Tobias Moretti (Luis Trenker).

Film

Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit

Luis Trenker war umjubelter Filmstar, preisgekrönter Regisseur, Familienmensch und Frauenheld. Als das Fernsehen kam wurde er zum amüsanten Geschichtenerzähler mit einem Augenzwinkern und einem Gesicht wie die Eiger Nordwand.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2015
Datum:

Tobias Moretti deckt in einer Glanzrolle mit ironischer Gnadenlosigkeit alle Facetten Trenkers auf. Seine wilde Affäre und spätere Feindschaft mit Leni Riefenstahl bildet den Rahmen für Regisseur Wolfgang Murnbergers humorvolle Annäherung an die Südtiroler Alpinisten-Ikone.

Berge, Ehrgeiz, Liebe, Eifersucht und der Kampf um den persönlichen Erfolg bestimmen den Spannungsbogen von "Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit". Nach einem Drehbuch von Peter Probst erzählt Wolfgang Murnberger die Geschichte der Südtiroler Bergsteigerlegende Luis Trenker - dargestellt von Tobias Moretti. Im Zentrum der Geschichte von und um Luis Trenker steht die konfliktreiche Dreiecksbeziehung zwischen ihm, der schönen und ehrgeizigen Leni Riefenstahl und seinem Freund und späteren Konkurrenten, dem Regisseur Arnold Fanck. Vor der Kamera neben Tobias Moretti auch "Buhlschaft" Brigitte Hobmeier als Leni Riefenstahl und André Jung als Arnold Fanck. Weiters spielen Barbara Romaner ("Janus"), Arndt Schwering-Sohnrey, "James Bond"-Bösewicht Anatole Taubman u. v. m.

Mehr zum Inhalt:

Tobias Moretti (Luis Trenker).
Tobias Moretti als Luis Trenker - in typischer Pose!
Quelle: ORF/Epo Film/Roxy Film/Christian Hartmann

Luis Trenker (52) - Südtiroler Bergsteigerlegende, Schauspieler und Regisseur - reist im Sommer 1948 zu den Filmfestspielen nach Venedig. Im Gepäck hat er hochbrisantes Material: Die angeblichen Tagebücher Eva Brauns, die diese Trenker in den letzten Kriegstagen in Kitzbühel anvertraut habe und die er nun dem amerikanischen Hollywood-Agenten Paul Kohner (46) zur Verfilmung anbietet. Kohner wittert in den recht anzüglichen Aufzeichnungen, in denen auch Trenkers ehemalige Geliebte und Konkurrentin Leni Riefenstahl eine nicht unbedeutende Rolle spielt, einen Sensationsfund.

Wir springen ins Jahr 1926, zu den Anfängen der Beziehung zwischen Trenker und Riefenstahl (22). Trenker lernt die junge, ehemalige Tänzerin bei den Dreharbeiten zu "Der heilige Berg", einem Film des Bergfilmpioniers Arnold Fanck (35), kennen und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihr.

Allerdings wirft bald auch der begnadete Skifahrer und Kameramann Hans Schneeberger (30) ein Auge auf die zielstrebige und karrierebewusste Deutsche. Riefenstahl, die die sie umgebenden Männer geschickt gegeneinander auszuspielen weiß, wendet sich nach einem nächtlichen Streit vom eifersüchtigen Trenker ab und Schneeberger zu.

Tobias Moretti (Luis Trenker).
Tobias Moretti (Luis Trenker) empfängt bei der Premiere von "Der Heilige Berg" NS-Größen
Quelle: ORF/Epo Film/Roxy Film/Christian Hartmann

Bei der Premiere des "Heiligen Bergs" kommt es zum endgültigen Bruch zwischen dem mittlerweile zum Traumpaar des Deutschen Films avancierten ehemaligen Liebespaar: Trenker - gekränkt, dass sein Name auf den Filmplakaten wesentlich kleiner gedruckt ist als der Riefenstahls, um die sich die Presse förmlich reißt - nennt seine Filmpartnerin öffentlich eine "ölige Ziege".

Damit entbrennt der Machtkampf zweier der größten Filmschaffenden ihrer Zeit. Fortan versuchen sowohl Trenker, als auch Riefenstahl, den Anderen auf künstlerischer Ebene zu übertrumpfen.

