidt.

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