 Brigitte Hobmeier (Leni Riefenstahl), Tobias Moretti (Luis Trenker).
Brigitte Hobmeier (Leni Riefenstahl), Tobias Moretti (Luis Trenker) - vom Traumpaar zu Feinden.
Quelle: ORF/Epo Film/Roxy Film/Christian Hartmann.

Zurück in der Gegenwart des Jahres 1948. Während Trenker noch ahnungslos im schönen Venedig weilt, findet vor dem Landgericht München ein aufsehenerregender Plagiatsprozess statt, den die Eltern Eva Brauns angestrengt haben.

In dem Verfahren geht es um die Frage nach der Echtheit der vermeintlichen Tagebücher ihrer Tochter, durch deren zweifelhaften Inhalt sich auch Leni Riefenstahl, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, massiv diffamiert fühlt. Sie bezichtigt Luis Trenker als Urheber der Fälschung. Unterdessen versucht Paul Kohner in Venedig, den ihm von Trenker angebotenen Tagebuch-Stoff bei amerikanischen Studiobossen zu lancieren.

Felix Hellmann (Hans Schneeberger), André Jung (Arnold Fanck).
Dreharbeiten in den Bergen.
Quelle: ORF/Epo Film/Roxy Film/Christian Hartmann.

Trenker und Kohner kennen sich aus alten Zeiten - der Zusammenarbeit bei Trenkers erstem Film "Der Rebell", der ihn damals die Gunst und Bewunderung von Hitler und Goebbels gewinnen lässt. Während sich andere Künstler wie Arnold Fanck durch ihre Weigerung, der NSDAP beizutreten, selbst ins Abseits katapultieren, und auch Leni Riefenstahl mit ihrem Film über den Nürnberger Parteitag erstmals an Grenzen stößt, gelingt dem gerissenen, anpassungsfähigen Luis Trenker auch mit seinem nächsten großen Film, dem "Verlorenen Sohn", erneut ein immenser Erfolg. Beflügelt von soviel Zuspruch, wird er immer wagemutiger und setzt sich zunehmend über die Maßgaben der seine Filme finanzierenden NS-Regierung hinweg.

Zum Eklat mit Goebbels kommt es 1937, als Trenker in seinem Film "Condottieri" Hitlers Leibstandarte als Komparsen vor dem Papst auf die Knie fallen lässt. Derart provoziert, lässt Goebbels den in Ungnade gefallenen Trenker "kaltstellen". Als der seine Felle davonschwimmen sieht, reist er in der Hoffnung, dass Leni Riefenstahl eventuell ein gutes Wort bei Hitler für ihn einlegen könnte, zum "Tag der deutschen Kunst" nach München, wo es nochmals zu einer Annäherung zwischen beiden kommt. Doch Trenker agiert weiterhin äußerst ungeschickt, indem er in der Optionsfrage - in der es um die Entscheidung der deutschstämmigen Südtiroler für eine Umsiedlung ins Deutsche Reich, oder aber fürs Dableiben und damit die Aufgabe ihre Sprache und Kultur geht - zu lange unentschieden bleibt. Während Leni Riefenstahl noch bis Kriegsbeginn weiterhin erfolgreich Filme machen kann, bekommt Trenker, obwohl er in letzter Sekunde doch noch optiert und sich in Briefen an Hitler zu rehabilitieren versucht, keinen Fuß mehr auf den Boden.

Venedig 1948. Aus München erreicht Trenker die Nachricht, dass er der Fälschung der Eva Braun Tagebücher bezichtigt wird, die er gegenüber seiner Frau Hilda (40) inzwischen offen eingesteht. Trenker gelingt es, Leni Riefenstahl zu einem Treffen in Kitzbühel zu bewegen. Er will sie überreden, ihre Klage zurückzuziehen, doch Riefenstahl denkt gar nicht daran - zumal sie über Beweise für die Fälschung der Tagebücher verfügt. Und so gehen die einstigen Gefährten unversöhnt auseinander. Zurück in Venedig, erwartet Trenker die nächste Niederlage: von den banalen und intimen Details der "Tagebücher" abgestoßen, ziehen sich die Amerikaner aus den Verhandlungen zurück. In München verfügt unterdessen das Gericht, dass die Tagebücher mit dem Hinweis, dass es sich nicht um authentische Texte Eva Brauns handle, weiterhin verbreitet werden dürfen. Obwohl alles auf Trenker hindeutet, konnten die Fälscher nicht ermittelt werden. Luis Trenker zieht sich in seine Südtiroler Heimat zurück, wo er in den 50er und 60er Jahren eine zweite Karriere als "Märchenonkel" startet.

"Als Jugendlicher hatte ich eigentlich ein Nicht-Verhältnis zu dem Menschen, seine Filme allerdings empfand ich damals schon als absurd, aber dennoch faszinierend in ihrem dramatischen Anspruch." Tobias Moretti über Luis Trenker

"Als Jugendlicher hatte ich eigentlich ein Nicht-Verhältnis zu dem Menschen, seine Filme allerdings empfand ich damals schon als absurd, aber dennoch faszinierend in ihrem dramatischen Anspruch. Ich meine, Trenker hat so viele verschiedene Gesichter, aber auch mindestens ebenso viele Haltungen an den Tag gelegt. Das war der Grund, warum ich gezögert habe, weil so ein Projekt eine klare Zuordnung braucht. Und mit der Gegenüberstellung von Dichtung und Wahrheit war dies gegeben. Trenker hat alle polarisiert, vom einfachsten Menschen bis zu den Diplomaten", erklärt Tobias Moretti, der besonders die Arbeit mit Wolfgang Murnberger sehr zu schätzen weiß: "Mit Murnberger habe ich ja kurz zuvor 'Das ewige Leben' gemacht und schon andere Filme und mag seine ironische Distanz nicht nur zur Situation, sondern auch zu den Figuren. Daher hatte ich manchmal den Eindruck, als würde ich meiner Figur im Spiegel zuschauen, aber nie denunzierend, sondern mit warmem Befremden. Ich habe selten bei einer Arbeit solch eine gelassene Zuversicht empfunden für das, was wir da machen."

"Wir hatten die reinste Freude daran, uns in diese Szenen zu schmeißen, Leni und Trenker miteinander ringen zu lassen" Brigitte Hobmeier über ihre Rolle als Leni Riefenstahl

"Um ganz ehrlich zu sein: Ich wusste nicht mal, dass Leni Riefenstahl eine Schauspielerin war, geschweige denn Tänzerin. Alles, was mir über sie bekannt war, waren ihre Reichsparteitagsfilme, der Olympiafilm und ihre späten Arbeiten als Fotografin. So ging es mir übrigens auch mit Luis Trenker. Ich kannte ihn nur als diesen komischen, verschrobenen Geschichtenerzähler aus dem Fernsehen. Das hat sich natürlich während der Drehvorbereitungen massiv verändert. Ich glaube nicht, dass Leni Riefenstahl rein aus Karriereambitionen ihre Lebensentscheidungen getroffen hat. Mich hat durchwegs ihre Sehnsucht nach einem künstlerischen Leben fasziniert. Ihr kreativer Formungswille war bis ins späte Alter ungebremst. Es ist doch schade, dass ihr Leben dann doch so kurz kommt in dem Film. Ich hoffe, dass sich noch viele Filmschaffende an ihr abarbeiten werden", sagt Brigitte Hobmeier über Riefenstahl und Trenker und erzählt weiter von den Vorbereitungen mit Kollege Tobias Moretti: "Tobias ist ein schlauer Schauspieler, der sich mit seichtem Firlefanz nicht abgibt. Und ich mag schlaue Schauspieler. Wir hatten die reinste Freude daran, uns in diese Szenen zu schmeißen, Leni und Trenker miteinander ringen zu lassen. Das rechne ich ihm hoch an, dass er den Trenker nicht verteidigen wollte als einen Gutmenschen (der er definitiv nicht war). Die Lust an den Schattenseiten eines Charakters wohnt uns vielleicht beiden inne. Für uns heute erscheint der damalige Stil ja irrsinnig aufgesetzt und der Manierismus des damaligen Spiel- und Tanzstils sehr fremd. Aber genau das war auch wichtig für uns. Sich dem expressionistischen Zeitstil zu nähern. Leni Riefenstahl soll ja ein extrem humorloser Mensch gewesen sein. Und ihre Wutanfälle sind legendär. Das wollte ich mit einbringen und nicht nur Geschichtsdaten abhaken."

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